Steigende Corona-Zahlen: Mögliche Lockerungen verschoben, Pflicht zur FFP2-Maske

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Tschechien scheint in eine dritte Corona-Welle zu schlittern. Die britische Mutante treibt die Zahlen der Neuansteckungen nach oben. Deswegen hat das Regierungskabinett angedachte Lockerungen erst einmal verschoben.

Jan Blatný  (Foto: ČTK / Vít Šimánek)

Am Freitagmorgen tagte die Regierung. Dabei ging es unter anderem um die mögliche Öffnung kleiner Geschäfte. Dazu Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos) bei der anschließenden Pressekonferenz:

„Leider muss ich konstatieren, dass sich die Lage in Tschechien in den zurückliegenden Tagen verschlechtert hat. Das heißt, dass mehr Covid-19-Patienten in Krankenhäusern liegen und auch auf den Intensivstationen behandelt werden müssen sowie dass die Zahl der Neuinfektionen beständig steigt. Deswegen hat sich die Regierung gegen eine Öffnung weiterer Geschäfte ab Montag ausgesprochen, wie dies das Industrie- und Handelsministerium in Erwägung gezogen hat.“

Dabei hatte Blatný selbst am Mittwoch angemerkt, dass eine solche Öffnung unter strengen Hygieneauflagen denkbar wäre. Da wusste der Gesundheitsminister aber noch nicht genau, wie dramatisch sich die Lage weiterentwickeln würde. Mittlerweile liegt Tschechien im europäischen Vergleich an der Spitze bei der 14-Tage-Inzidenz. Dabei wurden hierzulande 968 Corona-Fälle auf 100.000 Einwohner gezählt. Das sind deutlich mehr als die 649 Fälle im zweitplatzierten Estland und 621 Fälle in der drittplatzierten Slowakei.

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Deswegen hat Gesundheitsminister Blatný das Regierungskabinett dazu gebracht, die geltende Maskenpflicht zu verschärfen.

„Was jeder gegen die Ausbreitung der britischen Virusmutation tun kann, ist das Tragen eines adäquaten Atemschutzes. Daher ordnet mein Ministerium an, dass ab Dienstag FFP2-Masken oder Masken aus Nanofasern an Orten mit hohem Menschenaufkommen getragen werden müssen. Dies kann auch durch zwei OP-Masken übereinander ersetzt werden“, so der Minister.

Als konkrete Orte nannte Blatný den öffentlichen Verkehr, Geschäfte und Krankenhäuser. Am Montag soll die Liste komplettiert werden. Zugleich schloss der Minister nicht aus, weitere Maßnahmen zu verschärfen. Dennoch gab Industrie- und Handelsminister Karel Havlíček (parteilos) am Freitag seine Idee nicht auf, weitere Geschäfte zu öffnen. Schon kommende Woche wolle er dies – je nach Lage – dem Kabinett erneut vorschlagen, schrieb Havlíček über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Roman Prymula  (rechts). Foto: ČTK / Ondřej Deml

Dass bis dahin die Zahlen wieder rückläufig sein werden, muss eher bezweifelt werden. Experten führen die weitere Ausbreitung des Virus auch auf die mangelnde Disziplin vieler Tschechen zurück. Und ausgerechnet Ex-Gesundheitsminister Roman Prymula trug am Donnerstag dazu bei, das Vertrauen der Menschen in die Corona-Maßnahmen weiter zu untergraben. Der Pandemie-Berater von Premier Andrej Babiš (Partei Ano) hatte am Donnerstag noch gefordert, das öffentliche Leben in Tschechien für zwei bis drei Wochen komplett herunterzufahren. Am Abend besuchte er dann das Fußball-Europapokalspiel von Slavia Prag gegen Leicester. Das geschah auf Einladung des Eigentümers von Slavia und nach vorherigem Corona-Test. Auf der VIP-Tribüne befand sich zudem jener Beamte des Gesundheitsministeriums, der dem Fußballklub eine Ausnahmegenehmigung erteilt hatte vom Zuschauerverbot bei Sportveranstaltungen. Die Außenwirkung sei verheerend, gestand Minister Blatný.

„Das ist ein schlechtes Signal und ein falsches Vorgehen für einen Beamten in seiner Funktion“, so der Ressortchef.

Im Fall des Beamten soll nun ermittelt werden. Und Prymula wurde von Premier Babiš als Berater entlassen.