Vier Jahre NATO-Mitgliedschaft Tschechiens

Vor genau vier Jahren ist die Tschechische Republik dem Nordatlantischen Verteidigungsbündnis beigetreten und hat damit einen der bislang wohl symbolträchtigsten Schritte auf dem Weg der politischen Transformation getan. Zum Thema "vier Jahre NATO" hören Sie mehr im folgenden Beitrag von Gerald Schubert:

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"Der 12. März 1999 wird als der Tag in die Geschichte eingehen, an dem die Völker Ungarns, Tschechiens und Polens durch die geöffnete Tür der NATO schritten und ihren Platz in den Strukturen der Allianz einnahmen. Das Versprechen von Präsident Clinton ist nun erfüllt: Niemals wieder wird jemand mit eurem Schicksal Roulette spielen wie mit Spieljetons."

So begrüßte, vor genau vier Jahren, die damalige US-Außenministerin Madeleine Albright die drei neuen NATO-Mitgliedsstaaten, nachdem diese im amerikanischen Independence, Missouri die Beitrittsakten formell unterzeichnet hatten. Das Wort der gebürtigen Tschechin Albright wurde hierzulande natürlich immer mit einiger Aufmerksamkeit registriert. Darüber hinaus aber liegt in den soeben gehörten Sätzen bestimmt auch ein Schlüssel zum Verständnis der relativ großen Bedeutung, welche die transatlantische Bindung und die Anlehnung an die Schutzmacht Amerika nach wie vor bei vielen Tschechen haben. Denn ganz offensichtlich steckt das Trauma des Münchner Abkommens, in welchem die führenden Europäischen Staaten Hitler ihre Zustimmung zur Besetzung der sogenannten Sudetendeutschen Gebiete gegeben hatten, auch heute noch in den Knochen der nationalen Identität. Der spätere Frontverlauf des kalten Krieges, der eine gesamteuropäische Entwicklung für Jahrzehnte unmöglich machte und die Welt lediglich in Ost und West aufteilte, trägt wohl sein übriges zu jener betont transatlantischen Orientierung bei, wie sie in vielen Staaten des ehemaligen Ostblocks heute vorzufinden ist.

Der tschechische Botschafter bei der NATO, Karel Kovanda, sieht die gegenwärtige Bedeutung der Mitgliedschaft in der Allianz vor allem in der festen sicherheitspolitischen Verankerung des Landes:

"Die Tschechische Republik erlangte einen gewissen Anteil in den Entscheidungsstrukturen der erfolgreichsten Allianz in der modernen Geschichte. Wir werden als gleichberechtigte Partner akzeptiert, gleichberechtigt im Verhältnis zur Größe unseres Landes. Ich würde sagen, es gibt einige Themenbereiche, an denen die Tschechische Republik schon längere Zeit sogar führend beteiligt ist und wo sie ihren festen Platz hat. In den letzten eineinhalb Jahren ist dies insbesondere das Thema der Zusammenarbeit mit dem demokratischen Jugoslawien."

Insgesamt jedenfalls ist die NATO-Mitgliedschaft Tschechiens hierzulande weitgehend zu einer Selbstverständlichkeit geworden. So gut wie alle tschechischen Kalender vermerken den 12. März, den Tag des Beitritts also, zwar als "bedeutenden Tag", in den meisten tschechischen Zeitungen aber ist jener heute nicht einmal mehr eine Kurzmeldung wert. Die aktuellen euro-atlantischen Konflikte im Zusammenhang mit der Irak-Krise haben auch hier Priorität.