Wegen Fußball-Besuch: Babiš entlässt Berater Prymula, Blatný rügt Mitarbeiter
Das Fußballspiel zwischen Slavia Prag und Leicester City hat neben dem sportlichen Geschehen für einen weiteren Eklat in Tschechien gesorgt. Der Anlass dafür ist der Besuch der Europa-League-Begegnung durch einige hundert VIPs, darunter mehrere hochrangige Vertreter des öffentlichen Lebens. Bereits im Herbst hatte das Gesundheitsministerium dem Fußballverein die Ausnahmegenehmigung erteilt, dass er Vertretern seiner zahlreichen Partner den Stadionbesuch bei internationalen Spielen ermöglichen könne, wenn sie sich vorher einem Antigen-Test unterziehen. Diese Ausnahme wurde im Rahmen eines Pilotprojektes der Behörde in der Corona-Testerforschung gewährt. Im Spiel gegen die Briten machte Slavia von dieser Regelung erneut Gebrauch. Nach der Partie aber räumte der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Jaroslav Tvrdík ein, dies sei „ein moralisches Versagen“ gewesen.
Als Konsequenz für den Besuch des Fußballspiels hat Premier Andrej Babiš (Partei Ano) die Zusammenarbeit mit seinem Pandemie-Berater Roman Prymula als für sofort beendet erklärt. Er warf dem ehemaligen Gesundheitsminister vor, nichts aus der Vergangenheit gelernt zu haben und in der derzeitigen epidemiologischen Lage keinen sozialen Sachverstand zu zeigen. In einer Zeit, in der man die Menschen dazu auffordere, zu Hause zu bleiben, sei ein solches Verhalten nicht zu akzeptieren, sagte der Regierungschef.
Eine ähnliche Reaktion zeigte Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos) am Freitag in Bezug auf einen seiner Mitarbeiter im Ressort. Blatný wies seinen Staatssekretär Stanislav Měšťan und die Chefin des zentralen Gesundheitsamtes Jarmila Rážová an, die Hintergründe des Stadionbesuchs vom Leiter der Abteilung für Gesundheitsschutz des Ministeriums, Jan Marounek, zu prüfen. Dieses Verhalten sei ein negatives Signal gegenüber den Mitbürgern, betonte Blatný. Laut Medienberichten wurden unter den Zuschauern noch weitere Prominente gesichtet wie der Leiter der Präsidialkanzlei Vratislav Mynář, der Europa-Abgeordnete Alexandr Vondra (Bürgerdemokraten), der Direktor des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens, Petr Dvořák, oder die Tennisspielerin Petra Kvitová.
