Tschechischer Präsident Klaus nach EU-Referendum in der Kritik

Nach dem EU-Referendum in Tschechien haben Politiker und Medien Präsident Václav Klaus vorgeworfen, sich im Gegensatz zu Staatsoberhäuptern anderer EU-Kandidaten ungenügend für eine breite Zustimmung zum Beitritt engagiert zu haben. Die Passivität des oft als "EU-Skeptiker" bezeichneten Klaus sei "der einzige Schatten auf dem Referendum" gewesen, sagte Finanzminister Bohuslav Sobotka am Dienstag. Auch der Vorsitzende von Klaus´ Partei ODS, Mirek Topolánek, kritisierte, er hätte sich "einen aktiveren Präsidenten" gewünscht. Das Magazin "Respekt" warf Klaus vor, es aus Sorge um seine Popularität verpasst zu haben, "sich wie ein Staatsmann zu verhalten". Ein Sprecher des Präsidenten wies die Vorwürfe mit dem Hinweis zurück, das Fernsehen habe eine EU-Rede von Klaus mit der Begründung auf "Überlänge" abgelehnt. Der konservative Politiker hatte vor dem Referendum jede Aussage über sein Stimmverhalten abgelehnt. Zum Ergebnis selbst hatte Klaus gesagt, er sei "nicht überrascht". Bei dem Referendum hatten am Wochenende 77,3 Prozent der Wähler für den EU-Beitritt Tschechiens gestimmt.

Autor: Lothar Martin