180 Jahre Tradition: Schroth-Kurbad steht vor Insolvenz
Die Schrothkur ist weithin bekannt. Erfunden hat sie Johann Schroth in den frühen 1820er Jahren in Nordmähren, am Rande des Altvatergebirges. In Lindewiese baute er 1829 eine Einrichtung auf, die noch heute existiert. Allerdings steht das Kurbad in Dolní Lipová / Bad Lindewiese nun kurz vor der Insolvenz. Die Saison wurde vorzeitig beendet, den Angestellten droht die Arbeitslosigkeit.
„Schrothsche Kur, (...) ein Heilverfahren, bei welchem der Kranke längere Zeit hindurch mit altbackener Semmel und dickem Brei aus Reis, Grieß, Hirse, Buchweizengrütze ernährt wird. Als Getränk dient früh und abends ein Gläschen Wein, an jedem dritten oder vierten Tag erhält der Kranke 2-3 Stunden nach der Mittagsmahlzeit so viel Wein, wie er trinken mag. Nachts liegt der Kranke in nassen Tüchern. Die höchst lästige Kur greift tief ein und kann bei unvorsichtiger Anwendung Entkräftung, Skorbut, selbst den Tod herbeiführen, bei sorgsamer Überwachung hilft sie oft bei veralteter Syphilis, Gicht, chronischen Ausschwitzungen im Rippen- und Bauchfell und in den Gelenken, ist auch bei Magenerweiterung günstig.“
Wichtig war dabei vor allem der Wechsel von Trink- und Trockentagen. Schon früh war die Kur aber als Pfuscherei verschrien, und Schroth selbst wurde als Wunderdoktor bezeichnet. Trotzdem wurde seine Heilanstalt ein Erfolg und blieb bis zur Zwangsenteignung 1945 im Besitz der Familie. Heute ist das Kurbad Dolní Lipová eine private GmbH und steht kurz vor der Insolvenz. Von den ehemals 110 Angestellten sind nur noch 50 beschäftigt, wie zum Beispiel die Physiotherapeutin Jaroslava Kmeťová:„Selbstverständlich sind die Atmosphäre und die ganze Situation als solche nicht sehr angenehm, das wissen wir hier alle. Und andere Arbeitsstellen sind hier in der Region rar. Daher sind wir froh, dass es noch läuft.“
Doch auch sie stehen nun wohl vor der schwierigen Suche nach einer neuen Beschäftigung. Denn das Kurbad wird die Saison zwei Wochen eher beenden als geplant, da die 250 Betten bei weitem nicht ausgelastet sind. Direktor Radim Hatlapatka:„Jetzt haben wir etwa 53 Patienten. Das ist für den September, der früher einer der begehrtesten Monate war, eine sehr traurige Zahl. Einsparungen können wir keine mehr machen, wir sind also nun an einer Grenze, an der wir sagen müssen: Hier stehen wir, und wie geht es weiter?“
Eine Hauptversammlung der GmbH soll nun über das Schicksal der Kuranstalt entscheiden. Entweder findet sich ein Investor für das Heilbad, oder die Firma muss die historischen Gebäude verkaufen. Eine vollständige Einstellung des Kurbetriebs würde nicht nur das Ende von über 180 Jahren Tradition bedeuteten, sondern auch den wirtschaftlichen Abstieg der Region.