Vaidišová meldet sich zurück / Kreuziger will sich bei Tour de France beweisen
In diesem Jahr wird man die populärste Radrundfahrt, die Tour de France, auch in Tschechien mit größerem Interesse als bisher verfolgen. Der Grund: Nach vielen Jahren der Flaute geht mit Roman Kreuziger ein junger tschechischer Hoffnungsträger in Frankreich an den Start. Beim Tennisturnier in Wimbledon wiederum waren sechs Spieler und zehn Spielerinnen aus Tschechien mit von der Partie. Für die Beste von ihnen, Nicole Vaidišová, endete das Turnier erst im Viertelfinale.
„Ich bin sehr froh darüber, dass ich erneut das Tennis spiele, das ich kann, und dass ich wieder zurück bin in den Gefilden, in denen ich schon einmal war. Und im Viertelfinale von Wimbledon zu stehen, ist sicher so schlecht nicht.“
Im Viertelfinale scheiterte sie dann jedoch an der Chinesin Jie Zheng mit 2:6, 7:5 und 1:6. Damit bleiben die Halbfinal-Teilnahmen bei den French Open 2006 und den Australian Open 2007 weiterhin ihre bisher größten sportlichen Erfolge.
Nicoles Lebensgefährte, der tschechische Tennisspieler Radek Štěpánek, musste schon eine Runde früher die Segel streichen. In einem packenden Match über vier Stunden unterlag er im Achtelfinale dem Russen Michail Juschni in fünf Sätzen. Štěpánek hatte noch bis kurz vor dem Turnier an einer Muskelverletzung im Rippenbereich laboriert, während der Begegnung mit Juschni verletzte er sich dann am Handgelenk. Von daher trug er seine Niederlage mit Fassung:„Ich habe alles gegeben und ich denke, dass ich in den drei Partien hier in Wimbledon mehr gezeigt habe, als es für meinen angeschlagenen Zustand zu erwarten war. Daher muss ich das Ganze auch positiv sehen: Wenn mir jemand am Samstag gesagt hätte, dass ich noch zwei Runden spielen werde, und noch dazu ein solch dramatisches Spiel wie heute, dem hätte ich nicht geglaubt. Aber man sagt ja, dem Mutigen winkt das Glück – von daher war Juschni der wohl Mutigere von uns beiden.“
Die SPORT- Reportage
Der tschechische Radsport hat einen neuen Hoffnungsträger. Vor zehn Tagen ging in der schweizerischen Hauptstadt Bern die 72. Rundfahrt der traditionellen Tour de Suisse zu Ende und ganz oben auf dem Siegertreppchen stand ein 22-jähriger Tscheche: Roman Kreuziger, der gleichnamige Sohn eines ehemaligen Radcross-Asses. Mit dem Gewinn der Tour hat der junge Kreuziger zugleich den bisher größten Triumph eines tschechischen Profifahrers gelandet. Ein Erfolg, den er selbst nicht so hoch anbindet:
„Ich bewerte den Erfolg nicht über. Andererseits weiß ich natürlich, dass der Toursieg einen sehr hohen Stellenwert für den tschechischen Radsport hat und von den heimischen Medien entsprechend gewürdigt wird. Aber auch unter den ausländischen Medien war das Echo groß. Besonders am letzten Tag berichteten sie in großer Aufmachung darüber, wie es möglich sei, dass ein solch junger Rennfahrer wie ich beim Zeitfahren alle Asse einschließlich des Deutschen Klöden und des zuvor führenden Luxemburgers Kirchen hinter sich lässt.“Roman Kreuziger, der nahe des Gardasees in Italien lebt und trainiert, ist seit drei Jahren beim italienischen Profirennstall Liquigas unter Vertrag. Und in diesen drei Jahren hat er sich schon einiges vom Rüstzeug eines späteren Champions aneignen können:
„Mit jedem Jahr, das ich als Radsportler trainiere, kann ich natürlich auch immer etwas verbessern und Erfahrungen sammeln. Ich bin jetzt das dritte Jahr bei meinem Rennstall und da habe ich auch schon einiges hinzugelernt. Man gewinnt zum Beispiel die Erfahrung, wann und wie man Kräfte sparen sollte anstatt sie an verschiedenen Rennabschnitten zu vergeuden, wie ich es noch im ersten Jahr getan habe. In dieser Hinsicht habe ich also gelernt, mit meiner Energie hauszuhalten.“
