Bald auch Bio im tschechischen Tank / Tschechen haben mehr als eine Handyverbindung pro Person

Ab September müssen die Verbraucher in Tschechien wieder mit einigen Preiserhöhungen rechnen. Und zwar in erster Linie an den Tankstellen und in den Lebensmittelgeschäften. Aber auch auf dem tschechischen Mobilfunkmarkt hat sich in jüngster Zeit einiges getan. Und weitere Neuerungen stehen ins Haus.

Ups and downs in der tschechischen Wirtschaft

Die Zeit der Sommerferien in Tschechien geht langsam aber sicher zu Ende, und mit dem Beginn des neuen Schuljahres am 1. September wird es hierzulande auch zu Veränderungen auf einigen Feldern des Preissektors kommen. An Tankstellen wird es nämlich ab diesem Tag keinen reinen Dieselkraftstoff mehr zu kaufen geben, sondern nur noch einen, zu dem auch Rapsölmethylester beigemischt ist. Was das für die Preisentwicklung an der Zapfsäule zur Folge hat, dazu erklärte der Analytiker Petr Havel:

"Im Wesentlichen gilt: Der Anteil von einem Prozent Biokraftstoff wird sich in einer Preiserhöhung von rund zehn Hellern pro Liter Benzin oder Diesel niederschlagen. Je mehr Prozent an Biokraftstoff wir also beimischen werden, umso mehr Geld werden wir zuzahlen müssen."

Auch die Preise für Getreide, Milch und Fleisch werden bis zum Jahresende ansteigen, behaupten die Landwirte. Der zweitgrößte Milchbetrieb in Tschechien, das Unternehmen Olma, setzt sich derzeit mit den neuen Preisen auseinander. Vertriebsdirektor Jan Vareka ließ bereits durchblicken, in welchen Größenordnungen der Kunde in Zukunft mehr zahlen muss:

"Die Preiserhöhungen werden unterschiedlich sein. Je nachdem, ob eine große Nachfrage besteht und die Produkte vom Kunden gern gekauft werden oder nicht, wird sich auch der Preis verändern. Ganz sicher aber werden die Preise für Milch und Butter steigen, und zwar um zehn Prozent oder auch mehr. Bei Joghurt und Joghurt-Drinks hingegen werden die Preiserhöhungen unerheblich sein."

Bei den hierzulande sehr beliebten Backwaren allerdings wird man spätestens mit Beginn des neuen Jahres kräftig drauflegen müssen, um in den Besitz eines Hörnchens oder einer "Kolatsche" zu kommen. Radmila Rochovanska, die Sprecherin der Firma Penam, erläutert den Grund:

"Bis zum Ende des Jahres werden Backwaren voraussichtlich teurer werden. Schon ab dem 1. September wird das Mehl am Markt um 300 bis 500 Kronen je Tonne teurer, als es zum Beispiel noch im Juni dieses Jahres kostete. Der Verband der industriellen Mühlen in Tschechien hat offiziell bekannt gegeben, dass er den Preis für Mehl um 20 bis 25 Prozent erhöhen wird."

Ganz andere Erwartungen hegen dieser Tage die tschechischen Weinbauern. Was sie sich von der diesjährigen Weinlese erhoffen, dazu sagte der Sekretär des hiesigen Winzerverbandes, Martin Pucek:

"Man geht davon aus, dass die Weinlese um zwei bis drei Wochen früher als sonst beginnen wird. Das wird aber davon abhängen, ob es in der letzten Phase vor der Ernte noch regnen wird. Ohne Wasser kommt es nämlich nicht zur wichtigen Photosynthese, und das wiederum würde die Qualität des Weines beeinträchtigen. Aber ich denke, mit großer Sicherheit wird es ein überdurchschnittlich gutes Weinjahr werden."

Hinter die Fassade geschaut

Die Anzahl der Kunden der Mobilfunkanbieter in Tschechien ist im ersten Halbjahr dieses Jahres auf die stattliche Zahl von 12,56 Millionen gestiegen. Auf 100 Einwohner entfallen daher nahezu 123 Handynummern, was um acht mehr sind als im vergangenen Jahr. Mehr Handyverbindungen pro Kopf der Bevölkerung nutzen in Europa nur einige skandinavische Länder.

