Biathlon wird in Tschechien immer populärer – Nové Město veranstaltet gute EM
In der mährischen Kleinstadt Nové Město na Moravě waren vergangene Woche erstmals die besten Skijäger Europas zu Gast. Und wenn es nach dem Willen der dortigen Veranstalter geht, sollen der Europameisterschaft noch weitere und größere Events im Biathlon folgen.
Mit diesen Worten begründete Jiří Hamza, einer der Cheforganisatoren der Wintersportveranstalter in Nové Město na Moravě, weshalb sich der kleine Ort im zentralen Teil der Böhmisch-Mährischen Höhe nicht länger nur mit der Ausrichtung von internationalen Skilanglaufkonkurrenzen begnügen möchte. Bei der Weltmeisterschaft im schwedischen Östersund hat sich der tschechische Biathlon-Verband daher um die Ausrichtung der WM im Jahr 2012 beziehungsweise alternativ für das Jahr 2013 beworben. Und das mit einem kühnen Projekt von zusätzlichen Bauten zur jetzigen Anlage, das bei der Konkurrenz schon einmal für Erstaunen sorgte. Jiří Hamza ist also nicht zu Unrecht von diesem Projekt überzeugt:
„Ich denke, dass dieses Projekt einzigartig in seiner Art sein kann. Mit Hilfe mobiler Anbauten werden wir in der Lage sein, ein Stadion für 20.000 Zuschauer entstehen zu lassen. Ein Stadion, was es, so glaube ich, nicht einmal in Oberhof gibt. Aber genau solch einen Zuschauerkessel bereiten wir vor.“
Aus diesem Grund war man sich in Nové Město na Moravě auch dessen bewusst, mit der Biathlon-Europameisterschaft, die in der vergangenen Woche hier ausgetragen wurde, de facto eine Visitenkarte für die mögliche Durchführung einer WM abgegeben zu haben. Um aber die kontinentale Meisterschaft bei den eher vorfrühlingshaften Temperaturen dieses milden Winters überhaupt ausrichten zu können, mussten die Veranstalter in Nové Město na Moravě ganze Arbeit leisten.„Wir haben zwar noch etwas von unserer Arbeit in Vorbereitung auf die Tour de Ski profitieren können, doch letztlich mussten wir die Strecken vor der Biathlon-WM nochmals mit sechs- bis siebentausend Kubikmeter Kunstschnee aufpolieren. Ganz einfach deshalb, um den Athleten eine einigermaßen saubere Loipe bieten zu können. Aber selbstverständlich waren die Witterungsverhältnisse bei der EM ziemlich extrem, so dass ich vor all unseren Mitstreitern und Helfern im Organisationsteam nur den Hut ziehen kann“, sagte Hamza in einem Fazit, dass er gegenüber Radio Prag am Abschlusstag der EM gezogen hat.
Doch wie waren die Athleten selbst mit der Anlage, den klimatischen Bedingungen und ihren eigenen Leistungen zufrieden?
Fast 15.000 Zuschauer hatten sich an den vier Wettkampftagen an der schmucken Biathlonanlage in Nové Město na Moravě eingefunden, um die Athleten bei den spannenden Konkurrenzen anzufeuern. Als aber Tschechiens große Medaillenhoffnung, Vorjahresvizeweltmeister Michal Šlesingr am Schießstand weilte, war – wie zu hören – der Jubel besonders groß. Und Šlesingr, obwohl noch die komplette Anzahl der WM-Wettbewerbe von Östersund in den Knochen, enttäuschte seine Anhänger nicht. Im 20-km-Ausdauerrennen holte er sich die Silbermedaille, im Sprintwettbewerb und in der Staffelkonkurrenz jeweils Bronze.
