Unterwegs ohne Mund-Nasen-Schutz: Tschechien kippt Maskenpflicht in Verkehrsmitteln
Als vor zwei Jahren die Corona-Pandemie Tschechien erreichte, wurden selbstgenähte Masken schnell das Mittel der Wahl, um sich gegen die Atemkrankheit Covid-19 zu schützen. Später wurden OP- und zuletzt FFP2-Masken zur Pflicht in den Innenräumen. Seit Mitte März müssen Menschen in öffentlich zugänglichen Einrichtungen hierzulande keine Masken mehr tragen. Und nun wurde auch die Pflicht zur Bedeckung von Mund und Nase in den öffentlichen Verkehrsmitteln abgeschafft.
Die Gesetzesänderung hatte sich in den letzten Tagen bereits abgezeichnet. Nach der Kabinettssitzung am Mittwoch verkündete Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) dann die Abschaffung der Maskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln.
„Das Verantwortungsbewusstsein der Bürger ist hoch, die Impfquote ausreichend. Zudem haben wir in der Vergangenheit die richtigen Maßnahmen getroffen, und die Inzidenzen sinken. Ab Mitternacht schafft die Regierung deshalb das verpflichtende Tragen von Masken in den öffentlichen Verkehrsmitteln ab“, so der Premier.
Appell an die Vernunft
In Tschechien kann so nach über zwei Jahren erstmals wieder Ostern nahezu ohne Einschränkungen gefeiert werden. Zugleich appelliert Fiala an die Vernunft der Bürger:
„Wir bitten dennoch alle, sich vernünftig und verantwortungsvoll zu verhalten. Weil sich unsere Regierung in der Vergangenheit genau darauf verlassen konnte, haben wir auch die Lage mit Omikron und den jüngsten Untervarianten gut überstanden.“
Bereits seit 14. März müssen in öffentlichen Innenräumen wie Geschäften, Behörden oder Kultureinrichtungen keine Masken mehr getragen werden. Fast überall in Tschechien kann man sich nun ohne entsprechenden Schutz bewegen. Vorerst bestehen bleibt die Pflicht zur Bedeckung von Mund und Nase jedoch in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen sowie in den Apotheken. Gesundheitsminister Vlastimil Válek (Top 09) sagte am Mittwoch, dass diese Vorgabe noch einige Wochen in Kraft bleiben dürfte.
„Ende April oder Anfang Mai möchten wir gern auch diese Maßnahme angehen. Wir müssen regelmäßig aufs Neue die Daten aus den medizinischen Einrichtungen auswerten“, ließ der Minister verlauten. „Das Virus ist immer noch unter uns. Es mutiert weiter und wird immer ansteckender. Obwohl die Zahl der Todesfälle sinkt, muss sich die Lage noch weiter verbessern, damit wir auch in medizinischen Einrichtungen die Masken ablegen können“, hieß es weiter.
Das tschechische Gesundheitsministerium empfiehlt jedoch, auch an anderen Orten weiterhin Maske zu tragen – obwohl dies nun nicht mehr verpflichtend ist. Bereits am Sonntag sagte Gesundheitsminister Válek im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen:
„Die Situation in den Krankenhäusern wird konstant besser. Zudem sinkt auch die Inzidenz der positiven Tests. Dennoch empfehle ich allen wärmstens, eine FFP2-Maske zu tragen, wenn sie sich mit fremden Personen in geschlossenen Räumen befinden.“
Das schließt selbstverständlich auch Busse und Bahnen ein. Die Prager Verkehrsbetriebe unterstützen die Empfehlung des Gesundheitsministeriums. Auf ihrer Website haben sie eine Erklärung veröffentlicht. Auch im Hinblick auf andere Atemwegserkrankungen appelliert man an die Verantwortung und gegenseitige Rücksichtnahme der Reisenden und fordert weiterhin zum Tragen einer Maske auf. Wie es weiter heißt, würden aus diesem Grund die Hinweise zum Bedecken von Mund und Nase in den Fahrzeugen und an den Haltestellen vorerst auch nicht entfernt.
Auch kritische Stimmen werden laut
Trotz der Empfehlung des Gesundheitsministeriums sehen einige Gesundheitsexperten das Ende der Maskenpflicht kritisch. Das Nationale Institut für die Pandemiebekämpfung (NIZP) empfahl dem Ressort zwar die Aufhebung der Maskenpflicht, die Mediziner sprachen sich jedoch nicht einstimmig dafür aus. Roman Chlíbek ist Epidemiologe und Leiter des zu Jahresbeginn gegründeten Expertenrates.
„Die Zahlen sinken zwar und sehen gut aus, dennoch zirkuliert das Coronavirus weiterhin in der Bevölkerung. Ein Viertel bis ein Drittel der Menschen, die Symptome haben und sich testen lassen, sind positiv“, sagte Chlíbek am Mittwoch in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. „In der Bevölkerung gibt es immer noch eine hohe Viruslast. In Bereichen wie dem öffentlichen Personennahverkehr kommen viele Menschen in engen Kontakt miteinander. Dort kann sich das Virus gut verbreiten“, warnte er.
Wie jedoch am Donnerstag ein Blick in die Busse und Straßenbahnen sowie in die Metro in Prag zeigte, haben wohl nur die wenigsten Reisenden noch derartige Befürchtungen. Die meisten fahren nun ohne Mund-Nasen-Schutz durch die tschechische Hauptstadt. Die Bereitschaft zum Tragen einer Maske im Prager ÖPNV ist allerdings schon in den vergangenen Wochen immer stärker zurückgegangen.