Zwischen Appell und Disco - ein typisches Kindersommerlager in Tschechien
Mitten im Wald nahe der ostböhmischen Gemeinde Skutec in der Region von Chrudim trifft man auf eine Wiese, auf der sich ein Kindersommerlager befindet. Es wird schlicht und einfach das Waldlager genannt. Aber es hat einiges zu bieten.
Morgens und nachmittags gibt es einen "Nastup", also einen Appell, zu dem sich alle Lagerteilnehmer versammeln. Der neunjährige David ist bereits zum dritten Mal gekommen. Am liebsten spielt er mit seinen Altersgenossen. Gefällt ihm ansonsten noch etwas?
"Der Appell mit allen Kindern. Hier wird uns gesagt, was wir am nächsten Tag so alles machen werden oder was noch am Abend desselben Tages auf dem Programm steht", sagt David.
Täglich müssen die Kinder aber auch ihren Pflichten nachgehen. Das macht ihnen jedoch erstaunlicherweise ebenso Spaß. So hört es sich zumindest an, wenn Martin, 12 Jahre alt, erzählt:
"Wir stehen Wachposten, halten Dienst und säubern den Wald. Wir gehen auch wandern und bei Dunkelheit machen wir spannende Spiele. Heute Abend gibt es zum Beispiel eine Disko."Sie habe gelernt, wie man richtig Feuer vorbereitet, fährt ein Mädchen fort, und eine Freundin ergänzt, welche das sind: "Also Nutzfeuer, Wachfeuer, Sternfeuer, Jagdfeuer und andere... Das Feuer ist auch ganz nützlich bei einem Ausflug, wenn man sich eine Suppe kochen oder Kartoffeln in der Asche backen will."
Aber eines kommt bei den Kindern eindeutig am besten an: Das so genannte Abitur des Trappers (zalesak). An den einzelnen Haltepunkten einer Lauftrasse im Wald werden die Kenntnisse der Kinder in den Bereichen Gesundheitslehre und Natur, beim Machen von Seilknoten oder einer Feuerstelle sowie beim Umgang mit Gegenständen wie Säge, Axt und Messer und Ähnliches getestet.
Jiri Bozdech ist Betreiber des Kindersommerlagers in Miretin, das er schon als Kind selbst gern besucht hatte:
"Dieses Kinderlager kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Ich konnte hier schon als Kind wiederholt meine Ferien verbringen und habe mich immer darauf gefreut. Später kam ich als Gruppenleiter zurück. Hier kann man stets das wahre Lagerleben mit allem drum und dran erfahren."
Also genau das, was dort auch heute die Kinder erleben. Nicht ohne Stolz spricht Bozdech davon:
"Die Kinder fahren nicht nur mit einem guten Gefühl nach Hause, weil sie ein paar schöne Tage erlebt haben, sondern weil sie auch etwas dazu gelernt haben."
Und wenn ein Kind mit 15 Jahren das Ferienlager nach wiederholten Aufenthalten verlässt, ist es schon ein Trapper mit "Abitur", sagt der Lagerchef.