Zum 30. Todestag von Jan Patocka

Jan Patocka (Foto: CTK)
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Dreißig Jahre ist es her: Jan Patocka, Philosoph und einer der ersten drei Sprecher der Bürgerrechtsbewegung Charta 77, stirbt am 13. März 1977 im Alter von fast 70 Jahren nach mehreren Verhören durch die kommunistische Geheimpolizei/Staatssicherheit. Das letzte Verhör hatte elf Stunden gedauert.

Jan Patocka  (Foto: CTK)
Der tschechische Philosoph Jan Patocka, der vor 100 Jahren geboren wurde und vor 30 Jahren starb, ist heute einem breiteren Publikum als einer der ersten drei Sprecher der Bürgerrechtsbewegung Charta 77 bekannt. Diese Funktion übte er zusammen mit Jiri Hajek und dem Dramatiker Vaclav Havel aus. Havel erinnert sich an seine erste Begegnung mit Patocka:

"Ich kannte Patocka schon seit den fünfziger Jahren. Damals bekam ich sein damals verbotenes Buch über die natürliche Welt. Das hat mich sehr angesprochen und ich habe angefangen nach dem Autor zu forschen. Ende der fünfziger Jahren habe ich dann ein halb legale Vorlesung besucht. Wir sind uns dann näher gekommen. Er kam zu uns ins Theater Na zabradli. Patocka war ähnlich wie Sokrates ein oraler Typ der Philosophen. Es war unglaublich spannend im zuzuhören", so Havel.

Vaclav Havel
Der 1907 im ostböhmischen Turnov geborene Patocka hatte Philosophie, Romanistik und Slawistik in Prag studiert. Studienaufenthalte führten ihn auch an die Universitäten Berlin, Paris und Freiburg. Er war einer der letzten Schüler von Edmund Husserls, dessen Phänomenologie für Patocka eine der wichtigsten Grundlagen seiner philosophischen Auffassung bildete. Patocka gilt heute als einer der bedeutendsten tschechischen Philosophen und Comeniusforscher. Seit 1937 hielt er Vorlesungen an der philosophischen Fakultät in Prag. Von 1939-1944 war er als Gymnasiallehrer tätig. Nach dem Krieg lehrte er wieder an der Karls-Universität, wurde aber 1949 entlassen. Nachdem er 1968 Privatdozent an der Karls-Universität werden konnte, wurde er im Jahr 1972 er zwangspensioniert und hielt nur noch Privat-Seminare. 1977 wurde er dann einer der ersten Sprecher der Charta 77. Der Unterzeichner der Charta und ehemalige tschechische Außenminister Jiri Dienstbier erinnert sich, wie die Nachricht über den Tod Patockas damals auf ihn wirkte:

"Das war eine Tragödie, weil Prof. Patocka eine große Persönlichkeit und eine große moralische Autorität war."

Als Jan Potocka im März 1977 in Prag beerdigt wurde, wurde diese Trauerfeier zu einem Fanal des Regimes. Helikopter kreisten über dem Friedhof, so dass die Ansprachen am offenen Grab nicht mehr verstanden werden konnten. Am Eingang des Friedhofs wurden die Ausweise der Besucher überprüft und laufende Kameras der Staatspolizei waren während der Beerdigung auf die Trauergemeinde gerichtet.

Jiri Dienstbier erläutert, welche Bedeutung Jan Patocka für die Bürgerrechtsbewegung hatte:

"Patocka hat einmal über den Sinn der Charta 77 einen Satz gesagt: Dinge, für die es sich lohnt zu leiden sind diejenigen, wofür es sich lohnt zu leben. Das war ein tief philosophischer Gedanke, der besagt, dass es nötig ist, sich für die grundlegenden Dinge einzusetzen, ohne Rücksicht darauf, wie sich die Konsequenzen entwickeln werden."