„Mein Auftreten hier war, so finde ich, ziemlich gut. Zu Beginn der Saison bin ich nämlich meiner Form aus dem Vorjahr lange hinterhergelaufen. Mir ist es aber gelungen, mich auf die WM und die EM zu konzentrieren, und darüber bin ich froh und sehr zufrieden.“Einen zufriedenen Eindruck machte auch der junge Österreicher Dominik Landertinger, der bei den Wettbewerben der Junioren sowohl im Verfolgungsrennen als auch mit der Staffel je eine Silbermedaille gewann. Noch ein wenig erschöpft resümierte er nach der Entscheidung in der Einzeldisziplin:
„Das Rennen war einfach perfekt. Ich habe bei der Europameisterschaft ziemlich viel Pech gehabt beim Schießen. Meine Pläne sind daher nicht so aufgegangen, wie ich es mir vorgestellt habe, so dass ich auch wirklich fertig war die letzten Tage. Jetzt aber dieser Erfolg, das ist einfach für mich und die Trainer wahnsinnig schön.“
Und Landertinger ließ auch noch wissen, dass ihm die aufgeweichte Strecke sehr gut gelegen habe: „Ja, ich bin froh, dass es so langsam war. Durch diese Bedingungen habe ich mehr rausholen können beim Laufen.“
Toni Lang, der im Verfolgungsrennen der Männer als bester Deutscher den 12. Platz belegte, hätte sich dagegen ein wenig bessere Bedingungen gewünscht:
„Also es war schlecht, aber ich denke, dass man daran nicht sehr viel machen kann. Die Veranstalter haben das Beste herausgeholt von der Strecke, was möglich war, aber bei der Witterung und bei solch einer schmutzigen Strecke ist es einfach schwer. Also es gibt Bedingungen, wo es wesentlich mehr Spaß macht zu laufen.“Die Tatsache aber, dass er – wie die anderen deutschen Biathleten auch – bei dieser EM ohne Medaille nach Hause fuhr, machte er fairer Weise aber nicht an den Strecken- und Witterungsverhältnissen fest. Seine Leistung in der Verfolgung schätzte er vielmehr kritisch ein:
„Also aus meiner Sicht war es nicht ganz so gut, denn ich habe zurzeit ziemliche Probleme beim Schießen. Ich habe heute wieder acht Strafrunden gedreht. Durch meine Laufform habe ich davon einiges kompensieren können, aber man wünscht sich schon eine bessere Performance auch beim Schießen.“
Toni Langs Landsfrau, die zierliche Jenny Adler, war da schon etwas zufriedener. Im Verfolgungsrennen der Frauen belegte sie den vierten Platz und verpasste die anvisierte Medaille nur knapp. Aber auch sie gestand, dass sie während dieser EM beim Schießen nicht in Höchstform war:
„Ich denke, dass es von meiner Seite ein recht gutes Rennen war, in Anbetracht dessen wie die Bedingungen waren. Aber ärgerlich ist, dass ich beim Schießen einmal zwei Fehler hatte, und das ist halt für den Podestplatz einer zuviel.“Gegenüber ihren männlichen Kollegen, die selbst in der Staffel über Rang vier nicht hinauskamen, konnten die deutschen Damen wenigstens im Mannschaftswettbewerb mit Silber eine Medaille erringen. Das sei allerdings nur ein kleiner Trost für die harten EM-Tage in Nové Město na Moravě, gab Jenny Adler zu verstehen. Dem Veranstalter machte sie diesbezüglich jedoch keinen Vorwurf:
„Für das Wetter kann natürlich keiner etwas. Von daher nehmen einen die Bedingungen schon ganz schön mit. Aber gut, dafür kann der Veranstalter nichts.“
Ein Urteil, dem man nur zustimmen kann. Denn bis auf die Beeinflussung des Wettergottes, der unbestechlich ist, haben die Veranstalter wirklich alles unternommen, um die Europameisterschaft in würdiger Weise ablaufen zu lassen. Und das ist ihnen auch voll und ganz gelungen. Deshalb blickte auch Organisationschef Jiří Hamza zufrieden drein, als er dieses Fazit zog:
“Viele Leute haben uns gesagt, dass sie bei ihrer Anreise nicht daran geglaubt haben, dass die Wettkämpfe hier stattfinden könnten. Es war ein wirklich wichtiger Schritt, den wir unternehmen mussten mit Blickrichtung auf unsere WM-Bewerbung. Jetzt aber, so denke ich, haben alle gesehen, dass wir in der Lage sind, auch eine Weltmeisterschaft hier auszurichten.“