"Es gibt viele Leute, die zwei oder mehrere SIM-Karten haben. Zum Beispiel, um mit mehreren Personen auf dienstlichen und privaten SIM-Karten ebenso dienstliche und private Gespräche führen zu können. Außerdem können die SIM-Karten in einer ganzen Reihe von weiteren Einrichtungen genutzt werden, zum Beispiel bei einem Großteil von Sicherheitsanlagen. Verschiedene Überwachungssysteme sind heutzutage ebenso mit SIM-Karten ausgerüstet, um über eine größere Entfernung gegebenenfalls signalisieren zu können, dass das bewachte Objekt von Eindringlingen attackiert wird oder aber dass wegen ihres Werts überwachte Gegenstände von ihnen bedroht werden", sagt Jan Lodl, vom Server mobil.cz. Zehn bis 20 Prozent der Kunden der drei großen Mobilfunkanbieter in Tschechien haben mehrere Handys. Demgegenüber haben rund 20 Prozent der Bevölkerung immer noch kein Handy.

"Nach wie vor bietet der tschechische Markt noch einen Spielraum für den Verkauf von neuen Handys. Denn es gibt weiterhin eine genügend große Gruppe von möglichen Kunden, die noch kein Handy haben. Das liegt vor allem daran, dass für diese Gruppe das Telefonieren mit dem Handy derzeit noch unerschwinglich ist", bestätigt der Sprecher von Vodafone in Tschechien, Jakub Hrabovsky.

Neben Vodafone, dem mit 2,53 Millionen Kunden kleinsten unter den drei Anbietern, wird der tschechische Mobilfunkmarkt vor allem von den Giganten T-Mobile und Telefónica O2 beherrscht. Während T-Mobile mit 5,14 Millionen Kunden auf die größte Klientel verweisen kann und Telefónica O2 damit um 250.000 Kunden hinter sich lässt, streicht die tschechische Tochter des spanischen Anbieters derzeit noch die höchsten Erlöse ein. Den letzten Statistiken zufolge steigerte Telefónica O2 seine Erträge um 5,5 Prozent auf 15,7 Milliarden Kronen (ca. 560 Millionen Euro), während T-Mobile dank eines Zuwachses von 8,3 Prozent auch schon bei 15,4 Milliarden Kronen (ca. 550 Millionen Euro) liegt. Das heißt, dass Telefónica O2 monatlich von jedem seiner Kunden im Schnitt 510 Kronen (ca. 18 Euro) und T-Mobile 484 Kronen (ca. 17 Euro) kassierte.

Auf dem gesättigten tschechischen Markt versuchen die Mobilfunkanbieter aber nicht nur die für sie noch vorhandenen Randgruppen wie Kinder und Rentner zu erreichen, sondern auch ihren Kundenstamm zu halten. Doch woran verdienen die Mobilfunkanbieter derzeit am meisten?

"Sehr gewinnträchtig ist das Roaming für sie. Das wird auch nach Einführung des Eurotarifs so bleiben. Dennoch bleibt zu konstatieren: Die vom Umfang her größten Gewinne werden dank der Handy-Gespräche gemacht. Sie haben einen Anteil von 70 bis 80 Prozent am Gesamtgewinn des jeweiligen Mobilfunkanbieters," so Lodl.

Die bei diesen Dienstleistungen erzielten Erlöse stagnieren allerdings. Demgegenüber wird in Zukunft die Anzahl derer zunehmen, die ein TV-Programm via Handy verfolgen werden, meint Jan Lodl:

"Ein großes Potenzial der Handys besteht darin, dass sie dank eines integrierten GPS-Empfängers auch zum Navigieren genutzt werden. Und die Statistiken der Mobilfunkanbieter zeigen bereits, dass auch die Anzahl derjenigen, die vom Handy aus auf das Internet zugreifen, rapide gestiegen ist. Und zwar nicht nur in der Form, dass sie sich den Zugang zum Internet über das Handy sichern, nein es steigt auch die Anzahl derer, die über einen Browser direkt auf ihrem Handydisplay ins Internet schauen können. Gerade die letzten Statistiken der Mobilfunkanbieter zeigen, dass die Zahl der Kunden, die sich auf diese Weise jeden Tag Zugang zum Internet verschaffen, enorm gestiegen ist."