Frenstat pod Radhostem/Frankenstadt

Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zu der heutigen Ausgabe vom Regionaljournal. Vielleicht haben manche von Ihnen die letzte Sendung im vorigen Jahr gehört, in der wir Ihnen ein etwas sonderbares Königreich vorgestellt haben. Vielleicht sind einige von Ihnen bereits auch Bürger des Wallachischen Königreichs geworden. Egal, ob Sie sich gut amüsiert haben oder nicht, von der Gegend an sich haben Sie nicht allzu viel erfahren. Deshalb wollen wir heute einen in Anführungszeichen seriösen Ausflug in diese Region unternehmen. Ungestörten Empfang und gute Unterhaltung wünschen Ihnen dabei Philipp Kauthe und Dagmar Keberlova.

Frenstat pod Radhostem/Frankenstadt unter dem Radhost war immer schon das Zentrum des nordmährischen Gebirges Beskydy/Beskiden. Nun ist es auch das Herz des fiktiven Wallachischen Königreichs, das zur Unterstützung des Fremdenverkehrs in dieser Region gegründet wurde. Da wir uns der Idee des Wallachischen Königreichs ausführlich vor zwei Wochen gewidmet haben, wollen wir Ihnen heute das alltägliche Leben in Frenstat und Umgebung zeigen, was die Bewohner des Königreichs so machen, wenn sie nicht gerade die Pflaumen für den berühmten Pflaumenbranntwein sammeln.

Frenstat gehört zu den Städten der Tschechischen Republik, die ihr Antlitz in den letzten zehn Jahren schlagartig verändert haben: Dass es zum Besseren war, erübrigt sich zu sagen. Die einst graue Stadt strahlt heute nicht nur durch den azurblauen Himmel, klare Luft und das grün der umliegenden Berge, sondern durch bunte renovierte Häuser, Kirchen sowie schneeweiße Industrieanlagen, die sehr schonend in die Natur eingebunden sind. Die Häuser am Hauptplatz konnten im letzten Moment vor ihrem Abriss gerettet und nach 1989 den ursprünglichen Besitzern zurückgegeben werden. In einer besonderen Hinsicht war die Wende für die Entwicklung von Frenstat wichtig. Nach 1989 haben nicht nur Frenstat, sondern auch weitere Städte Tschechiens, die russischen Soldaten verlassen. In Frenstat waren es ganze 4.000, die hier in einer 11.500 Einwohner zählenden Stadt 22 Jahre lang stationiert waren. Viele der verlassenen Kasernen in Tschechien stehen heute komplett zerstört und leer und Geld für Rekonstruktion und eine folgende Wiedernutzung der Anlagen zu finden ist kein leichtes Unterfangen. Doch in Frenstat ist dem nicht so. Wie sie dort mit dem traurigen Denkmal der Vergangenheit zurecht kamen, fragten wir den Bürgermeister Karel Micek:

"Seit dem wir die Kaserne zurückbekommen haben, haben wir dort ca. 160 Millionen Kronen investiert. Heute finden wir in dem renovierten Objekt 55 Firmen, ein Gymnasium, eine Sporthalle, ein Jugendzentrum und ein Pflegeheim. Ich glaube, dass wir gute Arbeit geleistet haben."

Die neuen Firmen bedeuten neue Arbeitsplätze und so bewegt sich die Arbeitslosigkeit in Frenstat langfristig um 7 Prozent, was eine der niedrigsten in Nordmähren ist. Bedeutend für den wirtschaftlichen Aufschwung war die Niederlassung von zwei Divisionen von Siemens, die allein 550 Arbeitsplätze darstellen. Vielleicht stellen Sie sich, liebe Hörerinnen und Hörer, die Frage, ob es in einer relativ entlegenen und gebirgigen Gegend, die auf den ersten Blick weniger interessant als zum Beispiel Prag erscheint, nicht schwierig ist, ausländische Firmen ansässig zu machen. Von den deutschen Siemensangestellten ist es dem Generaldirektor der einen Division, der Automobilsysteme, Herrn Udo Bader gelungen, sich hier gut zu etablieren. Bei unserem Besuch in Siemens fragten wir Udo Bader nach den Anfängen hier mitten in der Wallachei:

