Von Nazis und Kommunisten verfolgt: Gedenktag für die Turner des tschechischen Sokol
Am 8. Oktober wird der Verfolgung von Sokol-Mitgliedern durch die Nationalsozialisten im Jahr 1941 gedacht. Damals wurden auf Befehl des stellvertretenden Reichsprotektors Reinhard Heydrich über 1500 Mitglieder dieses tschechischen Turnerbundes verhaftet. Die deutschen Besatzer wollten damit gegen deren Widerstandstätigkeit im damaligen „Protektorat Böhmen und Mähren“ vorgehen.
Die verhafteten Sokol-Mitglieder wurden in Konzentrationslager verschleppt, und ihr Verein wurde verboten. Im Verlauf der weiteren Weltkriegsjahre starben rund 5000 weitere Sokol-Aktivisten im Widerstand gegen Hitler oder als Soldaten. Trotz der Verfolgung durch die Nazis beteiligten sich mehrere Mitglieder des Turnerbundes auch am Attentat auf Heydrich.
Vor 160 Jahren gegründet
Die Sokol-Bewegung entstand 1862 in Prag. Ihr Gründer Miroslav Tyrš nahm das antike griechische Ideal von körperlicher Schönheit und geistigen Vorzügen (Kalokagathia) zur Grundlage und verband dies mit dem Kampf für den Fortschritt und die Freiheit des tschechischen Volkes.
Mitglieder des Sokol gerieten in Konflikt sowohl mit der k. u. k. Monarchie als auch mit den Nationalsozialisten sowie nicht zuletzt mit den Kommunisten. Unter deren Machtausübung in der Tschechoslowakei wurde die Bewegung 1952 erneut verboten. Erst nach der Samtenen Revolution von 1989 konnte der Sokol wieder seine Tätigkeit aufnehmen. Heute ist er einer der größten Vereine in Tschechien und hat rund 160.000 Mitglieder.