Abiturprüfungen: das Kreuz mit den Zahlen

Abiturprüfung (Foto: ČTK/Taneček David)

Die tschechischen Abiturienten bekommen in diesen Tagen ihre Noten. In Mathematik waren sie besonders schlecht.

Abiturprüfung  (Foto: ČTK/Taneček David)
„Zwei Männer müssen Kapital zusammenbekommen. Der Eine hat mehr als der Andere, und man muss nun daraus mehrere Werte ableiten. Das ist sehr kompliziert, man muss da insgesamt drei Unbekannte herausfinden.“

Keine Angst, wir wollen Ihnen keine Albträume bereiten. Was die Prager Gymnasiastin Renata da erklärt hat, war eine der Aufgaben beim zentral gestellten Teil des diesjährigen Mathematik-Abiturs in Tschechien. Lösen mussten sie all diejenigen, die Mathe auch tatsächlich als Wahlpflichtprüfung gewählt haben. Ihre Schulkameradin Petra bestätigt, dass gerade dieses kein Zuckerschlecken war in diesem Jahr:

„Mir erschien die Prüfung furchtbar schwer im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Das weiß ich von den Aufgaben, die ich zur Vorbereitung gelöst habe.“

Jiří Zika  (Foto: Kristýna Hladíková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Geschrieben wurden die Prüfungen im Mai. Nun sind die Ergebnisse da, und Eines steht fest: Mathematik ist für die tschechischen Abiturienten eine Qual. Insgesamt sind 22 Prozent der Schüler in dem Fach durchgefallen, im Jahresvergleich ist das ein Plus von 0,6 Prozent. In ganzen Zahlen ausgedrückt sind das über 3000 der Schulabgänger.

Warum die Mathe-Prüfungen so schlecht ausgefallen sind, kann sich Jiří Zika von der Agentur Cermat nur durch die schlechte Vorbereitung im Unterricht erklären. Cermat erstellt den zentralen staatlichen Teil der Abiturprüfungen hierzulande:

„Die Lehrer an den weiterführenden Schulen beschweren sich am meisten darüber, dass den Schülern die Grundlagen in der Mathematik fehlen würden. Die Kinder kommen beispielsweise auf ein Gymnasium, ohne richtig auf die dortigen Lehrpläne vorbereitet zu sein.“

Abiturprüfung  (Foto: ČTK/Taneček David)
Das Abitur in Tschechien besteht aus einem dezentralen Prüfungsteil der Schulen und einem zentralen Teil vom Bildungsministerium und der Agentur Cermat. Gerade darin sieht Bohumil Kartous vom Lernnetzwerk EduIn ein Problem. Denn die Aufgaben sind für alle weiterführenden Schulen identisch:

„Die Probleme gibt es nicht bei allen Schulabgängern, sondern hauptsächlich bei den Absolventen der Berufsoberschulen. Das eröffnet natürlich wieder die Frage, wie sinnvoll ein Zentralabitur in dieser Form ist.“

Die Durchfallquote in Mathe scheint dabei umso schlimmer, da die Prüfungen in dem Fach bisher nicht verpflichtend sind für die Schüler. Anstatt Analysis und Geometrie können die Abiturienten nämlich eine Fremdsprache wählen, für Mathematik entscheiden sich nur rund 23 Prozent aller Prüflinge. Beliebt ist vor allem Englisch, da bestehen auch insgesamt 94 Prozent aller Teilnehmer. Ähnlich ist es bei Deutsch oder Französisch.

Robert Plaga  (Foto: OISV,  CC BY-SA 4.0)
Ab dem Schuljahr 2020/21 soll aber Schluss sein mit der Wahlfreiheit. Ein neues Gesetz sieht vor, dass in Zukunft alle Kinder ein Mathematik-Abitur ablegen müssen. Derzeit ist nur Tschechisch Pflicht. Angesichts der schlechten Ergebnisse schlägt der geschäftsführende Bildungsminister Robert Plaga (eine Abkehr vom Mathe-Zwang vor):

„Für mich ist die ganze Sache ein weiterer Grund, möglichst schnell erneut über die Abiturprüfungen in Mathematik zu diskutieren. Vor allem aber darüber, ob eine verpflichtende Mathematik-Prüfung in allen Bildungsrichtungen, so sieht es ja das derzeitige Gesetz vor, überhaupt sinnvoll ist.“