Aussichten für das Jahr 2003

Wie wird das gerade begonnene Jahr 2003 für Tschechien sein? (Foto: CTK)

Wie wird das gerade begonnene Jahr 2003 für Tschechien sein? Eine kurze Aussicht hat für Sie Dagmar Keberlova vorbereitet.

Wie wird das gerade begonnene Jahr 2003 für Tschechien sein?  (Foto: CTK)
Auch wenn es diesmal kein Wahljahr ist, sind in der ersten Hälfte des Jahres zwei große Abstimmungen angesagt. In knapp zwei Wochen wird vom Parlament ein neuer tschechischer Präsident gewählt. Nach dem aus dem Amt scheidenden charismatischen und international geschätzten Vaclav Havel wird es sein Nachfolger mit Sicherheit nicht einfach haben. Keiner der derzeitigen Kandidaten gilt als Favorit und auch Havel hat bislang keine konkreten Namen genannt. In seiner Neujahrsansprache sagte Havel nur, er glaube, dass zu seinem Nachfolger ein "weiser, offener und verantwortungsbewusster Mensch gewählt wird, der ein kreativer Partner für die neuen politischen Akteure sein wird und in dem alle Bürger guten Willens ihren Verbündeten finden." Während über den künftigen Präsidenten schon bald entschieden wird, werden wir auf den Ausgang des Referendums über den EU-Beitritt Tschechiens - der weitaus wichtigeren Abstimmung für die Zukunft des Landes - noch bis Mitte Juni warten müssen. Jüngsten Umfragen zufolge würde das Referendum - auch wenn die Tschechen von allen Beitrittskandidaten der Europäischen Union am wenigsten Euphorie entgegenbringen - positiv ausgehen. Der scheidende Präsident hofft, dass sich die Tschechen bei der Volksbefragung ihrer Verantwortung bewusst werden:

"Ich glaube fest, dass das diesjährige Referendum über unseren EU-Beitritt bei den Bürgern auf großes Interesse stoßen wird und sie sich die Tragweite ihrer Entscheidung vergegenwärtigen."

Bei einem positiven Ausgang des Referendums wäre somit das Jahr 2003 das letzte, in dem die Tschechische Republik außerhalb der Europäischen Union steht. Aber schon mit der im Dezember auf dem EU-Gipfel in Kopenhagen ausgesprochenen Einladung in die Union scheinen sich die problematischen Beziehungen zu den Nachbarländern Deutschland und Österreich etwas geglättet zu haben. Während in letzter Zeit wegen des Atomkraftwerks Temelin und der Benes Dekrete seitens Österreichs immer wieder mit einem Veto gegen den Beitritt Tschechiens gedroht wurde, scheinen diese Drohungen nun der Vergangenheit anzugehören und werden wohl im Jahr 2003 kein wichtiges Thema mehr sein. Man müsse jedoch eine allgemeine Verständigungsbasis schaffen, meint der Prager ARD-Fernsehkorrespondent Georg Schmolz:

Aber mehr als diese Themen wird die Tschechen wahrscheinlich bewegen, wie viel sie in diesem Jahr in ihrer Tasche haben werden. Während sich im vergangenen Jahr der Durchschnittstscheche nur etwa die Hälfte dessen leisten konnte, was sich der Durchschnittseuropäer leisten konnte, sollte diese Kluft 2003 etwas verringert werden. Die Prognosen sind gut, das Lebensniveau wird steigen, da die Gehälter um 6-7% steigen sollen und die Inflation lediglich um 2%. Alles in allem wird das Jahr 2003 wahrscheinlich ein weiterer großer Nachholschritt auf dem Weg von der postkommunistischen Vergangenheit weg hin zu einem prosperierenden europäischen Land.