Wallachisches Königreich

Herzlich willkommen, verehrte Damen und Herren, zu unserer einmaligen Sondersendung, die wir Ihnen als "Königreichjournal" präsentieren werden. Heute, unmittelbar vor dem Jahreswechsel, haben wir die regelmäßige Sendereihe Regionaljournal durch diese Sendung ersetzt, da wir Ihnen ein Königreich der besonderen Art vorstellen wollen. Haben Sie sich schon einmal, liebe Hörerinnen und Hörer, die Frage gestellt, in welchem Land das italienische Nationalgericht Pizza seinen Ursprung hat? Oder: Wo die noble Sportart Golf zum ersten Mal betrieben wurde? Wo das Heimatland des großen Psychoanalytikers Sigmund Freud liegt? Und könnte es sich dabei möglicherweise gar um ein und dasselbe Land handeln? Wenn wir Sie neugierig gemacht haben sollten und Sie wissen wollen, um welches Land es sich drehen könnte, so bleiben Sie doch einfach dran. Zu einem Besuch in das geheimnisvolle Königreich laden Sie ein Olaf Barth und Dagmar Keberlova.

Soeben haben Sie einen Ausschnitt aus der Hymne des bereits angesprochenen Königsreichs gehört. Sie wundern sich, dass Ihnen diese Hymne von keiner Sportübertragung bekannt ist? Aber dort werden Sie dem Wallachischen Königreich auch noch nie begegnet sein. Die Wallachen sind ein sehr altes Volk, über dessen Ursprung bis heute keine sicheren Angaben gemacht werden können. Einige Studien behaupten, dass die Wallachen aus den rumänischen Bergen oder aus der Ukraine stammen. Doch den letzten Untersuchungen nach könnten sie auch Nachfahren des schottischen Nationalhelden William Wallace sein. Wallace, ein Held der Unabhängigkeitskämpfe der Schotten gegen die Engländer im 13. Jahrhundert, soll nämlich nicht von den Engländern umgebracht worden sein. Es gelang ihm, zu flüchten, über den Ärmelkanal zu schwimmen und nach Hunderten von Kilometern in Mitteleuropa ein Volk von freidenkerischen, freundlichen und unabhängigen Menschen zu entdecken. Diese Menschen habe er nach ihm selbst benannt - Wallacia, und heute ist dieses Volk nebst ihrem Königreich weltweit unter dem Namen Wallachia Kingdom, also Wallachisches Königreich, bekannt.

Wie jedes richtige Königreich hat auch dieses seinen König, der offiziell erst Mitte September dieses Jahres gewählt wurde. Bolek Polivka hat sich zwar bereits 1992 nach den Prinzipien der direkten Demokratie, die im Wallachischen Königreich das höchste Gesetz darstellt und nach der sich jeder selbst wählt, zum ersten wallachischen König erklärt. Doch mit der Zeit war es notwendig, den Eindringling Polivka zum offiziellen, mit allen dazugehörenden Zeremonien gekrönten König zu machen. Warum, dies hat uns Tomas Harabis, Verwalter und Außenminister des wallachischen Königreiches im Gespräch verraten:

"Bolek hat sich zum ersten Mal 1992 zum wallachischen König erklärt, als Reaktion auf die Streitereien bei der Trennung der Tschechoslowakei in die Tschechische und Slowakische Republik, wo um die Benennung der Tschechischen Republik heftige Auseinandersetzungen geführt wurden. Im Bewusstsein der Menschen figurierte er als ein selbstgeladener König. Nach einer Zeit reichte dies nicht mehr aus, das wallachische Volk wollte seinen offiziellen König haben. Und so wurde er am 10. September dieses Jahres zum echten, gesalbten wallachischen König Boleslav I., der Gütige gekrönt."

