Angriff mit Tränengas: Neonazis stören erste tschechische Schwulen- und Lesben-Parade
Im mährischen Brno / Brünn wurde am Samstagnachmittag die erste tschechische Homosexuellen-Parade veranstaltet, „Queer Parade“ genannt; an ihr nahmen 500 Menschen. Diesen Umzug der Schwulen und Lesben haben jedoch Rechtsradikale gestört.
„Ansonsten hat sich gezeigt, dass die Mehrheit der Tschechen tolerant ist. Die Extremisten, die unseren Marsch gestört haben, mussten ihre Leute aus dem ganzen Land zusammensuchen. Es waren nicht einmal Bürger der Stadt Brünn“, so Miroslav Zajdák.
Schirmherrschaft über die Queer Parade hatte die Ministerin ohne Portefeuille für Minderheiten, Džamila Stehlíková, übernommen. Wie die tschechisch-amerikanische Tennislegende Martina Návratilová in einem Brief aufmerksam machte, können sich Homosexuelle erst seit der Wende zu ihrer sexuellen Orientierung bekennen. Bis 1961 war Homosexualität strafbar und noch danach wurde sie lange als Krankheit angesehen. In den Jahren nach der Wende äußerten nur etwa zehn Prozent der Bürger des Landes, dass sie Schwule und Lesben akzeptierten. Dies hat sich seitdem deutlich gewandelt, mittlerweile sind es laut Umfragen bereits Dreiviertel der tschechischen Bevölkerung.„Gerade den Weg von den zehn zu den 75 Prozent halte ich für die bedeutendste Entwicklung“, sagt der Leiter der tschechischen Gay-Initiative, Jiří Hromada.Vor zwei Jahren wurden zudem in Tschechien gleichgeschlechtliche Partnerschaften offiziell anerkannt.
o Die rechtsradikalen Störer der Queer Parade waren eine Minderheit, dennoch könnte es ein Nachspiel geben. Die meisten der Neonazis gehören nämlich der Nationalpartei (Národní strana) an. Wie Innenminister Ivan Langer am Sonntag in einer politischen Talkshow sagte, bewege sich die Partei am Rande der Legalität. Falls sich Beweise für Verstöße im Verfassungssinn finden lassen, würde er Rechtsschritte zu ihrem Verbot einleiten, ließ Langer erkennen.