Tschechische Winzer rechnen mit guter Weinlese
Der Weinbau in Tschechien kann auf eine tausendjährige Tradition zurückblicken. Als ältester Weinberg Böhmens gilt der Hügel Cecemina bei Dřísy / Dries nahe Stará Boleslav, der bis 1877 bewirtschaftet wurde. Heute wird der Weinkonsum in Tschechien zu etwa 45 Prozent aus heimischer Produktion gedeckt, mit steigender Tendenz. Im Land werden zirka 19.000 Hektar Rebfläche bewirtschaftet, die sich vor allem in Mähren befinden.
So genannte Schreckkanonen sind schon seit Anfang August auf den Weinbergen im Einsatz, um die dunklen Starschwärme zu vertreiben. Die Wirkung dieser Kanonen hält jedoch nicht lange an, da sich die Stare sehr schnell an sie gewöhnen und sie schließlich ignorieren. Also müssen sich die Winzer anderweitig helfen, weiß der Weingutbesitzer Dušan Florian:
„Am wirkungsvollsten zum Verscheuchen der Stare sind Schrotflinten. Die Förster schießen dabei gezielt neben den Schwarm, aber so, dass die Stare das knisternde Geräusch vernehmen.“Das Schießen mit den Schrotflinten dürfen nur ausgebildete Förster durchführen, nachdem sie dafür vom örtlichen Umweltamt die Erlaubnis erhalten haben. Dazu müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt werden, sagt die Sprecherin des Rathauses der südmährischen Stadt Břeclav / Lundenburg, Eliška Windová:
„Gegenwärtig tauchen in der Region um Břeclav bereits zwei, drei Schwärme auf, so dass schon über 1000 Stare in der Gegend sind. Deshalb darf jetzt auch auf sie geschossen werden.“Neben der alljährlichen Sorge, dass die Stare die bevorstehende Weinlese verringern könnten, hatten die Winzer in diesem Jahr aber noch weitere Befürchtungen: die große Dürre im Juli. Doch auch diese Ängste erwiesen sich als grundlos, sagt der Vorsitzende des Winzerverbandes, Tibor Nyitray:
„Uns Winzern hat die Dürre nicht solche großen Schäden zugefügt wie den Gemüse- und Obstbauern. Das liegt daran, dass das Wurzelsystem eines Rebstocks anders ist als das von Obst- oder Gemüsepflanzen. Die Wurzeln des Rebstocks reichen tiefer ins Erdreich und gelangen daher auch zu dem dort liegenden Grundwasser. Davon gab es reichlich, denn im ersten Halbjahr war es ausreichend feucht und nass, auch weil der schneereiche Winter länger anhielt. Von daher hat uns die Dürre nicht allzu stark belastet.“
Josef Valihrach feiert Hattrick: Zum dritten Male ist er Winzer des Jahres
Dank der hohen Feuchtigkeit im Frühjahr und der langen Sonnenzeiten im Sommer rechnen die Winzer auch in diesem Jahr mit einer guten Weinernte. Das sieht auch der frischgebackene „Winzer des Jahres“ nicht anders. Er heißt Josef Valihrach und kommt aus dem kleinen Ort Krumvíř / Grumwirsch bei Břeclav:„Ich sage stets: Erst wenn der Wein in den Flaschen ist, dann wissen wir mehr! Ich denke aber, dass dies ein sehr guter Jahrgang wird.“
Josef Valihrach hat sich in dem nationalen Wettbewerb gegen 75 Konkurrenten durchgesetzt, die insgesamt 609 Weine ins Rennen geschickt hatten. Die Bewertung der Weine wurde von einer internationalen Jury vorgenommen, in der immerhin vier als „Meister des Weins“ gekrönte Preisträger saßen. In dem spannenden Wettbewerb ging es wieder sehr eng zu, gleich eine ganze Reihe von Teilnehmern übertraf die 90-Punkte-Grenze der internationalen Wertungstabelle, 100 Punkte sind das Maximum. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Weine aus Böhmen und Mähren weiter zur Weltspitze aufschließen. Laut Experten gehört dazu auch der Rotwein, der hierzulande immer noch ein wenig unterschätzt werde. Insgesamt kamen die Jury-Mitglieder zu der Meinung, dass sich die Qualität der tschechischen Weine bei diesem wie auch anderen Wettbewerben von Jahr zu Jahr verbessere. Doch was ist nun das Besondere an dem Wein des privaten Winzers Josef Valihrach? Der siegreiche Weinbauer mutmaßt Folgendes:
„Unsere Weine unterscheiden sich von anderen vielleicht dadurch, dass Krumvíř schon zu dem nördlicheren Gebiet der Weinbauregion von Velké Pavlovice gehört. Dort haben wir etwas mehr Säure im Wein, von daher denke ich, dass die Juroren einen gewissen Unterschied ausgemacht haben. Vor allem aber tragen unsere Weine ihre eigene Handschrift.“Was Valihrach beim diesjährigen Wettbewerb aber umso mehr überraschte, ist die Tatsache, dass er diese Konkurrenz nun schon zum wiederholten Mal für sich entschieden hat:
„Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich diesen Titel schon zum dritten Mal gewonnen habe. Es ist aber nicht nur mein Erfolg, sondern er basiert auf der gemeinsamen Arbeit meiner Familie und der meines Bruders. Von meinem Bruder habe ich zum Beispiel sehr gute Weinreben erhalten. Hinzu kommt die Arbeit vieler Freunde, es ist also ein kollektiver Erfolg.“
Das Familiengut von Josef Valihrach produziert jährlich rund 50.000 Flaschen Wein. Der Winzer des Jahres verkauft seinen Wein an ausgewählte Restaurants, an Weinhandlungen und an private Kunden, die sich ihre Ware zumeist direkt auf dem Gut abholen. Laut Aussage von Valihrach werde sich daran so schnell nichts ändern, obwohl er mit Stolz zugibt, mittlerweile noch ganz andere Möglichkeiten zu haben:
„Unsere Strategie werden wir wohl nicht ändern, doch ich kann sagen, dass sich schon nach unseren vorherigen Erfolgen immer mehr Geschäftsleute bei mir gemeldet haben. Die Siege bei den Wettbewerben sind die beste Werbung, die wir kriegen konnten, auch im Ausland ist unser Wein inzwischen sehr gefragt. Der Titel ´Winzer des Jahres´ hat also einen hohen Stellenwert.“Neben den Auszeichnungen in der Heimat hat Josef Valihrach auch schon einige Preise bei Weinwettbewerben in Frankreich gewonnen. Die Erfolge im Ausland förderten ein wenig das Prestige, doch am besten sei es, den Wein weiterhin vor der eigenen Haustür zu verkaufen, gibt sich Valihrach bescheiden. Nicht zu übersehen ist aber, dass die Nachfrage wie auch der Preis seiner Weine in letzter Zeit gestiegen sind. Deswegen machen Valihrach und sein Familienunternehmen auch immer größere Umsätze. Im Jahr 2011 überstiegen die Einnahmen dabei erstmals die Marke von sechs Millionen Kronen (ca. 240.000 Euro). Dennoch wolle er nun nicht abheben, sondern sich, seiner Familie und seinem Anhang treu bleiben, sagt Valihrach. Ein Beleg dafür ist auch seine Antwort auf die obligatorische Frage, worin er denn nun das Geheimnis seines Erfolgs sehe:
„Ich würde sagen, dafür gibt es drei Gründe: Demut, Arbeit und das Umfeld.“