Tuzemák im Visier: EU-Behörde beanstandet Aromastoff
Der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zufolge soll ein typischer Aromastoff im tschechischen Rum „Tuzemák“ krebserregend sein. Dies stößt vielen Tschechen bitter auf.
Nun aber wird ein Aromastoff des Destillats beanstandet: der sogenannte Rum-Äther, der den typischen Duft und Geschmack des Tuzemák erzeugt. Er soll möglicherweise krebserregend sein, heißt es. Der Geschäftsführer der Union der Spirituosen-Hersteller und -Importeure in Tschechien, Jaroslav Burkart, hat eine etwas andere Meinung:
„Die EFSA-Studie zieht keine negativen Schlüsse. Darin wird vielmehr nur vermerkt, es sei nicht belegt, dass der Aromastoff nicht gesundheitsgefährdend ist. Ich würde daher sagen: Hier ist das administrative Vorgehen der Vernunft zuvorgekommen. Das spezielle Rum-Aroma gibt es bei uns schon zirka 150 Jahre und noch nie wurde nachgewiesen, dass es eine gesundheitsschädliche Wirkung hat.“In dieses Horn stößt auch das tschechische Landwirtschaftsministerium. Auf der Liste der Stoffe, die nach den EU-Vorschriften als Würzmittel verwendet werden dürfen, stehen rund 2500 Positionen. Viele weitere Substanzen wurden noch nicht geprüft, doch ihre Verwendung erlaubt eine Übergangsvereinbarung, die im April 2018 ausläuft. Zu diesen Extrakten gehört auch der Aromastoff im tschechischen Inland-Rum. Für Landwirtschaftsminister Marian Jurečka (Christdemokraten) bedeutet das aber nicht, schon jetzt in Panik zu verfallen:
„Die EFSA hat den Stoff als solchen beanstandet. Viel wichtiger aber ist zu ergründen, ob die Menge des Aromastoffs, die der Verbraucher konsumiert, tatsächlich ein Gesundheitsrisiko darstellt oder nicht. Erst auf der Grundlage dieser Untersuchungen werden wir über weitere Schritte entscheiden.“
Auf der anderen Seite aber läuft den Produzenten des Tuzemák schon ein wenig die Zeit davon. Denn bis zum Ablauf der Übergangsfrist wird es wohl kaum möglich sein, den Nachweis für die gesundheitliche Unbedenklichkeit des Inland-Rums zu erbringen. Deshalb wolle Tschechien, so Jurečka, eine Ausnahmegenehmigung für die Spirituose erstreiten. Die erste Möglichkeit dazu bietet sich voraussichtlich schon kommende Woche, wenn sich die Agrarminister der EU-Länder erneut zu ihrem Gipfel treffen.Sollte es aber nicht gelingen, den Tuzemák aus der europäischen Schusslinie zu bringen, könnte dies nachhaltige Folgen haben, befürchtet Geschäftsführer Burkart:
„Vom tschechischen Inland-Rum werden jährlich zirka zwei Millionen Liter verkauft. Das ist nahezu ein Viertel des gesamten Spirituosen-Verkaufs in Tschechien. Ich will nicht spekulieren, doch ein Tuzemák-Verbot würde für uns wirklich sehr große Probleme bedeuten.“
Besonders betroffen von diesen Problemen wäre dann wohl die Firma Aroco. Sie ist der führende Hersteller von Duft- und Aromastoffen sowie Lebensmittel-Farbstoffen in Tschechien.