Tschechisch gesagt: Im Dschungel der Kasus-Endungen

Ein bisschen Grammatik erwartet Sie in der heutigen Ausgabe des Sprachkurses. Es wird gebeugt, es wird flektiert, es wird dekliniert.

Wer eine Fremdsprache lernt, freut sich über jede neue Vokabel, die man sich im Gedächtnis eingeprägt hat. Im Tschechischen ist diese Freude manchmal etwas verfrüht: Denn oft reicht eine Form eines Wortes nicht aus, um Sätze zu bilden und richtig zu sprechen.

Foto: Verlag Alter

Das Tschechische kennt nämlich gleich sieben grammatische Fälle – pády, im Unterschied zum Deutschen, das vier Kasus verwendet. Die Hauptwörter – podstatná jména, Eigenschaftswörter – přídavná jména, Fürwörter – zájmena und Zahlwörter – číslovky werden dekliniert – skloňovat und bekommen in den jeweiligen Fällen die eine oder andere Endung – koncovka. Wenn man in Betracht zieht, dass es Unterschiede zwischen den drei Geschlechtern und dazu noch zwischen Singular und Plural gibt, ist die Anzahl der Formen recht beträchtlich. Nehmen wir eine Frau – žena als Beispiel. Im Singular lauten die sieben Fälle: žena, ženy, ženě, ženu, ženo!, ženě, ženou. Und dazu noch siebenmal die Plural-Formen: ženy, žen, ženám, ženy, ženy!, ženách, ženami.

Muttersprachler verwenden die korrekten Fälle in der Regel von sich aus, ohne sie vorher bestimmen zu müssen. Wenn man zweifelt, hilft man sich bei der Bestimmung mit der sogenannten Fallfrage aus – pádová otázka. Sie lautet im ersten Fall: wer, was – kdo co? Im zweiten wessen – koho, čeho? Im dritten wem, wozu – komu, čemu? Viertens wen, was – koho, co? Der fünfte Fall, der Vokativ, steht für die Ansprache und unterscheidet sich im Gegensatz zum Deutschen vom Nominativ. Nach dem sechsten Fall fragt man mit – kom, čem? Und der siebte Fall antwortet auf die Frage – kým, čím?, also mit wem oder was?

 Illustrationsfoto: geralt,  Pixabay,  Pixabay License

Der Kasus wird meistens vom Verb oder der Präposition bestimmt. Zu Schwierigkeiten kann führen, dass im Tschechischen und im Deutschen nicht immer übereinstimmt, welche Präposition mit welchem Fall benutzt wird. So verbindet sich etwa „ohne“ mit dem Akkusativ, das tschechische Äquivalent – „bez“ aber mit dem zweiten Fall. Und ebenso gibt es Unterschiede bei der Valenz der Verben. Im Deutschen fragt man „jemanden“, also wird der Akkusativ verwendet. Im Tschechischen steht die gefragte Person aber im Genitiv – zeptat se někoho.

Wie Sie merken, ist das Deklinieren recht kompliziert. Ohne Fälle kommt man in der tschechischen Sprache aber nicht aus. Denn sie bestimmen die Beziehung zwischen den Wörtern in einem Satz und können die Bedeutung eines Satzes erheblich beeinflussen. Auf Wiederhören! Na slyšenou!

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