Vergewaltigung von Patientinnen: Gericht verhängt fünfjährige Gefängnisstrafe gegen Psychiater
Das Bezirksgericht von Prag 8 hat am Freitag das Urteil gegen Jan Cimický bekanntgegeben. Der Psychiater wurde wegen vierfacher Vergewaltigung und Erpressung in 35 Fällen schuldiggesprochen. Die Opfer waren vor allem seine Patientinnen. Nun soll Cimický für fünf Jahre hinter Gitter.
Schuldig in allen Anklagepunkten – das verkündete Richter Petr Novák am Freitag im Prozess gegen Jan Cimický. Für fünf Jahre soll der Psychiater hinter Gitter; außerdem wurde er mit einem zehnjährigen Berufsverbot belegt. Seinen Opfern soll der Arzt zudem Schadensersatz zahlen. Die geschädigten Frauen haben insgesamt eine Summe von sechs Millionen Kronen (237.000 Euro) gefordert.
Selbst zugegen war der mittlerweile 76-jährige Mann nicht, als das Urteil gegen ihn verlesen wurde. Seine Schuld hatte er in der Vergangenheit immer wieder abgestritten; vor Gericht war er nur einmal zu Beginn der Hauptverhandlung erschienen. Sein Verteidiger hatte auf Freispruch plädiert, unter anderem, da der Großteil der Vorwürfe bereits verjährt sei.
Im Urteil heißt es nun, der Psychiater habe sich in 35 Fällen Erpressung zu Schulden kommen lassen, vierfach wurde er der Vergewaltigung beschuldigt. Zu den Taten soll es zwischen 1979 und 2019 gekommen sein. Dass nicht alle Übergriffe als Vergewaltigung eingestuft wurden, hängt damit zusammen, dass sich die entsprechende Rechtslage im Jahr 2010 änderte und dieser Tatbestand laut dem Gericht erst ab diesem Zeitpunkt bestand.
Mit dem Urteil von Freitag kam das Bezirksgericht in Prag 8 der Forderung von Staatsanwältin Martina Adámková nach. Sie sagte bereits vor Verhandlungsbeginn:
„Der Angeklagte wusste aufgrund seiner Ausbildung sehr gut, wen er sich als Opfer aussuchen konnte. Da ihm seine Delikte am Anfang durchgingen, fuhr er immer wieder damit fort.“
Die Opfer des Mediziners sollen laut dem Urteil vor allem Patientinnen gewesen sein, darunter auch junge Mädchen in teils minderjährigem Alter. Zu den Übergriffen soll es in der psychiatrischen Klinik in Prag-Bohnice und in der Praxis des Verurteilten gekommen sein. Der Arzt habe die Frauen berührt, geküsst oder anderweitige Sexualpraktiken durchgeführt, so das Urteil.
Auch die Journalistin Martina Hynková Vrbová zählte zu den Opfern. Ihrer Aussage zufolge sei es zu dem Übergriff des Psychiaters vor 20 Jahren gekommen. Im Vorfeld der Aufnahme einer Fernsehsendung habe sie der Mediziner auf ein Sofa gestoßen, an intimen Stellen berührt und geküsst, schilderte die Moderatorin vor einiger Zeit:
„Es ist nicht einfach, darüber zu reden. Davon konnte ich mich nun im Gerichtssaal erneut überzeugen, als ich den Tränen nah war. Das hat mich überrascht, denn ich dachte, dass ich darüber hinweg wäre. Aber das Ganze war wohl doch sehr traumatisch.“
Vertreten wurden die meisten der Geschädigten von der Anwältin Lucie Hrdá. Dem Tschechischen Rundfunk schilderte sie, dass der Kontakt mit den Opfern emotional oft sehr aufwühlend gewesen sei.
„Viele von ihnen hatten sich noch nie mit diesem Trauma beschäftigt, das irgendwo in ihnen ruhte. Mehrere der Frauen wurden bei mir im Büro ohnmächtig, sie erbrachen sich und wir mussten überlegen, den Krankenwagen zu rufen.“
Dass die Taten des Psychiaters ans Licht kamen, hängt damit zusammen, dass er im Oktober 2021 die tschechische Verdienstmedaille von Präsident Miloš Zeman bekommen sollte. Die Schauspielerin und Sängerin Jana Fabiánová machte damals jedoch öffentlich, dass Cimický sie in der Vergangenheit überwältigt hatte. Daraufhin meldeten sich weitere ehemalige Opfer zu Wort. Cimický nahm den Staatsorden schließlich nicht entgegen.
Mit dem Richterspruch von Freitag ist der Prozess gegen den Psychiater allerdings immer noch nicht vorbei:
„Mein Klient und ich sind der Ansicht, dass das Urteil nur einen Teil des Prozesses darstellt. Er ist noch nicht abgeschlossen. Es gibt also keinen Grund zu voreiligen Schlüssen“, sagte nach der Urteilsverkündung Miroslav Kučerka, der Verteidiger Cimickýs.
Noch im Sitzungssaal legte er Berufung ein. Die Causa wird deshalb vom Prager Stadtgericht neu beurteilt werden müssen.