Wird die theologische Fakultät vom Rektor der Karlsuniversität geleitet?
Die Lage an der Katholischen theologischen Fakultät der Prager Karlsuniversität hat wieder einmal für Schlagzeilen in der Tagespresse gesorgt. Denn wie Kritiker aus den kirchlichen Reihen betonen, hat sich der Unterricht an der Fakultät seit dem 19. Jahrhundert kaum geändert, auch wenn es im dortigen Dekanat vergangenes Jahr zu einem Wechsel gekommen war. Martina Schneibergova berichtet:
Zur Verbesserung der Lage an der Prager katholischen theologischen Fakultät soll ein aus dem Vatikan angereister Vertreter beitragen. Erzbischof Giuseppe Pittau vereinbarte mit dem Rektor der Karlsuniversität eine bislang nie da gewesene Lösung. Wenn diese von Schulminister Zeman gebilligt wird, wird die Leitung der Fakultät höchstwahrscheinlich zurücktreten und die Fakultät wird danach unter eine Art "Zwangsverwaltung" des Rektors gestellt. Der bisherige Dekan soll dann in seinem Amt durch einen sog. "Administrator" - den Bischof von Hradec Kralove/Königgraätz, Dominik Duka, abgelöst, werden.
Probleme gibt es jedoch nicht nur mit den Pädagogen. Universitätssprecher Hajek betonte gegenüber der Tageszeitung Lidove noviny, die Fakultät habe seit 1990 denselben Unterrichtsstil beibehalten. Während an der ganzen Universität wesentliche Änderungen durchgeführt wurden, hat sich das Studienprogramm an der theologischen Fakultät nicht weiterentwickelt, so der Sprecher.
Die Kirche sowie die Universität fingen an, die Lage zu lösen, da sie der gegenwärtigen Führung der Fakultät nicht mehr vertrauen. Andere katholische Schulen in Europa haben einen internationalen Charakter, während die Prager Fakultät eher einem Ghetto ähnelt. Nach Meinung des Sprechers der Tschechischen Bischofskonferenz Daniel Herman ist es notwendig, zahlreiche administrative Maßnahmen zu treffen, damit auch Studenten von anderen Fakultäten der Universität Vorlesungen an der theologischen Fakultät besuchen können.
Die Kongregation für katholische Erziehung des Vatikans - die etwa einem Schulministerium entspricht, befasst sich mit der Lage an der Prager theologischen Fakultät nicht zum ersten Mal. Sie musste sich schon Anfang des Jahres 2000 in Prag engagieren, als Kardinal Vlk sein Veto gegen die Wahl des damaligen Dekans Wolf eingelegt hatte. Wolf wurde vorgeworden, dass er einen Unterrichtsstil befürwortet, der noch im 19. Jahrhundert annehmbar gewesen wäre. Außerdem wurde seine Verbindung zum kommunistischen Geheimdienst kritisiert. Für Laien und Frauen war damals die Fakultät praktisch geschlossen.