30 Tage für den bürgerlichen Sektor

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Herzlich willkommen zu einer unserer regelmäßigen Rubriken - dem Themenkaleidoskop, liebe Hörerinnen und Hörer. Es begrüßt Sie Lucie Mouckova. Im Vergleich mit den meisten westeuropäischen Ländern ist der Freiwilligendienst in der Tschechischen Republik noch nicht sehr weit verbreitet. Wenn Sie Leute auf der Straße fragen würden, wer in diesem Land Freiwilligendienst macht, dann würden viele wohl bloß die Feuerwehr und das Rote Kreuz nennen.

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Dass Freiwillige auch in vielen anderen Bereichen und Institutionen tätig sind, ist nicht jedem bekannt. Und eben den Freiwilligendienst der Öffentlichkeit näher zu bringen, das ist das Ziel der diesjährigen Kampagne "30 Jahre für den bürgerlichen Sektor". Wie die Kampagne verläuft, das habe ich noch von ihrem Beginn eine der Organisatorinnen, Ludmila Horakova gefragt:

"Ich möchte betonen, dass die Kampagne republikweit stattfindet. Zu diesem Datum wurden etwa 300 verschiedene Veranstaltungen, von Konferenzen bis hin zu Tagen der offenen Tür, angemeldet. Im Rahmen der Kampagne werden nicht-staatliche Organisationen aus verschiedenen Sektoren vorgestellt, die sich beispielsweise der Arbeit mit Jugendlichen, Senioren, und der Verteidigung der Menschenrechte widmen.

Ziel dieser Kampagne ist, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass unter uns Menschen leben, die uneigennützig anderen helfen. Es geht uns also primär nicht darum, die Freiwilligenzahl zu erhöhen, sondern zu zeigen, dass Menschen als Freiwillige tätig sind und vielleicht auch zu erklären, aus welchem Grund sie dies tun."

Eine der nicht-staatlichen Organisationen, die im Rahmen der Kampagne einen Tag der offenen Tür veranstaltete, war die Prager Stiftung Duha (Regenbogen). Sie bemüht sich schon seit 10 Jahren, geistig behinderte Menschen in die Gesellschaft zu integrieren. Dazu soll auch das Café, das in der dortigen Tagesstätte für Behinderte im Februar feierlich eröffnet wurde, beitragen. Von anderen Cafés unterscheidet sich dieses nur dadurch, dass sogenannte "gesunde" Gäste von behinderten Menschen bedient werden. Außer Kaffee oder Tee wird hier auch knuspriges Gebäck angeboten, das ebenso von behinderten Menschen gebacken wird. Interessenten stehen auch einige Computer mit Internet zur Verfügung. In der Tagesstätte wird jedoch nicht nur gebacken und gekocht. Dort gibt es unter anderem etwa 12 Werkstätten, in denen mit Holz oder Ton gearbeitet und auf Seide gemalt wird sowie wunderschöne Sachen aus Karton hergestellt werden. Außerdem wird z.B. in der Waschküche für das örtliche Krankenhaus Wäsche gewaschen.

Die Produkte von etwa 70 behinderten Bewohnern der Tagesstätte kann man in der dortigen Galerie bewundern. Wenn man sieht, wie schön und sorgfältig Spielzeuge aus Holz, Knöpfe aus Ton oder vielleicht kleine Schachteln aus Kartonpapier hergestellt werden, kann man einfach nicht der Meinung sein, dass geistig behinderte Leute im Vergleich zu den sog. gesunden Menschen minderwertig sind.

Vor drei Tagen ist die Kampagne "30 Tage für den bürgerlichen Sektor" zu Ende gegangen. Wie zufrieden ist ihr Hauptveranstalter, das Informationszentrum der nicht-staatlichen Organisationen, mit ihrem Verlauf? Dazu sagt Dagmar Sevcíková:

"Es bleibt nur zu hoffen, dass immer mehr Menschen in der Tschechischen Republik einsehen, dass nicht alles mit Geld erzielt werden kann und dass Freiwilligendienst für beide Seiten, sowohl für die Gesellschaft als auch für den Freiwilligen selbst, bereichernd und dadurch von großem Nutzen ist."

Autor: Lucie Mouckova
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