Tourismusbranche: Erhebliche Einbußen wegen Corona
Wenige Branchen leiden unter der Corona-Pandemie so sehr wie der Tourismus. Denn damit verknüpft sind Hotels, Pensionen, die Gastronomie und andere Dienstleister. Anfang Februar hat das Tschechische Statistikamt die Zahlen für das Geschäftsjahr 2020 veröffentlicht.
Im vergangenen Jahr wurden in Tschechien insgesamt 10,8 Millionen Touristen beherbergt. Im Jahresvergleich ist das ein Rückgang um 51 Prozent. An ausländischen Gästen waren hierzulande fast drei Viertel weniger zu Besuch als 2019. In den Hotels, Pensionen und auf Campingplätzen verbrachten die Touristen insgesamt 31,2 Millionen Nächte, was ein Minus von 45,3 Prozent darstellt. Schon im vergangenen Sommer wies der tschechische Journalist und Kommentator Luboš Palata darauf hin, dass die Einbußen gerade in dieser Branche deutlich zu spüren sein werden:
„In Tschechien handelt es sich um einen sehr bedeutenden Wirtschaftszweig, der Hunderte Milliarden Kronen generiert. Der Tourismus bringt einigen Hunderttausend Menschen eine damit direkt verbundene Arbeit. Zudem sind weitere Hunderttausende für die Branche vermittelnd tätig.“
Von den Verlusten des letzten Jahres betroffen ist auch das mährische Olomouc / Olmütz. Die Stadt verfügt über das zweitgrößte Denkmalschutzgebiet in Tschechien. Besucher können hier beispielsweise die im Unesco-Weltkulturerbe eingetragene Dreifaltigkeitssäule besichtigen. Laut Statistikamt waren dies im dritten Quartal 2020 aber lediglich 43.000 Gäste, 33.000 von ihnen waren Einheimische aus ganz Tschechien. Ein Jahr zuvor, als auch ausländische Gäste noch ungehindert reisen konnten, zählte die Stadt im gleichen Zeitraum 62.000 Besucher. Karin Vykydalová ist die Leiterin der Abteilung Tourismus beim Olmützer Magistrat. Ihr zufolge sei vor allem die Kongress- und Tagungswirtschaft stark eingebrochen, und das werde sich auch so schnell nicht ändern:
„Die Lage ist auch deshalb schwierig, weil nicht alle Unterkunftseinrichtungen geöffnet sind. Viele Firmen wählen jetzt verstärkt die Online-Kommunikation, um miteinander konferieren zu können. Und Dienstreisen von Vertretern kleinerer Firmen sind nur von kurzer Dauer. Doch dies ist ein weltweites Problem.“
Im vorigen Jahr wurde Olmütz am häufigsten von Touristen aus Prag, aus Mittelböhmen, Mährisch-Schlesien und aus dem Kreis Zlín besucht. In Zusammenarbeit mit der hiesigen Palacký-Universität hat die Stadt dann auch ein Profil des typischen Olmütz-Touristen erstellt, erläutert Vykydalová:
„Es ist eine Frau im Alter von 35 bis 60 Jahre. Bei Befragungen häuft sich zudem die Antwort ‚Eltern mit Kindern‘, was nicht unbedingt typisch ist für Olmütz in normalen Zeiten.“
Für das laufende Jahr erhofft sich Vykydalová wieder einen leichten Aufschwung im Stadttourismus. Ihre Erwartungen schraubt sie dennoch nicht allzu hoch:
„Auch diese Saison wird noch keine vollwertige sein, weil uns die ausländischen Gäste immer noch fehlen werden.“
Vykadalovás Aussage wird zudem durch eine Entscheidung der Regierung bekräftigt, die Ende Januar angeordnet hat, dass Ausländer nur noch aus wichtigen Gründen in Tschechien einreisen dürfen. Zur Begründung dieses Schrittes sagte Außenminister Tomáš Petřícek (Sozialdemokraten):
„Auch für Ausländer gelten in Tschechien die Ausgangssperre und all die Beschränkungen, die die tschechischen Bürger zu berücksichtigen haben. Und es ist notwendig hinzuzufügen, dass in der Praxis ohnehin alle Hotels und Restaurants geschlossen sind, und der Tourismus so nicht funktioniert. Für alle, die zum Zweck des Tourismus zu uns kommen wollen, mussten wir klar definieren, das eine Einreise aus diesem Grund momentan nicht erwünscht ist.“