Auf Lebzeiten selbstverständlich, denn zum Wallachen wird man für sein Leben lang. Und bis ans Lebensende ist auch der wallachische Reisepass gültig, man braucht keine Verlängerungen und hat keine Sorgen mehr. Mit dem Reisepass wird man zum ordentlichen Wallachen und die Angehörigkeit zu diesem Königreich kann man nur schwer verlieren. Denn die zu erfüllenden Pflichten, die jedem Wallachen im Reisepass auferlegt werden, sind nur die folgenden zwei, Zitat:

"Alles kannst du verlieren, bloß deinen Humor musst du dir bewahren. Sonst verlierst du alle Rechte, die in diesem Reisepass festgelegt sind.

Wenn du in die Welt aufbrichst oder wenn du einen Ausländer bei uns triffst, so vergiss nicht, ihm von allem Schönen über die Wallachen zu erzählen, und wenn er es verdient, so biete ihm einen Sliwowitz an."

Was heißt es eigentlich, ein Wallache zu sein, fragten wir Tomas Harabis:

"Unserer Auffassung nach ist das Wallachentum eigentlich ein besonderer Gemütszustand, wie es früher bereits der König Bolek gesagt hat. Er sagte weiter, dass auch ein schwarzer Afrikaner zum Wallachen werden kann. Die einzige Bedingung, um Wallache zu werden, ist die Auffassung des Menschen. Es soll eine witzige, intelligente Person sein, die auf eine besondere Art und Weise, also humorvoll, alle Probleme in ihrem Leben löst."

Während sich viele Staaten heutzutage nach außen eher verschließen und die Immigrationsbedingungen von Jahr zu Jahr verschärfen, steht das Wallachische Königreich der ganzen Welt offen. Die Immigrationspolitik ließ sich von der der alten Großmächte inspirieren und ist heutzutage absolut einzigartig:

"Wir bilden ein Immigrationsprogramm, das sowohl für die Tschechische Republik als auch für jedes andere Land spezifisch ist. Das Programm ist nicht nur auf jedes Land gesondert ausgerichtet, sondern auch auf den Menschen selbst mit seinen verschiedenen Interessen wie Sport , Musik etc. Im wallachischen Königreich soll man immer etwas Besonderes finden, und zwar etwas, was die Neuankömmlinge anzieht."

Aus diesen Gründen entstehen in letzter Zeit auch Konsulate in verschiedenen Ländern, wo man alle notwendigen Informationen und Modalitäten über das Wallachische Königreich bekommt: den Pass, wie man in das Königreich gelangt, wie und warum man in das Wallachische Königreich emigrieren soll, die Heimaturkunde und anderes mehr. Derzeit gibt drei ordentliche Konsulate, und zwar in Tschechien, in der Slowakei und in Schottland. Wie es mit den Konsulaten bzw. den Immigrationsbedingungen für deutschsprachige Länder aussieht, hierzu sagte uns Tomas Harabis im Gespräch:

"Ja, ich würde mich gern bei den Hörern aus den deutschsprachigen Ländern dafür entschuldigen, dass wir die Immigrationsbedingungen für die deutschsprachigen Völker bisher noch leider nicht zur Gänze ausgearbeitet haben. Wir sind noch auf der Suche nach Kontakten. Aber es ist bereits möglich, im Tschechischen Zentrum in Berlin, bei dem eine Bürgerin des Wallachischen Königreichs arbeitet, von dieser Informationen und Reisepässe zu erlangen."

Aber was passiert, wenn zu viele Menschen in das Wallachische Königreich emigrieren? Heute zählt das Königreich schon über 50.000 Bürger. Wird es früher oder später nicht aus den Nähten platzen und seine einladende Immigrationspolitik einschränken müssen? Auch hierauf ist Außenminister Harabis vorbereitet und hält eine gute Konzeption parat:

"Es sieht so aus, dass das Wallachische Königreich bald zu klein sein wird und so haben wir bereits über die Bildung eines Großwallachischen Reiches entschieden, für das wir neue Gebiete mit unserem Humor erobern werden. Praktisch wird es dann so aussehen, dass wenn z.B. die Goldene Stadt Prag mehr als eine halbe Million wallachische Bürger zählen wird, sie automatisch zur größten wallachischen Stadt wird. Genauso wird es auch mit anderen Städten und Ländern funktionieren und diese Städte werden sich dann zu dem Großwallachsichen Königreich vereinigen."

