Albright: Ich war sehr stolz auf die amerikanisch-tschechischen Beziehungen
Nicht nur die Teilnahme an hochrangigen politischen Symposien führte die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright nach Tschechien. Auch ein privateres Programm erwartete sie in Prag und außerdem im mährischen Brno/Brünn: Sie stellte ihr dieser Tage in Tschechisch erscheinendes Memoirenbuch mit dem Titel "Madeleine" vor. Außerdem war Madeleine Albright am vergangenen Wochenende auch bei Radio Prag zu Gast. Das Interview, das in der tschechischen Redaktion von Radio Prag entstand, hat Markéta Maurová bearbeitet.
"Es ist schwer, aber meine Eltern haben mit mir immer tschechisch gesprochen. Und ich habe dann viel auf Tschechisch gelesen, weil ich über die Tschechoslowakei, über die Ereignisse der Jahre 1948 und 1968 geschrieben habe. Außerdem pflegte ich relativ oft hierher zu kommen. Und besonders seit der Zeit der Samtenen Revolution habe ich viele Bekannte hier, und so erneuert sich mein Tschechisch immer wieder."
Madeleine Albright hat ihre Besuche in Tschechien erwähnt. Hat sie diese als Rückkehr nach Hause, in ihre ursprüngliche Heimat empfunden?
"Ich habe in den 80er Jahren ein sehr merkwürdiges Gefühl gehabt. Ich kam hierher zum ersten Mal im Jahre 1967. Und das war wirklich sehr merkwürdig, denn ich traf nur einige Bekannte meiner Eltern, die nichts anderes als die hiesigen Schrecken sahen. Es war gerade in der Zeit, als die Literaten im Sommer 1967 mit verschiedenen interessanten Ideen kamen und hier viel los war, aber ich fühlte mich sehr unwohl. Und dann, wenn ich in den 80er Jahren hierher kam, fühlte ich mich nicht tschechisch. Ich dachte immer daran, was geschehen wäre, wenn wir hier geblieben wären. Aber nach 1990 fand ich hier so viele Bekannte und es war so interessant, dass ich mit Freude daran dachte, dass ich hier geboren wurde."
Die US-Politikerin erwägt heute sogar, künftig ein Haus in Prag zu kaufen und mehr Zeit in Tschechien zu verbringen:
"Ich kenne hier nun viele Menschen. Ich mag Präsident Havel sehr, ich glaube, dass er tolle Sachen für dieses Land gemacht hat, und sehe ihn immer sehr gern. Aber ich habe viele Bekannte hier, es ist schön, sich mit ihnen zu treffen, mit meiner Kusine. Und auch komme ich gern, weil Prag so schön ist. Wenn mir jemand sagt, Prag ist die schönste Stadt, sage ich ja, dort wurde ich geboren."
Als erste Frau in den USA leitete Madeleine Albright von 1997 bis 2001 das Außenressort. In jener Zeit befanden sich die tschechisch-amerikanischen Beziehungen auf einem außerordentlich guten Niveau und wurden sehr positiv bewertet.
"Ich war sehr stolz darauf, dass die Beziehungen so gut waren. Und ich war sehr stolz, dass ich damit etwas zu tun hatte, dass die NATO erweitert wurde. Präsident Havel und Präsident Clinton verstanden sich gegenseitig sehr gut und es war immer schön, wenn sie zusammen waren. Ich glaube aber nicht, dass es jetzt Probleme gibt. Ich glaube, dass Präsident Bush wirklich sehr dankbar dafür ist, dass die Tschechische Republik die USA im Irak-Krieg unterstützte und nun unterstützt. Es herrscht ein Gefühl, dass die Tschechen zur Entwicklung der NATO beitragen. Ich glaube, dass die Beziehungen sehr gut sind."