Alte Kunst im Prager Sternberg - Palais

Prager Sternberg - Palais

Verehrte Hörerinnen und Hörer, im heutigen Kultusalon besuchen wir die Sammlung Alter Meister der Nationalgalerie im Sternberg - Palais auf der Prager Burg. Marcela Pozarek wird Ihnen Meisterwerke dieser Sammlung vorstellen und Sie in den folgenden Minuten durch die Sendung führen.

Im Frühling diesen Jahres wurde eine bedeutende Sammlung der Nationalgalerie nach mehrjährigen Restaurationsarbeiten des Sternberg Palais auf der Prager Burg wieder zugänglich gemacht. Über das neue Konzept der Ausstellung sagte uns der Chefkurator der Sammlung Alter Meister, Vit Vlnas, bei der Vernissage folgendes:

"Ich bin sehr froh, dass wir Ihnen eine Zwischenbilanz unserer langjährigen Arbeit präsentieren können. Der heute eröffnete grösste Teil beinhaltet italienische Malerei vom 15. Bis zum 18. Jahrhundert, dann französische und spanische Malerei des 16. Jahrhunderts. Die meisten Exponate gehören zu holländischen Schulen des Goldenen Zeitalters, also der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Unsere Sammlung zeichnet sich vor allem durch eine hochkarätige Bestückung holländischer Alter Meister aus, die wir in den Mittelpunkt unserer Ausstellung gestellt haben. "

Wie mit den eben erwähnten holländischen Malern im alten Ausstellungskonzept umgegangen wurde, erläutert der Architekt und Künstler Stanislav Kolibal.:

"Ich weiss nicht ob ich mich Architekt dieser Ausstellung nennen soll, oder vielmehr Aufhänger. Ich habe ganz wenige Mittel angewendet, die helfen die räumlichen Dispositionen optimal zu lösen. Ich muss leider dazu sagen, dass die goldene Ära des Ausstellungwesens etwas vorbei ist und für grosse Kunstinszenierungen die Gelder fehlen. Wie Sie hier in den Räumen sehen, stehen überall diese Bildbeschriftungen, die nicht ich entworfen, sondern geerbt habe. Das sind alles Überbleibsel der alten Konzeption, mit der wir alle irgendwie zu Rande kommen mussten. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: früher wurden die Bilder nach dem jeweiligen Herkunftsort des Malers gehängt. Die holländische Malerei war also nach Städten geordnet, aus geographischer Sicht ist das natürlich völlig korrekt, aber das Resultat war ziemlich absurd. Wir haben das Ganze sozusagen menschlich organisiert, d.h. nach dem Motto: ein grosses Bild gehört in einen grossen Raum und nicht etwa in einen kleinen. Früher hingen die neapolitanischen Maler direkt neben den spanischen, weil das kunstgeschichtlich so zusammengehört, aber wir haben nur ein paar spanische Meisterwerke und so hingen die armen grossen Neapolitaner neben den Spaniern und man hatte keinen richtigen Abstand. "

Damit Sie sich, verehrte Hörerinen und Hörer, eine konkrete Vorstellung der Sammlung Alter Meister der Prager Nationalgalerie machen können, möchte ich Ihnen eines der Bilder ausführlicher beschreiben. Sie können es sich in natura im Sternberg - Palais ansehen.

Es handelt sich um ein Bild des holländsichen Malers Gerbrand van den Eeckhout und trägt den Titel: Batseba bittet David um die Thronfolge für Salomo, gemalt im Jahre 1664. Es gehört zu den Meisterwerken der Sammlung. Im Kontext des Eeckhotschen Oeuvres gilt es als Hauptwerk einer Gruppe koloristisch brillanter Arbeiten. Insbesondere seine Farbwirkung hatte jedoch stark unter den Einflüssen der Zeit gelitten, nach einer umfangreichen Restaurierung, die dem Gemälde seine Leuchtkraft zurückverlieh, bezaubert es heute durch seine Raffinesse den Betrachter. Eeckhout verbildlicht in seinem Gemälde eine Episode aus der konfliktreichen Geschichte der Thronfolge Davids. Am Hofe von König David sorgte man sich um dessen schwindende Lebenskraft. Die schöne Jungfrau Abisag soll sie ihm als Geliebte zurückgeben, doch lässt sich der Herrscher von ihr lediglich mütterlich umsorgen. Zudem ist der altersschwache David unfähig, von sich aus einen Nachfolger zu bestimmen. Adonia, einer der zahlreichen Söhne des Königs, lädt bereits zu einem Festmahl, in dessen Verlauf er sich eigenmächtig zum König ausrufen lassen will. In dieser Situation ergreift der Prophet Nathan die Initiative. Er fordert Davids Frau Batseba dazu auf, den greisen König an ein angebliches Versprechen zu erinnern, wonach der gemeinsame Sohn Salomo, der unter besonderer Fürsorge Nathans steht, Thronfolger werden sollte. Während Batseba noch mit dem König spricht, tritt Nathan hinzu und unterstützt das Gesuch, dem König David schliesslich nachkommt.

Wie alle Eeckhoutschen Historiengemälde folgt auch das Prager Bild genau dem biblischen Bericht: Im königlichen Schlafgemach haben sich die Protagonisten versammelt. Der Blick des Betrachters wird einer aufsteigenden diagonalen Lichtachse entlang geführt. Ihren Ausgangspunkt nimmt sie bei der hellbeleuchteten Figur Batsebas. Kniend und mit bittend gefalteten Händen blickt sie zu dem schräg vor ihr auf dem Podest und vor dem Herrschermotiv einer Säule in der Bildmitte sitzenden König David auf. Die Bildkomposition wirkt wie eine Inszenierung, sehr theatralisch und effektvoll. Aus den im Bild vorherrscheden Braun-und Olivtönen leuchten die sorgfältig gesetzten Farbakzente heraus: das intensive Rot der Samtdecke auf dem Tisch, die silbrig- weissen Töne von Batsebas Gewand oder auch die goldenen Beschläge am Baldachin des königlichen Bettes. Zu der einzigartigen Farbwirkung tragen aber auch unkonventionelle Farbkombinationen bei, wie der mehrfach verwendete Zusammenklang von Orange - und Blautönen.

Verehrte Hörerinnen und Hörer, mit dieser Bildbeschreibung beenden wir für heute unseren Kultursalon Am Mikrophon verabschiedet sich von Ihnen Marcela Pozarek.

Autor: Marcela Pozarek
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