Wirtschafts-Wochenrückblick: 13. Januar bis 19. Januar
In Brüssel ziehen bald EU-Angestellte mit tschechischen E-Bikes ihre Runden. Außerdem baut ein neues Büro der Handelsagentur Czech Trade in Teheran die tschechisch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen aus. Auch für die Verbraucher in Tschechien gab es letzte Woche gute Neuigkeiten. Diese und weitere Themen im Wirtschaftsrückblick vom 13. bis zum 19. Januar.
Citybikes blickt auf eine junge Geschichte zurück: Gegründet im Jahr 2006 von ein paar Freunden wurden zunächst Stadtfahrräder verschiedener Hersteller verkauft. Bald stieg das Unternehmen selbst in die Produktion ein und spezialisierte sich auf hochwertige Fahrräder mit Retro-Anstrich. Das Konzept orientiert sich eng an den Kundenwünschen: Im Sinne der „co-creation“ können die Käufer das gewünschte Fahrrad online nach ihren eigenen Wünschen zusammenstellen – mit oder ohne Elektroantrieb. Produziert wird vor Ort im Prager Stadtteil Holešovice.
Die tschechische Wirtschaft wird in den Jahren 2017 bis 2021 jährlich um durchschnittlich 2,2 Prozent zulegen. Der Lebensstandard in Tschechien sollte sich dadurch bis zum Jahr 2021 auf 88 Prozent des EU-Durchschnitts erhöhen. Das wäre der höchste Wert unter den Ländern Ost-Mitteleuropas. Dies geht aus der Prognose der tschechischen Filiale der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsfirma Deloitte hervor, die am Donnerstag in Prag bekanntgegeben wurde. In diesem Jahr sollte die tschechische Wirtschaftskraft um 2,5 Prozent zunehmen. Das Wachstum des vergangenen Jahres, das Deloitte genauso wie das nationale Statistikamt bei 4,7 Prozent festmacht, sei aufgrund bestimmter Einflüsse indes außergewöhnlich, sagte Deloitte-Chefökonom David Marek vor Journalisten.
Im Jahr 2014 lag der Lebensstandard in Tschechien, gemessen an der Kaufkraftparität der Bevölkerung, bei 83 Prozent des EU-Durchschnitts. Marek zufolge stieg der Standard im vergangenen Jahr auf 86 Prozent. Auf diesem Level werde er sich auch in diesem Jahr bewegen, so Marek. Nach Einschätzung des Chefökonomen sollte 2021 aber Litauen mit 91 Prozent noch vor Tschechien liegen. Die anderen Staaten aus Ost-Mitteleuropa aber blieben zurück: die Slowakei mit 84 Prozent, Polen mit 77 Prozent und Ungarn mit 72 Prozent des EU-Durchschnitts.
Die Aufhebung der Handelssanktionen gegen den Iran steht bevor. Deswegen fliegt der tschechische Industrie- und Handelsminister Jan Mládek am Samstag nach Teheran, der Sozialdemokrat wird dabei von rund 60 tschechischen Unternehmern begleitet.
Bei dem viertägigen Aufenthalt der tschechischen Delegation im Iran sollen wieder Handelsbeziehungen angeknüpft werden. Dazu wollen beide Seiten ein bilaterales Abkommen über wirtschaftliche Zusammenarbeit unterzeichnen. Zudem eröffnet Minister Mládek in Teheran das insgesamt 47. Büro der Handelsagentur Czech Trade. Die iranische Wirtschaft werde „nach dem Verlassen der Isolation zu den interessanten Territorien für Investitionen durch Unternehmer in den zurückliegenden Jahren“, so Jan Mládek.
Zur Delegation gehört auch der Chef des Czech-Trade-Büros in Teheran. Die tschechische Seite habe bereits wichtige Branchen im Blick, sagte Büro-Chef Martin Tůma. Dazu würden das Bauwesen, das Gesundheitswesen, der Maschinenbau und nicht zuletzt die Ölindustrie gehören. Tschechische Firmen sollen sich in der nächsten Zeit auch bei Fachmessen im Iran präsentieren. Tůma nannte dazu Project Iran 2016 im April, die Iran Oil Show im Mai sowie die Iran Health International Exhibition.Beim Industrie- und Handelsministerium in Prag sieht man viel Potenzial für die tschechisch-iranischen Handelsbeziehungen. Der Iran habe eine herausragende wirtschaftliche Stellung im Nahen und Mittleren Osten, so der Leiter des Bereichs internationale Beziehungen, Lukáš Martin. Seine Vorteile seien die viele Bodenschätze und ein Markt von fast 80 Millionen Menschen.
77 Prozent der tschechischen Kunden achten darauf, woher ihre Lebensmittel stammen. Am meisten interessieren sich die tschechischen Verbraucher für die Herkunft von Obst, Gemüse, Fleisch und von Milchprodukten. Dies geht aus einer Umfrage hervor, die von der Kreditkartengesellschaft MasterCard durchgeführt wurde und deren Ergebnisse am Montag veröffentlicht wurden.
Einen Bogen machen viele Käufer um Lebensmittel aus Polen: 37 Prozent der tschechischen Bevölkerung kaufen keine polnischen Produkte. Rund 23 Prozent der Tschechen interessieren sich nicht für die Herkunft der Waren. Dies gilt in erster Linie für sozial Schwache und Menschen mit einem niedrigeren Bildungsstand. Die Resultate der Umfrage zeigen, dass sich die Tschechen hauptsächlich für die Herkunft frischer Produkte interessieren. Nur wenige Verbraucher achten dagegen auf den Ursprung haltbarer Lebensmittel.
54 Prozent der Kunden halten bei Obst und Gemüse die Herkunft für entscheidend. 42 Prozent interessieren sich dafür, wo Fleisch und Fleischerzeugnisse produziert wurden. Bei den Milchprodukten spielt deren Ursprung für 32 Prozent der Kunden eine Rolle. Nur 6 Prozent der Verbraucher schauen bei haltbaren Lebensmitteln auf die Etiketten.