Zeitgeschichte aktuell

Tereza Nvotová (Foto: Milan Mošna, Archiv FITES)
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Der Tschechische Film- und Fernsehverband (Fites) hat am Sonntag die besten Filme und Dokus ausgezeichnet.

Dokumentarstreifen „Mečiar“  (Foto: Archiv des MFDFs Jihlava)
Am Sonntagabend wurden im mittelböhmischen Beroun / Beraun die Trilobit-Preise verliehen. Der Tschechische Film- und Fernsehverband belohnt damit die besten Filme sowie das überzeugendste publizistische Werk aus dem Filmbereich. Martina Schneibergová fasst zusammen.

Großen Beifall erhielt Filmregisseurin Tereza Nvotová vom Publikum im Kulturhaus von Beroun. Für ihren Dokumentarstreifen „Mečiar“ über den gleichnamigen slowakischen Ex-Premier wurde sie mit dem Hauptpreis gewürdigt. In der Begründung der Jury hieß es, Zitat:

„Der Film ist ein warnendes Porträt über den Aufstieg des slowakischen Politikers, der es mit ungeheuer viel Demagogie, Populismus und Glauben an die eigenen Lügen geschafft hat, auf einem demokratischen Weg die Macht zu ergreifen.“

In die Schilderung dieses Wegs hat die Regisseurin auch autobiographische Erlebnisse eingebaut. Tereza Nvotová stammt aus der Slowakei, sie lebt jedoch in Tschechien. Bei der Preisverleihung erklärte sie, sie habe bei den Filmarbeiten vor vier Jahren nicht geahnt, wie aktuell der Film sein werde:

Tereza Nvotová  (Foto: Milan Mošna,  Archiv FITES)
„Heute scheint es, dass fast jedes Land seinen Mečiar hat. Der extreme Nationalismus hat sich stark verbreitet. Wir sind dabei, wieder über die Fragen grundlegender Freiheiten zu diskutieren. Ich hatte ein bisschen gehofft, dass die Bewohner Tschechiens erschrocken seien vor der slowakischen Geschichte und daraus ihre Lehren gezogen hätten. Nach den Wahlen zum Abgeordnetenhaus im vergangenen Jahr habe ich jedoch diese Hoffnung verloren.“

Mit einem Trilobit-Preis wurde auch Regisseur Pavel Kačírek gewürdigt. Er erhielt ihn für seinen Dokumentarfilm „Jak odchází prezident“ (zu Deutsch: „Wie der Präsident abtritt“). Der Film besteht aus bisher nicht veröffentlichten Filmaufnahmen von Präsident Václav Havel und seinen Beratern während der Krise vom Juli 1992. Er beschreibt der Jury zufolge vor allem Vladimír Mečiars Manöver, die letztlich in der Teilung der Tschechoslowakei endeten. Der Film sei überraschend aktuell, erklärte der Dramatiker und Filmemacher Vlastimil Venclík:

Vlastimil Venclík  (Foto: Jan Polák,  CC BY-SA 3.0)
„Er zeigt die Zerbrechlichkeit des demokratischen Systems und Havels Bemühen darum, wieder ein normales menschliches Verhalten in der Politik durchzusetzen.“

Der Tschechische Film- und Fernsehverband hat neben den Trilobit-Preisen noch weitere Auszeichnungen verliehen. Der Ferdinand-Vaněk-Preis belohnt Verdienste um die Entwicklung der Zivilgesellschaft. Benannt ist er nach Václav Havels bekanntester Theaterfigur. Regisseur Tomáš Kudrna erhielt den Preis für seinen Dokumentarfilm „Co dokáže lež“ (zu Deutsch: „Was die Lüge schafft“). Der Film vergleicht den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes im Jahr 1968 und die heutige Desinformationskampagne von prorussischen Internetmedien.