Weißrusse Jandjuk: Havel-Preis wird Beljazki in seinem Kampf bestärken

Ales Beljazki (Foto: ČTK)

Auf Initiative aus Prag wurde im Frühjahr beschlossen, einem Menschenrechtspreis des Europarates den Namen des verstorbenen ehemaligen Präsidenten Tschechiens zu geben. Seit Montag steht der erste Träger des Václav-Havel-Menschenrechtspreises fest. Es ist der weißrussische Politaktivist Ales Beljazki. Da der 51-Jährige in seinem Heimatland derzeit im Gefängnis sitzt, nahm seine Frau den mit 60.000 Euro dotierten Preis in Straßburg entgegen.

Ales Beljazki  (Foto: ČTK)
František Janouch, der Gründer der Stiftung der Charta 77, war ein enger Freund von Václav Havel. Kurz nach dem Tod des ehemaligen tschechischen Präsidenten schlug er vor, einen Menschenrechtspreis nach Havel zu benennen. In Gesprächen mit der Václav-Havel-Bibliothek kam man darauf, dass der Europarat eine solche Ehrung ja bereits vornehme, diese aber wenig bekannt sei. Im Frühjahr einigten sich alle drei Seiten auf den neuen Preis, so Janouch:

„Der Europarat und auch wir haben es begrüßt, dass wir alle unsere unabhängigen Bemühungen nun bündeln können und daraus ein wirklich großer Preis entstanden ist.“

Dessen erster Preisträger wurde nun durch eine Jury aus 21 Bewerbern ermittelt. Die Wahl fiel auf den Weißrussen Ales Beljazki. Von ihm ist auch die Direktorin der Václav-Havel-Bibliothek, Marta Smolíková, überzeugt. Beljazki sei in seiner Heimat eine bekannte Person, die wegen ihrer Haltung schon oft vom dortigen Regime verfolgt worden sei. Der Experte für die postsowjetischen Länder beim Tschechischen Rundfunk, Libor Dvořák, über den Literaturwissenschaftler Beljazki:

Libor Dvořák  (Foto: YouTube)
„Als humanitär gebildeter Mensch hat sich Beljazki schon zu Beginn der 1980er Jahre mit dem damals noch sowjetischen Regime angelegt. Da war er noch ein 20-jähriger Bursche.“

Doch auch nach dem Zerfall der Sowjetunion ließ Beljazki nicht nach in seinen Anstrengungen, sich für die Durchsetzung der Menschenrechte in seinem Land einzusetzen, sagt Dvořák:

„Im Jahr 1996 gründete er in Minsk die Menschenrechtsorganisation Wjasna (zu Deutsch: Frühling). Das war nur zwei Jahre nach der Übernahme der Macht durch Alexander Lukaschenko. Schon damals haben er und seine Freunde erkannt, wohin sich Lukaschenko und sein Regime bewegen werden.“

Wladislaw Jandjuk  (Foto: ČT24)
Die von Beljazki gegründete NGO hat es sich zur Aufgabe gemacht, politische Gefangene und ihre Familien zu unterstützen. Seit zwei Jahren ist Beljazki nun selbst ein politischer Gefangener, auch wenn er wegen angeblicher Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe in Höhe von viereinhalb Jahren verurteilt wurde. Die auferlegte Strafe verbüßt der 51-Jährige derzeit in einem Straflager. Die Beljazki nun zuteil gewordene Auszeichnung dürfte ihn jedoch bestärken, in seinem Kampf für ein gerechteres Weißrussland nicht nachzulassen. So sieht es auch sein Landsmann, der in Tschechien lebende Dissident Wladislaw Jandjuk:

Václav Havel  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Ich glaube, dass ihm diese Auszeichnung helfen wird, insbesondere in psychologischer Hinsicht. Denn gegenwärtig sitzt Ales Beljazki leider im Gefängnis und wird wohl auch so schnell nicht freikommen.“

Nach der Übernahme des Preises in Straßburg wird die Gattin von Beljazki indes am Mittwoch noch an einer ganztägigen Veranstaltung über die Menschenrechte teilnehmen. Sie ist dem Vermächtnis von Václav Havel gewidmet. Am kommenden Samstag würde Havel seinen 77. Geburtstag feiern.