Videoinstallation "Three Windows"

Robert Lax, 1915 als Sohn jüdischer Einwanderer österreichischer Herkunft in der Nähe von New York aufgewachsen, ist vor allem in Europa für seine minimalistischen Dichtungen bekannt geworden. Die Videoinstallation "Three Windows", die noch bis 25. November im Prager Rudolfinum zu sehen ist, gibt einen Einblick in die letzten Jahre des "grand old man" der Beatnik-Poeten. Jörn Nuber berichtet.

Lax, der letztes Jahr verstarb, war ein Dichter, dem es gelang, seine innere Welt mit der Außenwelt in Einklang zu bringen. Nachdem er in den USA unter anderem als Drehbuchautor und Journalist tätig war, schloss er sich einem Wanderzirkus in Italien an, konvertierte zum Christentum und verbrachte schließlich die letzten fünfundzwanzig Jahre seines Lebens auf der griechischen Insel Patmos. Die beiden Filmemacher Nicolas Humbert und Werner Penzel haben eine Dokumentation der besonderen Art über Lax' letzte Jahre geschaffen.

Auf drei Leinwänden werden gleichzeitig drei schwarz-weiß Filme gezeigt, die eine tiefe Vorstellung vermitteln von Lax Einsiedlerjahren und von seiner Dichtung. Auf zwei der drei Leinwände wird zumeist die Umgebung Lax´ Portraitiert. Die Insel Patmos erscheint als Ort, an dem elementare Mächte wirken: Feuer, das Meer, ein Windrad dreht sich. Auch sieht man Ziegen grasen, oder einfach ein Glas Wasser auf dem Tisch stehen. Lax' Zimmer scheint in seiner Unordnung nicht zum menschlichen Einflussbereich zu gehören: Die Wände sind mit Fotografien gesprenkelt, aus den Regalen, Tischen, Stühlen wuchern Bücher und Notizen.

"Was liegt auf dem Sofa? Ich sehe Briefpapier, Umschläge, Postkarten, unbeantwortete Briefe. Und irgendwo versteckt vor einem flüchtigen Blick, Zeichnungen. Auch ein Adressbuch und ein Literaturmagazin, fast ungelesen."

Lax selbst scheint ein Teil dieser Welt. Das vermitteln nicht nur die eindringlichen Portraitaufnahmen. Der alte Mann mit dem schneeweißen Bart und den großen lebendigen Augen, strahlt eine versöhnliche Ruhe aus. Der Film zeigt ihn oft bei symbolhaften und ursprünglichen Handlungen. Lax badet im Meer. Lax schläft. Lax besteigt einen Berg. Lax malt. Auch wenn Lax einfach auf einem Küchenstuhl sitzt, schweigt er und schaut ohne zu blinzeln irgendwohin, als wäre da keine Kamera. Keine Musik untermalt den Film, sondern Lax Stimme spricht dann und wann, wie zu sich selbst, ein Gedicht.

"Schwarz. Schwarz. Weiß....Dunkel. Dunkel. Licht"

Lax löst die Welt in ihre einfachsten Bestandteile auf und kommt bei elementaren Gegensätzlichkeiten an. Zeit seines Lebens beschäftigte er sich mit fernöstlicher Kunst und Philosophie, und war immer vom einfachen Klang der Worte beeindruckt. Und mit dem Klang auch von der Stille, die in seiner reduzierten Sprache eine große Rolle spielt. Oft wird Lax daher mit dem Musiker John Cage verglichen. Das Filmtryptichon wird so seiner Forderung nach Wesentlichkeit und Stille auf eine nachvollziehbare Weise gerecht.

Autor: Jörn Nuber
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