Ende des selbstgenähten Mundschutzes: Regierung ordnet FFP2- und OP-Masken an
Tschechien will mit besserem Mundschutz gegen die britische Mutation des Corona-Virus ankämpfen. Deswegen hat die Regierung nun eine FFP2- und OP-Maskenpflicht angeordnet.
Im Rathaus des siebten Prager Stadtbezirks: Eine freiwillige Helferin verteilt FFP2-Masken. Bürgermeister Jan Čižinský (Praha sobě) erläutert:
„Wir haben uns rechtzeitig mit den Masken versorgt, weil wir die Entwicklung erwartet haben und den Menschen helfen wollen. Sie können aus zwei Gründen zu uns kommen: wenn sie sich die Masken nicht leisten können oder wenn sie keine mehr im Laden bekommen haben. Wir glauben den Menschen. Bei jenen, die im Geschäft nichts gefunden haben, wären wir um eine kleine Spende froh. Wir geben immer drei FFP2-Masken aus. Unser Stadtteil kann sich das leisten. Das ist das Mindeste, was wir tun können.“
Denn ab Donnerstag gilt in Tschechien eine verschärfte Maskenpflicht. Grund ist die britische Mutante, sie gilt als deutlich ansteckender als die bisher bekannte Form des Coronavirus und breitet sich in Tschechien weiter aus. Die Folge sind wieder steigende Ansteckungszahlen, zudem registrieren die Mediziner zunehmend schwere Krankheitsverläufe. Am Dienstag schlug das Gesundheitsministerium Alarm, dass sich die Kapazitäten an Intensivbetten hierzulande dem Ende zuneigen.
Dieses hochinfektiöse Geschehen will Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos) nun mit einem besseren Atemschutz bekämpfen.
„Wir sind uns alle dessen bewusst, dass wir die Entwicklung der Pandemie in Tschechien effektiver einschränken müssen. Eines der Mittel ist, dass wir die Nutzung von FFP2-Masken oder zumindest von zwei OP-Masken übereinander vorschreiben. Und zwar gilt das in Geschäften, Dienstleistungsbetrieben, Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, im öffentlichen Verkehr sowie an den Haltestellen, in Wartesälen, aber auch im Auto, wenn dort Menschen aus mehr als einem Haushalt sitzen“, so der Minister am späten Montagabend nach der Sitzung des Regierungskabinetts.
Ausgenommen von der Regelung sind Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre. Blatný begründete dies mit dem Hinweis, dass es keine FFP2-Masken in Kindergrößen gebe.
Der Gesundheitsminister will aber auch an den restlichen Orten einen besseren Atemschutz erreichen. Deswegen hat er das vorläufige Ende eingeläutet für ein Symbol der Corona-Krise in Tschechien:
„An allen Orten, an denen keine FFP2-Masken nötig sind, reicht nicht mehr der selbstgenähte Mund-Nasen-Schutz aus. Stattdessen müssen dort mindestens OP-Masken getragen werden.“
Auch diese Anordnung gilt ab Donnerstag. Allerdings gibt es eine Art Gnadenfrist bis einschließlich Sonntag, in der Verstöße noch nicht geahndet werden sollen. In einigen Apotheken und Drogerien im Lande waren am Montag schon die FFP2-Masken ausverkauft. Dass dies aber zu einem wirklichen Problem werden könnte, glaubt man beim zentralen Gesundheitsamt nicht. Behördenleiterin Jarmila Rážová sagte am Dienstagmorgen in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Ich denke, dass die meisten von uns sich vorab versorgt haben, weil schon seit einigen Tagen über die Einführung dieser Pflicht diskutiert wird. In jedem Fall sind genügend dieser Masken auf dem hiesigen Markt. Zudem wird die Regierung diese an Menschen aus sozial schwachen Gruppen verteilen, und zwar aus den Materialreserven des Staates.“
In den tschechischen Internetportalen kursieren im Übrigen mittlerweile Tipps, wie sich FFP2-Masken auch wiederholt nutzen lassen. Nicht alles ist aber zur Nachahmung empfohlen.