Wirtschafts-Wochenrückblick: 30 Juni bis 07. Juli

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Durch die zwei Feiertage in der ersten Juli-Woche ist es etwas ruhiger auf den tschechischen Märkten gewesen. Dennoch beschäftigte der drohende Brexit auch weiterhin die Ökonomen. Zudem steht der Sommer vor der Tür und die Tschechen packen langsam die Koffer. Dies und mehr sind die Themen im Wirtschaftsrückblick vom 22. bis 29. Juni.

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Den Beginn unseres Wirtschaftsrückblicks macht aber eine Fusion im tschechischen Internethandel. Mall.cz, einer der größten Online-Händler Tschechiens, darf den Besitzer wechseln. Dies bestätigte am Mittwoch das tschechische Kartellamt. Die Übernahme durch die Investorengruppe Rockaway ist damit eine der größten Transaktionen im tschechischen Einzelhandel.

Rockaway Capital hatte den Kaufvertrag mit der Netarail Holding, dem bisherigen Eigentümer von Mall.cz, bereits im vergangenen Jahr unterzeichnet. Doch konnte er bisher nicht umgesetzt werden, da das tschechische Kartellamt sich eine Prüfung des Abschlusses vorbehielt. Die Übernahme von Mall.cz und dem Preisvergleichsportal Heureka.cz würde der Rockaway-Gruppe eine zu starke Marktposition bei gewissen Produkten verschaffen, hieß es zunächst aus dem Kartellamt. Letztendlich bliebe der Marktanteil trotz der Übernahme unter 25 Prozent und sei damit unbedenklich. Die Prüfer gaben somit grünes Licht für den Vertragsabschluss


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Doch nicht nur der die Rockaway-Gruppe kann Zuwächse verzeichnen. Insgesamt geht es mit der tschechischen Wirtschaft bergauf. Sie ist 2015 nämlich im Jahresvergleich um 4,5 Prozent gewachsen und im Jahr zuvor um 2,7 Prozent. Das geht aus der Revision der nationalen Jahresbilanzen hervor, die das Tschechische Statistikamt (ČSÚ) am Donnerstag veröffentlicht hat. Damit wurden die zuvor gemeldeten Ergebnisse noch um einige Prozentpunkte übertroffen. Bei den „vorläufigen Wirtschaftsdaten“ war die Steigerung des Bruttoinlandsproduktes von 2015 mit 4,2 Prozent und die vom Jahr 2014 mit 2,0 Prozent angegeben worden

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Das Statistikamt hat die Revision der Jahresbilanzen für die Jahre 2011 bis 2015 vorgenommen und dabei die Änderungen bei der Begrenzung des Sektors Regierungsinstitutionen berücksichtigt. Diese Abänderungen hätten dem Amt zufolge in den vergangenen Jahren aber nur einen minimalen Einfluss auf das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes gehabt. In den Jahren 2011 und 2013 seien die Prozentwerte nach der Revision sogar nahezu identisch gewesen. Die wesentlich besseren Werte der letzten zwei Jahre seien dagegen die Folge aus der auf neuen Standards basierenden Präzisierung der Jahresbilanzen, heißt es. Der Grund für die Revision der nationalen Bilanzen waren die Änderungen bei der Notifikation des Defizits und der Schulden der staatlichen Organisationen.


Karel Kučera  (Foto: Archiv CzechInvest)
Der drohende Brexit hat auch die Frage aufgeworfen, wie es den insgesamt mit der Wirtschaft in Europa und der Welt weitergeht. Die tschechische Staatsagentur CzechInvest sucht Antworten für die Zeit danach: Sie verstärkt ihre Aktivitäten in Großbritannien sowie Ländern außerhalb der EU. Man wolle Investoren nach Tschechien locken, die wegen des bevorstehenden Brexit das Vereinigte Königreich verlassen wollen und nach einem geeigneten Ort in den verbleibenden 27 EU-Staaten suchen. Dies sagte CzechInvest-Generaldirektor Karel Kučera am Freitag der Presseagentur ČTK.

Derzeit würden die eigenen Arbeitspläne überarbeitet, so Kučera. Man wolle mehr Wert auf gezielte Kontakte zu potenziellen Investoren legen, die über eine Ansiedlung in Tschechien nachdächten. Laut Karel Kučera lässt sich derzeit aber nicht mit Investitionshilfen werben, da Großbritannien noch in der EU sei und ein Umzug innerhalb der EU nicht finanziell unterstützt werde.

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Bisher merkt CzechInvest jedoch bei den ausländischen Firmen noch kein steigendes Interesse daran, Großbritannien nach dem Brexit den Rücken zuzukehren. Die Investoren würden aber bereits Informationen einholen über einen möglichen Wechsel innerhalb der EU, so Karel Kučera. Zudem arbeitet Ungarn bereits an einer Liste von Investitionshilfen, wie in der dortigen Presse berichtet wurde.

Die britische Handelskammer in Tschechien hat Ende Juni ihren Mitgliedern versichert, dass sie in Zeiten größerer Unsicherheit ihre Mitglieder unterstützen werde. Man glaube, dass gute Produkte und Dienstleistungen weiter einen Markt finden werden, hieß es. Das Potenzial für den gemeinsamen Handel zwischen der Tschechischen Republik und Großbritannien sei anhaltend groß, schrieb die Handelskammer in einer Erklärung.


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Und zu guter Letzt stellen wir die Frage: Wohin zieht es die Tschechen im Sommer? Und wieviel darf der Urlaub kosten? Fast 20 Prozent der Tschechen hat bislang keine konkreten Vorstellungen darüber. Dies geht aus einer Umfrage hervor, die im Auftrag der Bankengruppe Cetelem vom Meinungsforschungsinstitut Stem/Mark durchgeführt wurde.

Die Tschechen wollen in diesem Jahr rund 11.000 Kronen (407 Euro) pro Person in den Urlaub investieren. Im jeweiligen Urlaubsort rechnen sie mit weiteren Ausgaben in Höhe von durchschnittlich 3700 Kronen (137 Euro). Für den Urlaub im Ausland bezahlen sie im Schnitt um 10.000 Kronen (370 Euro) mehr als für den Aufenthalt in Tschechien.

Bei der Auswahl des Urlaubsziels ist für die Mehrheit der Befragten (93 Prozent) der Preis am wichtigsten. Zudem sind der Urlaubsort (für 85 Prozent) und die Länge des Aufenthalts (für 84 Prozent) sehr wichtig.

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Mehr als 30 Prozent der Tschechen wollen den Urlaub in Tschechien in einem gemieteten Sommerhaus oder Appartement verbringen, 28 Prozent bevorzugt den Aufenthalt in einer Pension und 25 Prozent in einem Autocamping.