65 Jahre Gott
Im Alter von 20 Jahren arbeitete er mit Kabeln und Drähten im Maschinenbau-Kombinat CKD Prag. Der Sohn eines Elektrikers hatte eigentlich Maler werden wollen. Doch er beugte sich dem Wunsch seines Vaters und ergriff dessen Beruf. Dann entdeckte er ein Plakat für einen Sängerwettstreit, machte mit und gewann. Der Beginn einer Karriere, die seit 45 Jahren andauert. Die Rede ist von Gott, Karel Gott. Der Biene-Maja-Tenor feierte am Mittwoch seinen 65. Geburtstag.
Das Lied zur Zeichentrickserie machte ihn 1977 schlagartig berühmt, weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus. Mit über 200 Alben, von denen er mehr als 30 Millionen Exemplare verkaufte, ist der gebürtige Pilsener auch heute noch unangefochten die Nummer Eins im tschechischen Musikgeschäft. Der Musikjournalist Vladimír Vlasák über die Gründe dieser göttlichen Karriere:
"Es sind einige Faktoren zusammengekommen. Zum einen ist es seine Professionalität, seine Ausdauer, sicherlich auch sein großes Talent als lyrischer Tenor. Und Dank seiner Anpassungsfähigkeit hat Karel Gott es geschafft sich durch mehrere Jahrzehnte zu schlängeln - dabei konnten ihn weder politische Systeme noch Musiktrends aus der Bahn werfen."
Wegen seiner Anpassungsfähigkeit ist Gott auch ins Fadenkreuz geraten. Kritiker halten ihm seine Nähe zum kommunistischen Regime der ehemaligen Tschechoslowakei vor. "Die goldene Stimme Prags" hält dagegen: In seinen Liedern fände sich keine Ideologie, zudem sei er nie Parteimitglied gewesen. Eine Emigration kam für Gott nicht in Frage, sagt er. Seine Eltern, seine zwei unehelichen Töchter und seine Freunde hätten ihn in seiner Heimat gehalten. Und das Regime ließ ihm freie Hand, vor allem aber die Reisefreiheit. Eins der höchsten Privilegien hinter der Abschottung des Eisernen Vorhangs. Nachdem der "ewige Junggeselle" schon Ende der 60er Jahre bei der Deutschen Grammophon unter Vertrag ging, erhoffte sich die kommunistische Führung vor allem eins: Eine Menge Devisen vom Schlager-singenden Gott.
Außer in Schweden und Albanien ist Gott überall in Europa aufgetreten. Als die Amtszeit des tschechischen Präsidenten Vaclav Havel zu Ende ging, war er sogar kurz als sein Nachfolger im Gespräch. Seine Fans, vorwiegend Frauen, sind ihm bis heute treu ergeben. Heiraten will der 65-Jährige jedoch keinesfalls, Ehe und Showbusiness vertragen sich nicht, sagt er. Und obwohl sein Arzt ihm nach einem leichten Hirnschlag im vergangenen Jahr Ruhe verordnet hatte, arbeitet Karel Gott heute an zwei neuen Alben. Weder Evergreen, noch Schlager, mehr verrät er nicht. Eins aber ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Ein Gott gibt nicht auf, Konzerte - auch in Deutschland - sind geplant.