Wettbewerb mährischer Weine in Slavkov

Foto: Vaclav Sigmund

Pilsen und Budweis sind Pilgerorte für Bierkenner aus der ganzen Welt. Dass in Tschechien aber auch sehr gute Weine gekeltert werden, ist international immer noch mehr oder weniger ein Geheimnis. Aber auch im eigenen Land müssen sie sich zunehmend der Konkurrenz von Importweinen stellen. Der Grand Prix Austerlitz, der in diesem Jahr erstmals vergeben wird, soll nun die Aufmerksamkeit verstärkt auf die mährischen Weine lenken. Thomas Kirschner berichtet.

Mähren, der südöstliche Teil der Tschechischen Republik - fruchtbare Böden, weitgeschwungene Hügel. Eine traditionelle Weinlandschaft. Die wichtigsten Anbaugebiete grenzen gleich an das niederösterreichische Weinviertel, das für seine qualitätvollen Sorten weithin bekannt ist, während der Ruf der mährischen Weine noch kaum über die Grenzen der Tschechischen Republik gedrungen ist. Zu Unrecht, findet Irena Svobodová, die ambitionierte Mitinhaberin einer Weingroßhandlung in Brno / Brünn, die zunächst vor allem die Touristen mit den mährischen Weinen bekannt machen möchte.

"Ich bin sozusagen mährische Patriotin. Ich meine, wir haben hier eine Menge guter Weine, und ich glaube wir sollten vor allem versuchen, dass die Touristen, die hier zu uns nach Mähren kommen, ihre altbekannten Sorten einmal stehen lassen und unsere hiesigen Weine probieren."

Neben Weinseminaren und Verkostungen, die Irena Svobodová in ihrem eigenen Weinkeller durchführt, ist ihr neuestes Projekt der Grand Prix Austerlitz, eine Auszeichnung für mährische Weine, die am kommenden Wochenende erstmals vergeben wird. Den Rahmen dafür bilden die Napolenské dny, die Napoleonischen Tage in Slavkov / Austerlitz, mit denen am Ort der Dreikaiserschlacht von 1805 an den diesjährigen 235. Geburtstag des Franzosenkaisers erinnert wird - im Tagesecho haben wir bereits darüber berichtet. Irena Svobodová möchte diese Gelegenheit nutzen und den Besuchern die mährischen Rebsorten ganz unmittelbar und unvoreingenommen nahebringen. Der Wettbewerb wird deshalb etwas anders aussehen als die meisten anderen Veranstaltungen dieser Art.

"Es wird eine Besonderheit geben, und zwar, dass der Sieger nicht schon vorher feststeht, denn die Fachjury und die Besucher werden die Weine gleichzeitig verkosten. Die Besucher können also, wenn sie Interesse haben, auch die Bewertungsbögen ausfüllen. Abends gibt es dann die Vorstellung der Ergebnisse, und es wird sicher interessant, wenn man die Bewertungen der Fachjury und der Besucher vergleichen kann."

Dass es bei der Verkostung mährischer Weine einiges zu erleben und erschmecken gibt, konnte Irena Svobodová vor kurzem auch bei einer von ihr organisierten Degustation in Paris beweisen:

"Es ist uns gelungen, fünf führende französische Sommeliers zu gewinnen. Sie waren völlig überrascht, sie hatten nicht erwartet, dass die Technologie der Weinproduktion bei uns auf so hohem Niveau ist. Den größten Anklang und Beifall fanden gerade die klassischen mährischen Rebsorten."

Zwar ist Mähren nicht so von der Sonne verwöhnt wie Frankreich und Italien, dennoch aber gibt es für den Weinkenner hier einiges zu entdecken - vor allem unter den traditionellen Rebsorten des Landes. Denn dank der zahlreichen kleinen Weinbauern haben sich in der Region noch viele alte und besondere Sorten erhalten. Gerade darin sieht Irena Svobodová die Stärke der mährischen Weine.

"Wir können vor allem in der Vielfalt konkurrieren. In Mähren haben wir eine große Zahl verschiedener Rebsorten, und viele von den kleinen Winzern bieten Spezialitäten an. Sie können sich solchen Dingen viel besser widmen als große Weinbaubetriebe, bei denen es vor allem auf den Ausstoß ankommt."

Auf solche Besonderheiten unter den mährischen Weinen möchte auch der Grand Prix Austerlitz aufmerksam machen. Damit in Zukunft nicht nur Pilsen und Budweis, sondern auch Breclav und Mikulov einen festen Platz auf der Gourmetlandkarte erhalten.