Abschied einer großen Stimme

Marta Kubišová (Foto: Petra Ševců, Archiv des Tschechischen Rundfunks)
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Marta Kubišová verabschiedet sich von der Bühne. Am 1. November gibt sie ihr letztes Konzert.

Marta Kubišová  (Foto: Petra Ševců,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Zunächst schien ihr eine große Karriere bevorzustehen. Geboren wurde Marta Kubišová 1942 im südböhmischen České Budějovice / Budweis. Zwar durfte sie Anfang der 1960er Jahre aufgrund ihres familiären Hintergrunds nicht studieren, doch schnell entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Musik. Ab 1962 starte sie ihre Karriere und wurde vor allem durch Duette mit Karel Gott, Helena Vondráčkova oder Karel Svoboda bekannt. Mit Helena Vondráčkova und Václav Neckář gründete sie im Revolutionsjahr 1968 das Trio „Golden Kids“.

Neben eigenen Liedern kamen aber besonders auch die Coverversionen von ausländischen Schlagern beim tschechoslowakischen Publikum an. Sie verbanden den Sound des Westens mit eigenen tschechischen Texten. Mehrmals wurde Marta Kubišová in dieser Zeit auch zur „Goldenen Nachtigall“, also zur populärsten Sängerin des Landes gewählt.

Gebet für Marta  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Ab dem Schicksalsjahr 1968 wurde es langsam still um Marta Kubišová, und das nicht freiwillig. Und dass obwohl eines ihrer Lieder zu einer Hymne des Widerstands wurde, das Gebet für Marta. In einem Gespräch für den Tschechischen Rundfunk erinnerte sich die Sängerin aber, dass es eigentlich kein Protestsong war:

„Ursprünglich sollte ich in diesen Tagen ein ganz anderes Lied auf den Straßen singen, und zwar das, mit dem ich zwei Monate zuvor die Goldene Lyra in Bratislava gewonnen hatte. Dieses Stück war aber ein Dank an die sowjetischen Soldaten für das Jahr 1945. Als die Panzer hier bei uns standen, wollte ich das wirklich nicht singen. Man hat mir hastig dann ein anderes Lied in die Hand gedrückt, das Gebet für Marta. Eigentlich war es nicht als Protestsong, sondern als Soundtrack für die Fernsehserie Graf von Monte Christo gedacht.“

Die zeitlose Hymne

Marta Kubišová und Jan Němec  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
In der sogenannten Zeit der Normalisierung waren ihre Lieder verpönt und auftreten konnte sie auch nicht mehr. Zudem erlebte Kubišová zahlreiche persönliche Schicksalsschläge. Sie hatte eine Fehlgeburt, die auch sie nur knapp überlebte, und ihre Ehe mit dem Regisseur Jan Němec scheiterte, da sich dieser für die Emigration entschied. Sie selbst wollte die Tschechoslowakei aber nie verlassen. Nirgendwo auf der Welt mache man sonst so gute Kanapees, soll sie einmal gesagt haben.

Mit der politischen Wende 1989 kam auch die professionelle für Marta Kubišová. Nachdem Václav Havel sie noch im November des Wendejahres zu einem Auftritt drängte, kam die Sängerin bis jetzt von den Bühnen nicht mehr los. Sie sang auch damals wieder das Gebet für Marta, denn es ist nach wie vor eine Hymne gegen die Okkupation geblieben:

Foto: Supraphon
„Das Lied ist bei den Menschen schnell populär geworden, ich habe ja gar nichts davon geahnt. Ich habe das Stück aufgenommen und hatte es in einer Jackentasche immer bei mir. Irgendwann kam der passende Moment, und das Gebet konnte gesendet werden. Mir haben die Leute dann auf die Schulter geklopft und gesagt: gut hast du das gemacht. Dann habe ich gemerkt, das Lied bewegt etwas in den Menschen.“

Nach zwei gesundheitlich schweren Jahren tritt Marta Kubišová nun von der Bühne ab, am Mittwoch gibt sie in ihrer Heimatstadt České Budějovice das letzte Konzert ihrer Abschiedstour durch Tschechien.