Unbekannte Täter bedrohen Prager Bahnstrecken

Seit über einem Jahr bereitet sich Prag auf den NATO-Gipfel vor, der am Donnerstag und Freitag in der tschechischen Hauptstadt stattfindet. Zwei glimpflich verlaufene Vorfälle auf Prager Bahnstrecken lassen die Sorge um die Sicherheit nun nochmals ansteigen. Gerald Schubert berichtet:

Einer der aufwendigsten Aspekte bei der Vorbereitung des Gipfels, und zwar sowohl in organisatorischer als auch in budgetärer Hinsicht, war stets die Gewährleistung der Sicherheit für die Gipfelteilnehmer und die Prager Bevölkerung. Und dies gleich aus zwei Gründen: Denn zum einen befürchtete man, dass es im Zuge von Protestkundgebungen zu ähnlichen Ausschreitungen kommen könnte, wie vor zwei Jahren beim Prager Treffen des Weltwährungsfonds. Und zum anderen war auch die Angst vor etwaigen terroristischen Anschlägen stete Begleiterin der Vorbereitungen.

Seit Montag haben die Sicherheitsbehörden nun auch einen ganz konkreten Fall zu bearbeiten. An diesem Tag nämlich krachte, auf Prager Stadtgebiet, eine Eisenbahngarnitur in ein auf den Gleisen abgestelltes Autowrack. Es entstand Sachschaden, verletzt wurde glücklicherweise niemand. Und so hätte man den Vorfall zunächst fast als zwar gefährlich, jedoch für den weiteren Verlauf des Gipfels eher unbedeutend abtun können. Dieses Bild jedoch änderte sich - ob zu recht oder nicht - bereits einen Tag später. Denn am Dienstag wurde in einem anderen Prager Stadtbezirk, ebenfalls auf einem Eisenbahngleis, ein Sprengsatz gefunden und von der Polizei entschärft. Ob die beiden Anschläge auf die Sicherheit der Bahn miteinander respektive mit dem NATO-Gipfel in Zusammenhang stehen, ist bisher unklar. Innenminister Stanislav Gross jedenfalls hat die Sicherheitsvorkehrungen noch verschärft. Eine davon besagt, dass Züge mit nur höchstens 30 km/h durch das Prager Stadtgebiet fahren dürfen. Gleichzeitig aber versuchte der Minister, die Öffentlichkeit zu beruhigen: "Man kann damit rechnen, dass die Sicherheitsvorkehrungen an einigen Orten noch etwas strenger sein werden, als man ursprünglich erwartet hat. Aber nochmals: Wir sprechen hier nur über Präventivmaßnahmen, über präventiven Polizeieinsatz an speziell ausgesuchten Plätzen."

Ein Sprecher der Polizei hat am Dienstag im Tschechischen Fernsehen jedenfalls bestätigt, dass es noch keine konkrete Spur zu den Tätern gebe. Die Frage, ob es sich bei dem gefundenen Sprengsatz um eine besonders professionell hergestellte Vorrichtung handelte, verneinte er jedoch. Eher deute alles auf die Tat eines Amateurs hin.

Noch ist es also für Spekulationen zu früh. Dies gilt erst recht in der momentan angespannten Situation kurz vor dem Gipfel. Und auch die eingangs erwähnte Spezifizierung der beiden Gefahrenquellen, also etwaige gewalttätige Demonstranten einerseits und organisierter Terrorismus andererseits, will hier nicht so recht greifen. Denn es könnte sich ebenso gut um einen Einzeltäter handeln, der einfach Aufmerksamkeit erregen will.