Ehemalige US-Außenministerin Albright in Tschechien: Theresienstadt und Aspen-Institut

Madeleine Albright (Foto: ČTK)

Die einstige amerikanische Außenministerin Madeleine Albright war vergangene Woche für mehrere Tage in Tschechien. Albright wurde 1937 in Prag geboren. Die ehemals mächtigste Frau der Welt pflegt intensiven Kontakt mit ihrer früheren Heimat. Nun hat sie eine Filiale des renommierten Aspen-Instituts in Prag eröffnet, zudem besuchte sie Terezín / Theresienstadt.

Madeleine Albright  (Foto: ČTK)
Der Besuch in der Gedenkstätte des ehemaligen Ghettos Theresienstadt war für Madeleine Albright auch eine Begegnung mit der Vergangenheit ihrer Familie. Sie selbst ist Prager jüdischen Ursprungs, geborene Korbelová.

„Viele meiner Freunde und Bekannten waren hier und sind hier gestorben“, so Albright am Sonntag.

Aus ihrer eigenen Familie starben 24 Angehörige in den Konzentrations- und Vernichtungslagern Hitler-Deutschlands. Am Ort des Gedenkens ließ Madeleine Albright auch ihren Handabdruck – und zwar buchstäblich. Der junge Glaser Jan Huňát nahm den Abdruck ihrer rechten Hand ab für eine Galerie, die er zusammen mit seinem Vater betreibt. Der Abdruck wird dann in Kristallglas gegossen. Die Huňáts haben so unter anderem bereits den tschechischen Ex-Präsidenten Václav Havel, den Schriftsteller Arnošt Lustig oder etwa den Eishockeyspieler Jaromír Jágr verewigt.

Glaser nahm den Handabdruck von Madeleine Albright  (Foto: ČTK)
Doch Madeleine Albright gedachte bei ihrem Besuch in Tschechien nicht nur der Vergangenheit. Sie begleitete auch die Entstehung einer in die Zukunft gerichteten Institution. Am Mittwoch vergangener Woche nahm sie an der Eröffnung der neuen Prager Zweigstelle des Aspen-Instituts teil - einer renommierten Denkfabrik aus den USA mit Filialen auch in Deutschland, Frankreich oder Indien.

„Ich bin froh, hier zu sein und an der Eröffnung teilzunehmen. Für mich ist das wichtig, ich arbeite selbst am Aspen-Institut. Seit langem haben wir bereits an eine Filiale in Prag gedacht, um von hier aus in der gesamten mitteleuropäischen Region zu arbeiten“, so Albright.

Radek Špicar  (Foto: ČTK)
Das Aspen-Institut ist nach eigener Definition eine „überparteiliche, private und nichtkommerzielle Denkfabrik, die die schwierigsten Fragen der aktuellen Politik untersucht“. Nach außen ist das Institut vor allem durch Konferenzen sichtbar. So sollen auch Redner von Weltformat nach Prag geholt werden, wie der Leiter der Zweigstelle, Radek Špicar, sagte. Ein weiterer Bereich sind Treffen von Experten. Zudem sollen zukünftige Eliten geschult werden.

„Von vergleichbaren Organisationen unterscheiden wir uns dadurch, dass wir uns nicht nur auf Tschechien ausrichten, sondern auf die gesamte Visegrad-Region. Das sind also junge Leute aus Polen, Ungarn, der Slowakei und aus Tschechien. Zudem wollen wir uns nicht nur an den hoffnungsvollen Nachwuchs aus Politik und Wirtschaft wenden, sondern auch aus Kultur und Sport. Denn ein großer Fehler in der Tschechischen Republik ist, dass diese Sphären – anders als in den USA – nicht miteinander kommunizieren. Dass Künstler und Ökonomen sich nicht austauschen, ist eine große Schwäche unseres Landes. Wir wollen mit unseren bescheidenen Möglichkeiten dazu beitragen, dass sie sich kennenlernen und vielleicht sogar beginnen, an gemeinsamen Projekten zu arbeiten“, erläuterte Špicar.

Und wie Albright bei der Eröffnung sagte: Ein Ziel des Aspen-Instituts sei die Hilfe bei der Suche nach neuen führenden Persönlichkeiten, die einen Weg aus der derzeitigen Krise finden können.