Chemiefabrik Spolana: Beseitigung von Dioxin beginnt

Zelt für Beseitigung des Dioxin (Foto: CTK)

In diesen Tagen gibt es im Programm von Radio Prag natürlich eine ganze Reihe von Beiträgen, die sich mit der Hochwasserkatastrophe vor genau einem Jahr befassen. Der Beitrag, den Sie nun hören können, hat ebenfalls mit den Überschwemmungen zu tun, wenn auch nur indirekt und nicht im Zusammenhang mit deren Jahrestag. Wir werfen nämlich einen Blick auf die mittelböhmische Chemiefabrik Spolana. Die war ja während des Hochwassers fast zur Gänze überschwemmt, und wegen des Austretens giftiger Substanzen gelangte sie damals zu trauriger Berühmtheit. Am Mittwoch nun wurde mit der Dekontaminierung eines dioxinverseuchten Areals auf dem Werksgelände begonnen. Gerald Schubert hat nähere Informationen:

Zelt für Beseitigung des Dioxin  (Foto: CTK)
Es sind mehrere ökologische Altlasten, mit denen die Chemiefabrik Spolana im mittelböhmischen Neratovice zu kämpfen hat. Während der Hochwassertage vor genau einem Jahr kamen einige davon zum Vorschein und wurden zum Diskussionsthema einer breiten Öffentlichkeit: Chlor war damals freigeworden, und auf dem fast völlig überschwemmten Firmengelände befanden sich auch quecksilber- und dioxinhaltige Areale. Sogar der deutsche Umweltminister Jürgen Trittin war damals angereist, um sich ein Bild von der Lage zu machen und mit seinem tschechischen Amtskollegen Libor Ambrozek konkretere Formen der Zusammenarbeit zu vereinbaren. Denn immerhin liegt Spolana an der Elbe, die weiter nördlich über die Grenze und quer durch Deutschland fließt.

Die dioxinverseuchten Gebäudeteile in Spolana werden nun einem langwierigen Dekontaminierungsprozess unterzogen, der am Mittwoch mit einem entsprechenden Pilotprojekt begonnen wurde. Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um die Isolierung des Dioxins und seine anschließende die Umwandlung in ein ungiftiges Salz. Sogar die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die die Firma Spolana schon seit geraumer Zeit sehr genau beobachtet, räumt ein, dass es sich dabei in technischer Hinsicht um eine recht gute Methode handelt. Andererseits: Der Auftrag wurde vom staatlichen "Fonds des nationalen Eigentums" ohne öffentliche Ausschreibung vergeben. Andere Methoden, die vielleicht noch besser gewesen wären, seien also nicht berücksichtigt worden. Und, so Jan Haverkamp, Kampagnenleiter von Greenpeace in Tschechien:

Zelt für Beseitigung des Dioxin  (Foto: CTK)
"Wir reden von 100 Millionen Euro, das ist eine ganz große Menge Geld. Und wenn solche Sachen ohne öffentliche Ausschreibung vergeben werden, dann stehen die Türen für Korruption weit offen, und wir haben ein bisschen Angst, dass das in diesem Fall auch passiert sein könnte. Wenn jetzt, in so einer frühen Phase, Korruption auftritt, dann können wir natürlich nicht sicher sein, dass nicht auch während der Ausführung der Arbeit versucht wird, an ganz vielen Stellen Kosten zu sparen - und dass die Korruption dann weitergeführt werden könnte."

Vorerst jedoch handelt es sich nur um ein Pilotprojekt, im Rahmen dessen das Verfahren einmal geprüft werden soll. Michal Straka von der Gesellschaft SITA Bohemia, die mit der Beseitigung des Dioxins beauftragt wurde, erklärt:

"Nach Beendigung des Projekts wird ein Abschlussbericht ausgearbeitet, in dem das Projekt bewertet wird. Und es wird ein Gutachten eines unabhängigen Experten geben, erstellt an der Hochschule für Chemietechnik in Prag. Dieser gesamte Prozess sollte bis zum Ende des Jahres 2003 abgeschlossen sein."

Anfang 2004 könnte dann die eigentliche Sanierung beginnen, die etwa bis Ende 2008 dauern soll.