Am liebsten in Oberpöbeln – die Band Nauzea Orchestra
Ústí nad Labem / Aussig an der Elbe war bis zum Zweiten Weltkrieg zu einem großen Teil deutsch geprägt. Die nordböhmische Stadt ist auch die Heimat der Band Nauzea Orchstra. Sie singen auf Deutsch, ebenso wie auf Englisch und Tschechisch. Aktuell steuert Sänger Ondřej Švandrlík die Musik zu einer Inszenierung des Buchs „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ am Zimmertheater in Ústí bei. Als Lichtgestalter und Tontechniker war er zuvor zehn Jahre an dem Schauspielhaus beschäftigt gewesen.
„Am Anfang wurden wir von der Berliner Szene beeinflusst: den Einstürzenden Neubauten vor allem und eben Stereo Total. Und vielleicht lag es auch daran, dass wir damals im Grenzgebiet gelebt haben. Wir haben in der Musik unsere Wurzeln gesucht.“
Ivo ist es, der die deutschen Texte schreibt. Er hat wieder angefangen, sein Schuldeutsch aufzufrischen, und das Texten war ein Grund mehr dafür. Sein Bandkollege Ondřej Švandrlík hat die Sprache zwar fast verlernt, singt die deutschen Texte dafür aber sehr gerne. Der Akzent wird dabei nicht versteckt. Vielmehr sieht die Band ihn als Markenzeichen an, ähnlich einem Dialekt. Und diesen Dialekt braucht man auch nicht zu verstecken, „Nausisch“ klingt höchst charmant.
Das Nauzea Orchestra will das poetische Potential der deutschen Sprache aufzeigen. Motive aus der Literatur werden aufgegriffen, wie „Der Mann ohne Eigenschaften“ und „Mephisto“, und mit lautem Schlagzeug und Bass verstärkt.In Deutschland haben sie schon etwa 15 Mal gespielt: in Berlin, Cottbus, Leipzig und Dresden. Am liebsten aber in Oberpöbeln…
„Das ist ein kleines Dorf etwa 20 Kilometer von der Grenze zur Tschechischen Republik“, erläutert Bassist Ivo.
Gerade auch vor dem Hintergrund der langen tschechisch-deutschen Geschichte in der Region singen sie auf Deutsch. Und zu ihren Konzerten an der Grenze kommen auch Fans aus dem jeweiligen Nachbarland.