Besuch von Minister Tvrdík nutzen 27 tschechische Soldaten zur Heimkehr
In nahezu allen Medien der Welt nimmt die Irak-Krise derzeit eine explizite Stellung ein. Bei TV-Kanälen kann man sehen, wie der Aufmarsch der US-Truppen voranschreitet, in Radios und Printmedien werden wiederholt die Aussagen führender Politiker zitiert, die nichts Gutes verheißen. Die Kriegsgefahr im Irak wächst. Das spüren auch die in Kuwait stationierten Soldaten der tschechischen Anti-ABC-Waffen-Einheit, denen ihr Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdík am Montag einen Besuch abstattete. Mit welchen Konsequenzen, dazu mehr von Lothar Martin.
Seit September letzten Jahres ist eine tschechische Einheit mit rund 250 Anti-ABC-Waffen-Spezialisten im US-amerikanischen Stützpunkt Camp Doha in Kuwait stationiert. Im Rahmen der Operation "Enduring Freedom" sollte sie den US-Truppen zunächst bis Ende Dezember und danach bis Ende März hilfreich zur Seite stehen. Doch weil die Vereinigten Staaten keinen Hehl aus ihren Absichten machen, das Regime von Iraks Diktator Saddam Hussein unbedingt und daher auch mit Waffengewalt stürzen zu wollen, sollten sich die tschechischen Spezialisten nun auch für einen direkten Kriegseinsatz bereithalten. Eine neue Situation, die die Spannung unter den in Kuwait stationierten Soldaten noch einmal ansteigen ließ. Daher machte sich Tschechiens Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdik am Montag auch höchstpersönlich auf den Weg, um sich von der Moral der Truppe vor Ort ein Bild zu machen. Und Tvrdík bot an, dass all diejenigen, die sich aus irgendwelchen Gründen nicht zu 100 Prozent in der Lage fühlen, den möglichen Kriegseinsatz zu bestehen, vorzeitig in die Heimat zurückkehren können. 27 Soldaten nahmen dieses Angebot an, von denen sieben sogleich mit der Maschine des Ministers die Heimreise antraten."Dies ist eine etwas ungewöhnliche Maßnahme, aber der Kampfeinsatz ist auch eine außerordentlich schwierige Aktion," bewertete der tschechische Befehlshaber für Logistik in Kuwait, Miroslav Matis, das Angebot des Ministers. Warum gleich 27 Soldaten davon Gebrauch machten, dazu erklärte der Psychologe und Sprecher der Anti-ABC-Waffen-Einheit, Major Ludek Lavicka, in einem Telefonat für Radio Prag: "Es geht darum, dass wir schon den fünften Monat bei der Operation ´Enduring Freedom´ im Einsatz sind und dabei spezielle Fachaufgaben erfüllen, die uns unser Mandat auferlegt. Und selbstverständlich hat die Situation, wie sie sich in der Region um uns herum entwickelt hat, dazu die klimatischen Bedingungen und gleichzeitig ein psychischer Druck von Seiten der Familienangehörigen Einfluss auf die Psyche der Soldaten. Das bedeutet, dass unsere Soldaten alles sehr intensiv durchleben, das, was zu Hause in ihren Familien passiert, und alles, was um uns herum in Kuwait geschieht. Von einer Krisenspannung kann jedoch nicht die Rede sein, sondern vielmehr davon, dass wir seit September letzten Jahres dauerhaft unter erhöhten Anforderungen im Einsatz sind." Der allerorten viel diskutierte mögliche Krieg im Irak hat also schon längst seine ersten psychischen Spuren hinterlassen. Ein Grund mehr für alle Politiker, das Wohl und Wehe einer solchen Vernichtungsaktion noch einmal gründlichst zu überdenken.