Arbeitslosenquote hat 10 Prozent durchbrochen

Le chômage à l'Etat tchèque, source: CTK

Um eine Arbeitsstelle, die vom Arbeitsamt angeboten wird, bewerben sich 100 Interessenten. Diese extreme Lage herrscht derzeit in der nordmährischen Region Jesenik. Im Wirtschaftsbereich wurden zu Jahresbeginn in Tschechien zwei Rekorde übertroffen. Leider in keinem positiven Sinne. Markéta Maurová berichtet.

Arbeitslosenquote,  Diagramm: CTK
Mehr als eine halbe Million Tschechen, genauer 539 Tausend Menschen, sind ohne Arbeit. Die Arbeitslosenquote hat damit um 2 Zehntel die 10-Prozent-Grenze überstiegen. Am schlimmsten sind die Schwerindustrie- und Bergbauregionen Most und Karvina betroffen, in denen die Arbeitslosenquote sogar 20 Prozent übersteigt. Für Marktanalytiker bedeutet diese Entwicklung jedoch keine Überraschung: Tomas Vyskocil, ein Experte der Gesellschaft Wood and Company sagte dazu gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

"Der Zuwachs ist vor allem saisonbedingt, denn die Firmen haben zahlreiche Arbeitsverträge gerade zum Jahresende beendet. Allgemeiner liegen die Gründe in einer immer noch stärken Krone, die die Marge tschechischer Exporteure senkt, sowie in einem umfangreichen Arbeitslosengeld, das demotivierend wirkt."

Nach Angaben des Arbeitsministeriums haben bis zu 30 Prozent der Arbeitslosen einen schwarzen Nebenjob. Das Ministerium bereitet deshalb Gesetzesänderungen vor, die einen Missbrauch der Arbeitslosenunterstützung verhindern sollen. Die Arbeitslosen werden sich u.a. häufiger beim Arbeitsamt melden müssen und nachweisen, dass sie Arbeit suchen. Und Schulabsolventen etwa werden überhaupt keine Unterstützung erhalten, wenn sie zuvor nicht mindestens 12 Monate gearbeitet haben.

Zum ersten Mal in ihrer zehnjährigen Existenz erlebte die Tschechische Republik im Januar auch eine Deflation, d.h. die Verbraucherpreise sind im Vergleich zum Vorjahr gesunken, und zwar um 0,4 Prozent. Nach Repräsentanten der Zentralbank handle es sich hierbei um eine Folge der Stärkung der Krone, sowie einer Erhöhung der Konkurrenz im Kleinhandel. Gesunken sind vor allem die Preise bei Lebensmitteln, Bekleidung sowie Elektrizität. Der Vizegouverneur der Tschechischen Nationalbank, Ludek Niedermajer, sieht die Ursachen der Preissenkungen auch in einer untypischen Entwicklung der regulierten Preise.

"Z.B. die Einfrierung der Mietpreise hat den Prozess der Preisanpassung gebremst. Gleichzeitig erwarten wir, dass später wahrscheinlich das Gas teurer wird, es erwarten uns gewisse Steueränderungen. Also im Bereich der regulierten Preise handelt es sich wohl um eine vorübergehende Erscheinung."