Besorgniserregende Tests - Chemiefabrik Spolana erneut in den Schlagzeilen

Spolana (Foto: CTK)

Fast ein Jahr nach der Überschwemmungskatastrophe vom vergangenen August ist das Chemiewerk Spolana im mittelböhmischen Neratovice wieder in die Schlagzeilen geraten. Gerald Schubert berichtet über die neuesten Umwelttests:

Spolana  (Foto: CTK)
Viele Hörerinnen und Hörer von Radio Prag haben die Hochwasserkatastrophe vom vergangenen Jahr wahrscheinlich noch gut in Erinnerung. Und vielleicht haben manche im Fernsehen auch die Bilder des fast zur Gänze überschwemmten Chemiewerks Spolana im mittelböhmischen Neratovice gesehen. Die Aufregung um entwichene Giftstoffe war damals groß gewesen. Von erhöhten Quecksilberkonzentrationen in der Umgebung des Werks war damals die Rede, gleich mehrmals gab es in Neratovice Giftalarm wegen entwichenen Chlorgases, hochtoxisches Dioxin drohte in die Nahrungskette zu gelangen. Doch damit nicht genug: Denn in den dramatischen Tagen der Überschwemmungskatastrophe konnte niemand sagen, ob eventuell ausgespülte Giftstoffe in der Umgebung des Werksgeländes bleiben würden oder über die Elbe weitere Gebiete im Norden, auch hinter der deutschen Grenze, kontaminieren könnten. Bundesumweltminister Trittin war damals nach Prag geflogen, um mit seinem tschechischen Amtskollegen Libor Ambrozek einen Lokalaugenschein vorzunehmen und Sofortmaßnahmen in Form schnelleren Informationsaustausches zu vereinbaren. Im Zentrum der Kritik stand bereits während des Hochwassers vor allem die Kommunikationspolitik von Spolana.

Mittlerweile ist fast ein Jahr vergangen, und Spolana ist im Zusammenhang mit freigesetzten Umweltgiften erneut in den Schlagzeilen. Die staatliche Veterinärverwaltung Tschechiens hat nämlich in Proben von Hühnereiern und Fischen eine erhöhte Konzentration von Giftstoffen festgestellt. Bei drei privaten Hühnerzüchtern in der nahe des Werks gelegenen Gemeinde Libis, die ebenfalls von den Überflutungen betroffen gewesen war, hatte man Mitte Mai die Proben entnommen, nun liegen die Ergebnisse auf dem Tisch: Kein einziges der getesteten Eier erfüllte die Bedingungen gesundheitlicher Unbedenklichkeit. In praktisch allen Fällen wurden mehrfache Überschreitungen der Grenzwerte für die Konzentrationen der Giftstoffe PCB und DDT festgestellt. Und die untersuchten Fischproben, die enthielten allesamt erhöhte Quecksilberwerte.

Einen der Geflügelzüchter aus der Umgebung überraschen die neuen Testergebnisse nicht mehr:

"Greenpeace, Arnika und das Umweltministerium haben Gewebsproben von unseren Enten entnommen, und vom Nachbarn Hühnereier. Dort stellten sie eine der höchsten Konzentrationen von Quecksilber und Dioxin überhaupt fest. Na, und die Firma Spolana hat abgestritten, dass das von ihr kommt."

Spolana-Sprecher Jan Martinek führt dazu an:

"Auf jeden Fall wissen wir heute, dass man das Hochwasser und die gegenwärtige Kontamination in der Umgebung von Spolana in keinen Zusammenhang bringen kann. Denn alle Stoffe, ob das nun PCB oder DDT oder Quecksilber ist, können sich in so kurzer Zeit gar nicht in Eiern und Geflügel ablagern."

Den Anrainern aber wird der Zusammenhang mit dem Hochwasser mehr oder weniger egal sein. Denn man hat ohnehin angenommen, dass schon über viel längere Zeit diverse Giftstoffe in die Umwelt gelangt sein könnten. Nur, so eine in dem Gebiet lebende Frau gegenüber der Nachrichtenagentur CTK: Früher hat man eben nicht gemessen.