Tschechien - was ist das eigentlich?

Herzlich willkommen, verehrte Damen und Herren, bei einer weiteren Folge von Eurodomino. Tschechien - was ist das eigentlich? Diese Frage stellten sich kürzlich Vertreter der Tschechischen Zentren, um herauszufinden, wie sich das Bild der Tschechischen Republik im Zuge der letzten Jahre verändert hat. Und die Veränderungen hängen auch mit dem bevorstehenden EU-Beitritt zusammen. Während Tschechien Anfang der 90er Jahre vor allem dank des ehemaligen Präsidenten Vaclav Havel als Liebling der Welt bekannt war, ist es heute für das Ausland eher ein historisches Land, das eine reiche Kultur und eine prächtige Stadt - Prag - hat. Zu den folgenden Minuten begrüßt Sie am Mikrophon Dagmar Keberlova und wünscht Ihnen einen guten Empfang.

Einleitend fragte ich Milan Sedlacek, den Leiter der Tschechischen Zentren, der sich mit dieser Frage im Rahmen des Projektes "Czech Idea" beschäftigt hat, nach dem aktuellen Bild der Tschechischen Republik im Ausland:

Die Untersuchungen nach dem aktuellen Image wurden in zwei Etappen durchgeführt. In der ersten wurden Debatten mit 60 ausgesuchten Persönlichkeiten geführt, die sich alle auf die Tatsache einigten, dass Tschechien ein attraktives Image im Ausland braucht. Gleichzeitig äußerten die Befragten aber auch, dass der Staat nicht imstande sei, dies zu gewährleisten. Zweitens wurde eine Internetuntersuchung für Ausländer gemacht, in der man zu den folgenden Ergebnissen kam: Prag ist Nummer 1 im Ausland, wie bereits Herr Sedlacek angedeutet hat, von tschechischen Produkten sind die am meisten bekannten Bier, Autos und Glas. Negativ wird bewertet, dass es in Tschechien zu vielen kleinen Diebstählen kommt, die Tschechen nicht ausländerfreundlich sind und nicht genügend Fremdsprachen sprechen. Was die Tschechischen Zentren anhand der Untersuchung jetzt zu tun beabsichtigen, dies fragte ich weiter Herrn Sedlacek:

Eine einschneidende Veränderung für das Image Tschechiens wird auch dessen Aufnahme in die EU sein. Mehr dazu Milan Sedlacek selbst:

Und nun wollen wir noch kurz ein für die Tschechische Republik wichtiges Ereignis der letzten Woche reflektieren. Am vergangenen Mittwoch hat das Europäische Parlament die Aufnahme von zehn neuen Mitgliedsstaaten in die EU gebilligt. Tschechien erhielt bei dieser Abstimmung die meisten Gegenstimmen, nur 489 von den insgesamt 624 Abgeordneten hoben ihre Hand für Tschechien. Es wurde kritisiert, dass Prag sich bisher nicht klar von den Dekreten zur Vertreibung der Deutschen nach dem Krieg distanziert habe. Einige tschechische Politiker bedauern dies. Der konservative Oppositionspolitiker Jan Zahradil sagte, es sei traurig, dass man innenpolitische Aspekte in eine solch wichtige Entscheidung mischte. Der tschechische Vizepremier Petr Mares äußerte sein Bedauern darüber, dass wir deshalb am schlechtesten abgeschnitten haben:

"Als Vorsitzender der Freiheitsunion glaube ich, dass wir vor einem halben Jahr eine Geste hätten machen sollen. Es ist schade, dass wir dies nicht gemacht haben und wir sollten es in der Zukunft tun. Allerdings nicht deshalb, um die Abgeordneten der CSU zu beruhigen oder es ihnen recht zu machen, sondern um unseren Tisch sauber zu machen." Um eine Stellungnahme hat Radio Prag auch den Co-Chef des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds Herbert Werner gebeten:

Angemerkt wurde allerdings, dass die Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus verschiedenen Gründen gegen den Beitritt auch anderer Länder gestimmt haben. Zu diesen Gründen gehören die proamerikanische Stellungnahme der Kandidatenländer im Irak-Krieg oder die Angst, dass die Erweiterung die Vertiefung der europäischen Integration gefährden könnte. Eines ist aber klar: der Unterzeichnung des Erweiterungsvertrages am Mittwoch in Athen steht nun nichts mehr im Wege.

Soweit die heutige Ausgabe von Eurodomino Tschechien. Auf ein Wiederhören in zwei Wochen freut sich Dagmar Keberlova.



Folgende Hinweise bringen Ihnen noch mehr Informationen über den Integrationsprozess Tschechiens in die Europäische Union:

www.integrace.cz - Integrace - Zeitschrift für europäische Studien und den Osterweiterungsprozess der Europäischen Union

www.euroskop.cz

www.evropska-unie.cz/eng/

www.euractiv.com - EU News, Policy Positions and EU Actors online

www.auswaertiges-amt.de - Auswärtiges Amt