Herr Bader ist inzwischen ein Kenner der Wallachen. Auch wenn er und seine Kollegen sich hier wohl fühlen, freuen sie sich immer wieder, wenn sie nach Hause zu ihren Familien fahren, die in Nürnberg oder München leben. Nach der, die sie hier verbracht haben, kommen sie mit den nicht sehr aufgeschlossenen Wallachen gut zurecht. Udo Bader findet hier eine Parallele zu einigen Teilen Deutschlands:

Dass es den hier lebenden ausländischen Kollegen gefällt, hilft den Worten des Bürgermeister Micek zufolge, weitere Investoren für die Stadt zu gewinnen. Die Stadt verlässt sich nicht nur darauf, dass es eine von der Natur her sowohl im Sommer als auch im Winter bevorzugte Gegend ist. Die Stadt versucht, eine gute Infrastruktur zu schaffen, um das Leben sowohl für die Bürger von Frenstat als auch die ausländischen Mitarbeiter der dort ansässigen Firmen angenehmer zu machen. Was vor allem den Komfort des Wohnens betrifft, hat die Stadt große Pläne und Hoffnungen für die Zukunft, denn nicht alle Häuser sind renoviert, die Plattenbauten ragen wie klagende Finder neben den Bergen zum Himmel. Frenstat möchte sich in Zukunft dafür einsetzen, das aus dem Gleichgewicht gebrachte Panorama der Stadt wieder zu berichtigen, dies wird aber noch einige Zeit dauern, so der Bürgermeister.

Um das Wallachische Königreich kommt man nicht herum, wenn man sich in Frenstat aufhält. Wie die Ämter das Entstehen des Wallachischen Königreichs sehen, hierzu noch einmal Karel Micek:

"Es ist nur Spaß, aber ein angenehmer Spaß. Soweit ich weiß, gibt es kaum jemanden, dem es nicht gefallen würde. Eine lustige Geschichte: hier in Frenstat gibt es einen begeisterten Sportfan, der durch die ganze Welt reist zu Olympiaden und ähnlichen großen Veranstaltungen. Unlängst kam er aus den Fahrrörinseln zurück und zeigte uns seinen wallachischen Reisepass, abgestempelt von den dortigen Zöllnern. Da mussten wir alle lachen. Also die Stadt unterstützt es auch, da wir glauben, dass es eine gute Art ist, für unsere Region Werbung zu machen."

Aber die besteht nicht nur auf den ausgedachten Geschichten des Wallachischen Königreiches, sondern auch auf der langen Tradition dieses Gebiets. In die Wallachei wurden Menschen nicht nachgesiedelt, wie in andere Grenzgebiete der Tschechischen Republik, die Menschen, die hier leben, leben hier seit Jahrhunderten und haben einen stark entwickelten Patriotismus, sind eingefleischte Wallachen. Dies beweisen auch viele junge Menschen, die in die weite Welt reisen, dann aber zurückkommen um für ihre Heimat, die Wallachei etwas zu tun. So einer ist auch Tomas Harabis, der Verwalter des Wallachischen Königreichs, der einige Jahre durch alle Kontinente als Photograph und freier Journalist gereist ist, um dann mit der Idee des Wallachischen Königreichs zurückzukommen. Wie die Idee des Königreichs und der Reisepässe geboren wurde, erzählt Tomas Harabis:

"Die Idee stammt aus dem Jahr 1993, als ich auf Neu Seeland unterwegs war. Auf der West Coast habe sehr einzigartige und sympathische Menschen vorgefunden, die das Independent West Cost Territorry gegründet haben, mit Reisepässen und Reiseführern. Mit dem Pass bin ich gereist und wurde überall sehr gut empfangen. Die Menschen wollten zeigen, dass sie so gastfreundlich sind wie im Pass stand und so lernte ich viele Menschen kennen. Ich dachte mir, die Wallachen sind den Bewohnern von Neu Seeland ähnlich und nach meiner Rückkehr gründete ich das Wallachische Königreich, mit dem Ziel, genauso positiv auf die Menschen zu wirken, die zu uns kommen."

Und dass es ihm gelingt, beweisen die 50.000 Königreicheinwohner, die sie bereits gewinnen konnten.