Versicherungspolicen von Holocaustopfern werden ausgezahlt
Tschechische Holocaustopfer, die ihr Eigentum während des 2. Weltkrieges versichert hatten, erhalten nach mehr als 50 Jahren Geld von internationalen Versicherungsanstalten. Mehr über die Arbeit der sogenannten Eagleburger - Kommission von Marcela Pozarek.
Tschechische Staatsbürger, die meistens Versicherungspolicen im Wert von 13 000 Erste Republik Kronen abgeschlossen hatten, kriegen knapp 4000 US Dollar ausgezahlt. Das ist mehr als beispielsweise die Entschädigungssumme für ehemalige Zwangsarbeiter, wie im Gespräch mit Radio Prag der tschechische Unterhändler in der Eagelburger Kommission, Tomas Jelinek, Mitarbeiter der Präsidentenkanzlei festhielt. Bislang haben sich auf die weltweite Medienkampagne hin aber noch relativ wenige Tschechen gemeldet. Dazu Tomas Jelinek:
"Man muss in Betracht ziehen, dass die Arbeit der Kommission im Jahre 1999 begann, seit Februar 2000 läuft nun diese Informationskampagne. Bis heute haben sich rund 500 tschechische Staatsbürger mit Versicherungsansprüchen gemeldet, ich glaube aber, dass die Zahl der Personen, die in Tschechien solche Versicherungspolicen haben, viel grösser ist. Das hängt damit zusammen, dass das Thema Policen ein wenig untergegangen ist in der Diskussion um die Entschädigung von Zwangsarbeitern oder dem humanitären Fonds von Schweizerbanken. Deshalb merken viele Menschen gar nicht, dass es da diese Kampagne gibt und ich glaube, die Gesamtzahl der Ansprüche hier sollte in die Tausende gehen."
Ein positiver Aspekt der Auszahlungen ist die relativ hohe Summe, die Personen erhalten, die in Tschechien vor allem bei Generali oder der Riunione Adriatica di Sicurta versichert waren. Wie die diesbezüglichen Absprachen mit den Versicherungsanstalten verliefen erläutert Tomas Jelinek.
"Die Verhandlungen waren zweifelsohne sehr hart. Aber es gab da gewisse klaren Regeln, denn am Anfang jedes Versicherungsfalls steht immer ein Policenvertrag. Aus diesem Vertrag ergibt sich eine bestimmte finanzielle Kompensation, also ein eindeutiges Recht auf Geld im Unterschied beispielsweise zur Zwangsarbeiterentschädigung, wo man die Arbeit nicht nach heute geltendem Arbeitsrecht beurteilt, dann wären die Entschädigungssummen nämlich viel höher."
Mittlerweile haben schon einige tschechische Staatsbürger Geld von den Versicherungsanstalten erhalten, bis dahin war es aber ein langer Weg und mittelosteuropäische Staaten hatten in Amerika bei den Verhandlungen mit Vorurteilen zu kämpfen. Nochmals Tomas Jelinek.
"Noch bevor die Kommission entstand, wurden in den USA Inserate publiziert, die Polen, Ungarn und die Tschechische Republik attakierten, man verknüpfte die Frage der Versicherungspolicen mit unserem Beitritt in die NATO und dem Argument, es würde schon genug Geld in diese Staaten fliessen. Das war so eine erste Phase, aber mit der Zeit zeigte sich, dass man Holocaustopfer aus Mittelosteuropa nicht benachteiligen kann, schon allein deswegen, weil viele der damals tschechoslowakischen Staatsbürger heute in aller Welt verstreut leben. Alle erhalten also, je nach dem Policenwert die gleiche Geldsumme."