Dennoch, so gibt Kreuziger zu, bei seinem Rundfahrtsieg in der Schweiz habe er durchaus auch einige schwächere Momente gehabt:
„Es gab zwei Renntage, an denen ich etwas schwächer war. Zum Glück war das auf zwei Flachetappen, wo es nicht sonderlich ins Gewicht fällt. Das Peloton blieb da weitgehend zusammen und ob ich dann als Fünfzigster oder weiter hinten über die Ziellinie fuhr, war egal, weil ich auch mit der gleichen Zeit gewertet wurde. Glücklicherweise waren es also keine Bergetappen, dann wäre das sicher viel schlechter für mich ausgegangen.“
Das Bergzeitfahren auf der vorletzten Etappe der Tour de Suisse, bei dem es einen Höhenunterschied von sage und schreibe 1490 Metern zu überwinden galt, aber meisterte Kreuziger in beeindruckender Manier. Mit einem klassischen Start-Ziel-Sieg düpierte er das gesamte Feld und schlüpfte anschließend in das Gelbe Trikot des Spitzenreiters. Auf den Zweitplatzierten, den deutschen Tourfavoriten Andreas Klöden, hatte er einen Vorsprung von 49 Sekunden herausgefahren. Eine Zeit, die er auf dem Schlussabschnitt mit Hilfe seiner Teamkollegen locker verteidigte. Kreuziger konnte sich daher als jüngster Sieger der Schweiz-Rundfahrt in die Annalen des Rennens eintragen und darf mit Stolz konstatieren, unter den Gewinnern nun in einem Atemzug mit ehemaligen Topfahrern wie Eddy Merckx, Lance Armstrong und Jan Ullrich genannt zu werden. Zählt Kreuziger damit auch zum Kreis der Favoriten für die am Samstag in Brest beginnende 95. Tour de France?„Ich denke, ganz sicher nicht. Wie ich bereits gesagt habe, ich bin erst 22 Jahre alt, und in diesem Alter stehe ich noch ganz am Anfang. Ich habe einen längerfristigen Vertrag bei Liquigas und mein Rennstall wird mich nicht unnötig unter Druck setzen, sondern darauf achten, dass ich mich kontinuierlich weiterentwickle. Unser Ziel ist es, dass ich in ein, zwei Jahren das Weiße Trikot bei der Tour de France gewinnen werde.“
Das Weiße Trikot der Tour wird an den besten Nachwuchsfahrer bis 25 Jahre vergeben und stellt sozusagen das „Klassement des Kronprinzen unter den zukünftigen Tourfavoriten“ dar. Eine Rolle, die dem Junioren-Weltmeister von 2004 durchaus schon bei der anstehenden Frankreich-Schleife zuzutrauen ist. Nicht aber die Rolle eines Favoriten auf den Tour-Gesamtsieg, weist der gebürtige Pilsener alle Vorschlusslorbeeren von sich:
„Natürlich sehen mich jetzt einige Leute bereits in der Rolle eines Favoriten, ich aber will mit beiden Beinen fest auf dem Boden bleiben. Es ist ja auch ein Unterschied, ob eine Rundfahrt wie in der Schweiz nur zehn Tage dauert oder wie die Tour de France über drei Wochen läuft. Deshalb werde ich versuchen, mich an den ersten zehn Tagen möglichst im Vorderfeld unter den Besten einzuordnen. Nach diesen zehn Tagen wird man sehen, ob ich schon das Zeug dazu habe, auf eine gute Gesamtplatzierung zu fahren. Wenn nicht, wird es sicher meine Aufgabe sein, in Ausreißergruppen zu kommen und auf Etappensieg zu fahren. Auch mit dem Risiko, dass ich dann vielleicht die nächsten zwei Etappen mit einer Stunde Zeitrückstand ins Ziel komme.“
Wenn alles gut läuft, dann wolle er am 27. Juli unter den Top 20 über die Ziellinie von Paris fahren. Am wichtigsten aber sei es ihm, so Kreuziger, bei seiner ersten Königstour alle Etappen durchzufahren, um damit wertvolle Erfahrungen für zukünftige Frankreich-Rundfahrten zu sammeln.