Also nicht nur viele ausländische Bürger für das Wallachische Königreich gewinnen, sondern auch an vielen Orten der Welt präsent sein, heißt das Motto im Wallachischen Königreich. So plant man schon zu Beginn des nächsten Jahres der britischen Königin einen Brief mit dem Ansuchen zu schicken, ein freiwilliges Mitglied des britischen Commonwealth zu werden. Dass das Königreich bereits der Europäischen Union beigetreten ist und mit dem Beitritt auf die Tschechische Republik nicht mehr warten wollte, erübrigt sich zu erwähnen.

Der EU-Beitritt hatte selbstverständlich Auswirkungen auf die wallachische Währung, den Valsar. Warum die Währung jetzt Jurovalsar heißt, hierzu sagte Außenminister Harabis:

"Die erste Währung, die das Wallachische Königreich hatte, war der Valsar. Erst in dem Augenblick, wo wir die Gespräche mit Brüssel aufgenommen haben, haben die Schwierigkeiten angefangen. Brüssel bestand darauf, dass nach dem Beitritt das Wallachische Königreich auch die gemeinsame Währung Euro akzeptieren müsse. In einem Referendum sprachen sich die Bürger entschlossen dagegen aus und am Ende haben wir uns mit Brüssel auf einen Kompromiss geeinigt, und der heißt Jurovalsar. Wir haben sogar das Euro phonetisch durchgesetzt, also wird es nicht Euro sondern im Wallachischen Juro geschrieben."

Zudem erschien Tomas Harabis die tschechische Krone im Vergleich zu anderen Währungen unterbewertet und so hat er beschlossen, dass die Währung des Wallachischen Königreichs härter sein muss. So haben sie den Eurovalsar ursprünglich an den Euro gebunden. Als sich aber Euro nicht als das Richtige erwies, haben sie den Eurovalsar mit dem Dollar verbunden und der aktuelle Wechselkurs eines Eurovalsar zum amerikanischen Dollar liegt bei 1:1. Zudem ist der Eurovalsar mit Heu gedeckt, von dem es in der Wallachei mehr als genug gibt.

An Heu und Sliwowitz, dem allseits beliebten Pflaumenbranntwein der Wallachei, mangelt es hier wirklich nicht. Die Wallachei ist berühmt durch den Sliwowitz. Aber das allein reicht den Wallachen nicht, und so versuchen sie, den Ursprung von weiteren Sachen in der Wallachei zu ergründen. Die Idee erläutert Tomas Harabis:

"Es gibt Dinge, die hier ihren Ursprung haben könnten, oder zumindest hat bisher niemand bewiesen, dass sie hier nicht entstanden sind. Wir entdecken viele Zusammenhänge und Fakten, was den Einfluss der Wallachen auf die Besiedlung der Erde betrifft, auf die Migration der Völker usw. Wir suchen in verschiedenen Ländern der Welt nach Personen und Dingen, die im walachischen Königreich ihren Ursprung haben könnten, oder wir wollen erreichen, dass sie hier ihren Ursprung haben. Ich glaube, dass es nicht mehr lange dauern wird und es werden Denkmäler gebaut, z.B. für die Sportart Golf, die hier ihren Ursprung hat. Die Wallachen spielten seit jeher immer auf den Wiesen mit dem Hirtenstab und der Schafsscheiße, und die nach Schottland emigrierenden Wallachen haben dann daraus das Golf gemacht.

So war es auch bei der Pizza. Die Italiener hätten den Wallachen beim backen der typischen Kuchen, der sog. frgale zugeschaut, und dann nur die falschen Zutaten erwischt, fügt Tomas Harabis, der Außenminister, an.

Autoren: Olaf Barth , Dagmar Keberlova
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