Vor 150 Jahren begann der Abriss der Prager Stadtmauer

Arena an den Mauern (Neustadt)

Über Jahrhunderte hinweg wurde Prag von einer Stadtmauer geschützt. Nach dem Deutschen Krieg hatte das mittelalterliche Sicherheitssystem dann aber ausgedient.

Hladová zeď | Foto: Jolana Nováková,  Tschechischer Rundfunk

Die Befestigung der Moldaustadt wurde über mehrere Jahrhunderte hinweg ausgebaut. Aus dem ursprünglichen Wall aus Holz und Lehm war zu Zeiten Karls IV. schon ein fester Ring aus Ziegelsteinen geworden. Sein berühmtester Abschnitt ist die „Hungermauer“ (Hladová zeď), die sich den Laurenziberg (Petřín) hinaufzieht und zum Schutz der Kleinseite angelegt wurde. Zunächst war sie als „Zahnmauer“ (Zubatá zeď) bekannt, wegen ihrer stufenförmigen Zinnen. Als aber 1361 eine Hungersnot in Prag ausbrach, stellte Karl IV. vor allem arme Bauarbeiter an, um ihnen – so will es die Legende – ein Einkommen und das Überleben zu ermöglichen.

Trotz der steinernen Umrandung wurde die Stadt mehrmals von außen überfallen – sei es durch die Hussiten im Gefolge von Jan Žižka oder durch die Schweden, die am Ende des Dreißigjährigen Krieges die Kleinseite und das Burggelände in Schutt und Asche legten. Kaiser Ferdinand III. erklärte Prag daraufhin zur Festung und ließ ein barockes Schutzsystem errichten. Es erstreckte sich über 14 Kilometer, hatte neun Stadttore und rund 30 Bastionen.

Hladová zeď | Quelle: Z metropole/ČT

Aber auch dies hielt nicht stand. Anfang der 1740er Jahre, zu Beginn der Regierung von Maria Theresia, wurde Prag mehr als ein Jahr lang von den alliierten Armeen Bayerns, Sachsens und Frankreichs belagert. Später wurde die Stadt dann durch die Preußen erobert, die 1866 den sogenannten Deutschen Krieg gegen Österreich führten – und damit gegen das Habsburgerhaus, das Prag zu der Zeit schon mehr als drei Jahrhunderte lang regierte. Ein weiterer seiner Vertreter, nämlich Kaiser Franz Joseph I., befahl letztlich auch den Abriss der Stadtmauer.

Vyšehrad - historische Zeichnung | Foto: e-Sbírky,  Nationalmuseum,  CC BY-NC-ND 4.0 DEED

Dieser begann am 20. Juli 1874. Die Beseitigung der einst so stolzen Befestigung zog sich bis in die 1920er Jahre hin und wurde nie vollendet. Die übriggebliebenen Stadttore dienen den Touristen inzwischen als Aussichtstürme. Zudem wäre die Silhouette der Burg Vyšehrad auch heute nicht vollständig ohne die mächtige Zitadelle. Und nicht nur das: Die Modernisierung der Bastion „U Božích muk“ (Der göttlichen Märtyrer), gelegen im Folimanka-Park gegenüber vom Vyšehrad, wurde 2012 sogar mit dem Grand Prix der tschechischen Architekten-Gemeinde ausgezeichnet.

Vyšehrad | Foto: Kristýna  Maková,  Radio Prague International
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