Zu billig und bedenklich: Streit um Eier aus Polen
Der freie Binnenmarkt in der Europäischen Union bringt nicht immer nur Vorteile. Vor allem Landwirte haben oft das Gefühl, von billigen Waren aus dem EU-Ausland überflutet zu werden. Landwirtschaftsminister Marian Jurečka (Christdemokraten) hat sich jetzt hinter die Geflügelbauern gestellt. Und das mit einem ungewöhnlich scharfen Apell.
Die neuen Zahlen aus dem tschechischen Landwirtschaftsministerium geben den Bauern nun sogar Recht. Hierzulande liegen die Produktionskosten für ein Ei bei rund 1,5 bis 1,7 Kronen (5 bis 6 Euro-Cent). Verkauft werden sie auf den Großmärkten jedoch zu 1,2 Kronen (4 Euro-Cent). Landwirtschaftsminister Marian Jurečka (Christdemokraten) sah sich deswegen zu ungewohnt scharfen Tönen veranlasst: Er rief die tschechischen Verbraucher auf, in den Supermärkten ausländische Eier liegenzulassen und dafür tschechische zu kaufen:
„Vor allem zwei Supermarkt-Ketten hierzulande verkaufen hauptsächlich Eier, die nicht von tschechischen Legehennen stammen. Bei einer davon können sich die Verbraucher fast sicher sein, dass sie ausländische Eier kaufen.“ Die betroffenen Ketten haben sich in Pressemeldungen bereits gegen die Aussagen des Ministers gewehrt. Mindestens 50 bis 80 Prozent der Eier in ihren Regalen seien von tschechischen Höfen, so die Märkte.
Diesen Verdacht machte Landwirtschaftsminister Jurečka auch auf einer Pressekonferenz deutlich:
„Hier vor mir habe ich zwei vollkommen identische Eierschachteln. In einer kauft der Verbraucher Eier aus Polen. In der anderen aber dann doch die Eier von einem tschechischen Bauernhof.“ Doch nur bei Eiern, die wirklich aus Tschechien stammten, könne man zu einhundert Prozent die Sicherheit für den Konsumenten garantieren, fügt der Minister noch hinzu.
„In dieser Packung sind die Eier von einer polnischen Geflügelfarm, die erst neulich ihre Produktion hochgefahren hat. Polen insgesamt produziert zurzeit 170 Prozent mehr Eier, als das Land eigentlich verbrauchen kann.“