Bei Generalprobe zum Zentralabitur fällt ein Drittel der Prüflinge durch

„Wie kein anderes Insekt auf unserem Planeten können sich bestimmte Ameisen an glatten Oberflächen festhalten. Zur Perfektion hat es dabei eine Ameisenart gebracht, A) dessen, B) denen oder C) deren Vertreter in Südostasien leben.“ Hätten Sie es gewusst? So lautet eine Frage aus der Prüfung zum tschechischen Zentralabitur im Fach Deutsch. 40 Prozent der tschechischen Schüler im Abschlussjahrgang, die Deutsch als Abiturfach gewählt haben, wären durchgefallen. Dies ist eines der Ergebnisse der Generalprobe zum Zentralabitur.

Die Zahlen sind alarmierend. Nicht nur im Fach Deutsch wäre ein Großteil der Schüler durch die zentralen Abiturprüfungen gefallen. Die Mathematik-Tests hätte beinahe die Hälfte nicht bestanden. In Englisch war dies ein Drittel der Schüler und in Tschechisch immerhin knapp über ein Fünftel. Insgesamt wäre ein Drittel durch die kompletten Abiturprüfungen gefallen – in der leichteren Version wohlgemerkt. Die Prüflinge konnten nämlich wählen zwischen zwei Schwierigkeitsgraden. Auch Bildungsminister Josef Dobeš (VV) war überrascht von dem schlechten Ergebnis der Generalprobe. Trotzdem will er für den Ernstfall im kommenden Frühjahr nichts am Niveau der Prüfungen ändern:

Josef Dobeš  (Foto: ČTK)
„Den Schülern fehlt noch das letzte Schuljahr, es fehlt ihnen der Monat intensiven Lernens vor den Prüfungen, es fehlt ihnen die viel größere Motivation wie bei den wirklichen Prüfungen. Sie sind zu nachlässig an die Fragen herangegangen. Es war eben eine Generalprobe.“

Der Vorsitzende des Verbandes der Gymnasialrektoren, Alfréd Dytrt, pflichtet dem Minister bei. Man sollte dieses erste Ergebnis nicht überbewerten und sich nicht irre machen lassen von den hohen Durchfallquoten. Wichtig sei vor allem, dass das Zentralabitur nun endlich in Gang gesetzt werde, so Dytrt:

Vor ein Paar Monaten protestierten Studenten gegen die Zentralabiturprüfung
„Wir sollten nicht noch mehr Zeit verlieren mit langen Debatten darüber, ob es kommt oder nicht, was sich alles ändern soll und so weiter. Es könnte sein, dass die gleichen Schüler bei einem ähnlich schwierigen Test vielleicht anders abschneiden.“

Für Bildungsminister Dobeš zeigen die Ergebnisse der Generalprobe vor allem, dass die bereits zweimal verschobene Einführung des Zentralabiturs alternativlos ist:

„Das tschechische Schulsystem ist krank. Das lässt sich daraus ablesen. Unser Bildungsniveau sinkt. Heilen müssen wir das tschechische Schulsystem mit Qualitätsmessungen, und dieses Zentralabitur ist der erste Schritt.“

In der Schülerschaft gibt es Widerspruch. Hunderte der etwa 95.000 Teilnehmer haben die Generalprobe boykottiert und leere Prüfungsbögen abgegeben. Möglichen Protesten sieht Dobeš aber gelassen entgegen. Die Abiturienten hätten die Wahl, so der Minister: Entweder sie gehen auf die Straße, oder sie konzentrieren sich aufs Lernen.