Tschechien erwirbt Archiv von Kupka-Gönner Jindřich Waldes

Foto: Barbora Kmentová

František Kupka gilt als der Pionier der abstrakten Malerei. Er wurde in Tschechien geboren, hat aber sein Leben in Frankreich verbracht. Sein größter Freund und Förderer war der Gründer der Fabrik Koh-i-noor im Prager Stadtteil Vršovice, Jindřich Waldes. Nun hat der tschechische Staat Kupkas Korrespondenz mit seinem Mäzen gekauft.

Alena Hanáková  (Foto: Barbora Kmentová)
„Bereiten Sie sich auf etwas Erstaunliches, etwas Wunderbares vor“– mit diesen Worten enthüllte Kulturministerin Alena Hanáková am Dienstag eine Büste von František Kupka. Sie wurde vom Bildhauer Jan Vlach geschaffen und ist ein Geschenk der Familie Waldes an die Tschechische Republik. Grund für die Veranstaltung aber war die Übergabe des Archivs der Familie Waldes. Es wurde der Republik jedoch nicht geschenkt, wie die Kulturministerin erklärte:

„Umgerechnet etwa 44.000 Euro hat der tschechische Staat für die Korrespondenz bezahlt.“

Jindřich Waldes war Mitbegründer der Firma Koh-i-noor und ein begeisterter Kunstsammler. Vladimír Lekeš, Galerist und Vertreter der Familie Waldes erläutert, warum die Briefwechsel so wertvoll sind:

Foto: Barbora Kmentová
„Das Archiv enthält unpublizierte handschriftliche Briefe, inklusive bisher unbekannter Fotografien, zwischen Jindřich Waldes und František Kupka, beziehungsweise zwischen den Familien Waldes und Kupka. Weiter enthält das Archiv auch unveröffentlichte Korrespondenz zwischen Jindřich Waldes und anderen damaligen tschechischen Künstlern, wie zum Beispiel mit Alfons Mucha, Emil Filla, Max Švabinský und anderen.“

Vladimír Lekeš  (Foto: Barbora Kmentová)
Insgesamt 6581 Dokumente sind in dem Nachlass enthalten, um den sich nun die Prager Nationalgalerie kümmern wird. Der Industrielle Jindřich Waldes freundete sich bereits früh mit dem Künstler Kupka an und unterstützte ihn finanziell. Laut Lekeš nahm Kupka aber nie direkt Geld von Waldes:

„Kupka war zu stolz, einfach nur Geld zu nehmen. Daher unterstützte ihn Waldes auch durch verschiedene Wetten. So wettete er einmal eine hohe Summe dass er eine ganze Zwiebel sehr schnell aufessen könne. Natürlich hat er verloren und musste so einen großen Betrag bezahlen.“

Waldes unterstützte seinen Freund aber auch, indem er Kupkas Bilder zum Beispiel Sammlern in New York verkaufte und dem Maler in Paris den doppelten Kaufpreis auszahlte.

Jindřich Waldes wurde 1939 wegen seiner jüdischen Herkunft von der Gestapo verhaftet, seine Firma konfisziert. Er kam zunächst in das KZ Dachau, anschließend nach Buchenwald. Es gelang seiner Familie 1941 aber, ihn für eine Million Reichsmark freizukaufen. Die Nazis ließen ihn nach Portugal ausreisen, wo er sich nach Amerika einschiffte. Dort sollte er aber nie ankommen, bei einem Stopp in der kubanischen Hauptstadt Havanna starb Waldes an bisher ungeklärter Ursache.