Demonstrationen zum NATO-Gipfel
Nach den Erfahrungen, die Prag bei der Zusammenkunft des Internationalen Währungsfonds mit Großdemonstrationen machen musste, hat man sich diesmal auf das schlimmste gefasst gemacht. Die Polizeipräsens in der Stadt war heute, besonders hoch, da im Vorfeld gerechnet mit bis zu 12 000 Demonstranten gerechnet wurde. Katrin Sliva hat sich auf der bisher größten Kundgebung zum Gipfel umgesehen. Hören Sie nun ihren Bericht:
Unter den insgesamt etwa 600 Teilnehmern der Demo waren auch viele aus dem Ausland: Aus Polen, Italien, Österreich und Deutschland. Einige von Ihnen habe ich dazu befragt, warum sie demonstrieren:
"Ich bin hierher gekommen, um gegen Krieg im Allgemeinen zu demonstrieren, gegen die Ausweitung der NATO und die neue Konstituierung der NATO. Wir waren gestern auf einer kleinen Demo, die uns nicht besonders gut gefallen hat, weil es relativ gewaltbereit aussah, die Leute zu 50 Prozent vermummt waren. Da habe ich meine Fahne schnell eingerollt und habe mir das ein bisschen angeschaut. Ich denke, dass sich da die Mittel mit dem Ziel widersprechen: Wenn man gegen Krieg kämpft, dann kann man schlecht mit Gewalt vorgehen." Ein anderer Demonstrant sagte:
"Es geht darum, hier gegen den NATO-Gipfel zu demonstrieren: gegen die NATO-Politik und die NATO allgemein und dagegen, dass man überhaupt Kriege führt. Diese Demonstration soll dazu dienen, dass die Leute in den Chefetagen eben sehen, dass sie nicht einfach über das Volk hinweg entscheiden können und dass man eben ein Zeichen dagegen setzt, man also zeigt: Wir sind auch noch da und ihr könnt hier nicht einfach den globalen Imperialismus wiedereinführen. Nicht mit uns!"
Auf die Frage, was er von Gewaltanwendungen auf Demonstrationen hält und wie er dazu steht, dass viele Demonstrationsteilnehmer vermummt sind, sagte der etwa 17-jährige aus Deutschland:
"Gegen Gewalt eigentlich. Aber meistens geht die Gewalt ja ohnehin von der Polizei aus und die Vermummung dient ja nur dazu, sich vor der Polizei zu schützen, die zwar im Moment noch freundlich sind, aber das kann sich ja erfahrungsgemäß noch ändern." Und ein Österreichischer Aktivist erklärte: "Warum wir da sind, ist gegen den NATO-Gipfel zu demonstrieren. Was unsere Aktion betrifft, ist, dass wir versuchen klar zu machen, dass egal wer, also welcher Machthaber auch immer, egal ob Bin Laden, Bush oder sonst wer, er immer auf Kosten der normalen Menschen seine Macht ausübt. Jeder sagt immer: Die anderen sind die Bösen und wir sind dien Guten und wir müssen dafür kämpfen. Es ist aber auf beiden Seiten das gleiche Problem: Es geht alles immer auf Kosten der einfachen Menschen." Auf die Frage, was sie dazu bewogen habe, an der Kundgebung teilzunehmen, entgegnete eine Prager Demonstrantin, die mir nebenbei erzählte, dass sie bei den Demonstrationen 1968 dabei gewesen ist, folgendermaßen: "Kurz gesagt, dass sich die Leute gegen den Terrorismus wehren. Aber die Demonstration ist auch gegen Krieg usw. Das alles ist aber sehr kompliziert. Die NATO vergibt ja beispielsweise auch Gelder an die ärmeren Staaten. Aber das kommt ohnehin nicht bei denjenigen an, die es wirklich benötigen."
Die Demonstranten zogen in Richtung Kongresszentrum, wo ihnen Polizisten den Weg versperrten. Zu gewalttätigen Übergriffen kam es dabei nicht.