20 Jahre Mütterzentren in Tschechien

Foto: Archiv der Mütterzentren

Sie sind ein neues Phänomen der demokratischen Ära nach 1989: die Mütterzentren. Das erste dieser Zentren Tschechiens wurde vor zwanzig Jahren in Prag gegründet. Seitdem sind mehr als 300 solcher Zentren landesweit entstanden, die ein Freizeitprogramm für Kinder und ihre Eltern, aber auch Beratungsmöglichkeiten und ein soziales Unterstützungsnetz anbieten.

Mütterzentrum Kapřík in Blatná  (Foto: Archiv der Mütterzentren)
„Die Hand, die die Wiege schaukelt, ist die Hand, die die Welt regiert“– dieser Spruch aus einem englischen Gedicht von William R. Wallace ist das Motto der Mütterzentren, die zurzeit ihr 20jähriges Bestehen in Tschechien feiern. Die Idee wurde aus Deutschland übernommen, und das erste Zentrum entstand 1992 in der YMCA-Zweigstelle in Prag. Die Gründerin war Rút Kolínská, heute die Vorsitzende des Dachorgans der Mütterzentren in Tschechien:

„Wir haben damals mit vielen Hindernissen gekämpft, vor allem mit mentalen Hindernissen. Die Leute waren nicht bereit, eine Bürgervereinigung zu gründen. Es herrschte die Vorstellung, dass diejenige Mutter sich am besten um ihr Kind kümmert, die zu Hause bleibt. Und wir stoßen auch auf Missverständnisse seitens der Gemeinden, vor allem, weil die Zentren günstige Räume zur Miete von der Kommune brauchen.“

Mütterzentrum Dvoreček  (Foto: Archiv der Mütterzentren)
Die Mütterzentren sind in der Regel NGO´s, die von Müttern in ihrer Elternzeit gegründet werden. Diese beteiligen sich an der Selbstverwaltung und bieten freiwillig Programme für weitere Eltern und ihre Kinder an.

„Ich denke, dass jeder, der ein Mutterzentrum besucht, von der positiven Idee angesteckt wird, sich dort wohl fühlt und begreift, dass es auch für die Kinder gut ist, wenn sich dort die Eltern zufrieden fühlen. Es ist auch ein Sicherheitsnetz für problematische Situationen in den Familien.“

Die Zentren bieten den Müttern an, die Isolation aufzubrechen, in die sie durch die ganztägige Kinderpflege geraten. Sie helfen aber auch Familien mit behinderten Kindern und bieten Zusammenarbeit mit Experten an. Sie unterstützen das Zusammenleben verschiedener Generationen und die Integration von Ausländern. Rút Kolínská hebt die Rolle hervor, die die Zentren bei der Vorbeugung sozialer Probleme spielen:

„In erster Reihe durch die Beratungstätigkeit. Dies bedeutet nicht nur, dass die Mütter dort ihre Erfahrungen austauschen, obwohl auch dies von großer Bedeutung ist und unterschätzt wird. Die Zentren bieten auch Fachberatung beziehungsweise Kontakt zu einer Beratungsstelle an. Wir arbeiten auch mit Experten zusammen, die direkt im Zentrum helfen.“

Zwanzig Jahre nach dem ersten YMCA-Zentrum gibt es in Tschechien mehr als 300 Zentren, die auf immer professionellerer Basis arbeiten. Gerade im Jubiläumsjahr droht aber einigen von ihnen die Schließung, da das Ministerium die Finanzierungsregeln ändern möchte. In Zukunft sollen diejenigen Zentren bevorzugt werden, die professionelle soziale Dienstleistungen gewähren:



„Die Zentren bieten zwar einige soziale Dienstleistungen an. Um die finanzielle Unterstützung zu erhalten, müssten sie sich aber als sozialer Dienst registrieren lassen, wofür sie aber einige Bedingungen nicht erfüllen.“

Die zwanzigjährige Tätigkeit der Mütterzentren wird zurzeit in einer Ausstellung im Ministerium für Arbeit und Soziales präsentiert. Am Montag fand dort ein Workshop statt, der auf die Bedeutung der Zentren für die Gesellschaft hinweisen wollte. Laut der Begründerin des Mütterzentrennetzes, Rút Kolínská, sei Prävention auch für den Staat wesentlich billiger als die Lösung von Folgeproblemen. Daher hoffe sie, dass der Staat trotz Sparmaßnahmen die erforderlichen Finanzen für die Mütterzentren findet.